„Andy Seebär“steckt mit seinem Optimismus an
Der frühere Weltklasse-Schwimmer Andreas Diehl ist unheilbar krank. Er engagiert sich trotzdem ehrenamtlich und hilft, wo er kann.
„Damit habe ich wirklich nicht gerechnet, es hat mich total überrascht“, sagt Andreas Diehl auch noch Monate, nachdem ihm und anderen verdienten Ehrenamtlichen von Sportminister Reinhold Jost in der Staatskanzlei in Saarbrücken die Sportplakette des Saarlandes überreicht wurde. Dabei handelt es sich um den höchsten saarländischen Verdienstorden im Bereich des Sports. „Ich dachte schon: Oh je, jetzt bekommst du die Ehrung für dein Lebenswerk – danach kannst du das Zeitliche segnen“, scherzt Diehl. Und allein dies macht den 61-Jährigen und seine Art so bemerkenswert.
2014 wurde öffentlich bekannt, dass der frühere WeltklasseSchwimmer an der fortschreitenden Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) leidet, die zu Muskellähmung führt. Die Krankheit gilt als nicht heilbar. Eine medikamentöse Behandlung kann den tödlichen Verlauf nur verzögern.
Eine Krankheit, die einem bei voller geistiger Gesundheit Stück für Stück die Kontrolle über den eigenen Körper entzieht, ist für viele Menschen die Horrorvorstellung schlechthin.
Andreas Diehl hat sich zum Ziel gesetzt, das Beste aus dem zu machen, was ihm geblieben ist. Bis vor kurzem gehörte dazu die Pressearbeit als Fachwart für Öffentlichkeit beim Saarländischen SchwimmBund, die er mit viel Leidenschaft und Hingabe übernahm. Durch seine große Erfahrung – auch im Umgang mit Medien – hatte er großen Anteil daran, dass der Schwimmsport im Saarland in der öffentlichen Wahrnehmung „aus dem Dornröschenschlaf“geweckt wurde, wie es vonseiten des Sportministeriums heißt. Obwohl Diehl das Amt aus gesundheitlichen Gründen Mitte 2023 abgeben musste, habe er „mit seinem großartigen Engagement im Ehrenamt, seiner aufrichtigen, liebenswerten Art sowie seinem ansteckenden Optimismus ganz Großes im Schwimmsport im Saarland bewegt“, sagte Reinhold Jost.
Bis weit über die Grenzen des Saarlandes hinaus wurde Diehl aus dem Heusweiler Ortsteil Eiweiler als Spitzensportler bekannt: 1977 wurde er deutscher Jugendmeister im Brust- und Kraulschwimmen. Später wurde er mehrmals deutscher Meister seiner Altersklasse und sogar Doppel- und Vizeweltmeister mit einem Europa-Rekord im Rettungsschwimmen (DLRG).
Vor gut elf Jahren gründete Diehl die „Schwimmschule Seebär“, in der er besonders auf die Erlebnis- und Lernerfahrungen der MontessoriPädagogik setzt. Die Entwicklung von Kindern liegt ihm ganz besonders am Herzen. Deshalb trainierte er diese, solange es ihm gesundheitlich möglich war.
„Ich bin nicht der klassische Vereinsmensch, der sich 50 Jahre lang dort in einem oder unterschiedlichen Ämtern engagiert. Auch deshalb hat mich die hohe Auszeichnung überrascht“, sagt Diehl und beschreibt sein Engagement wie folgt: „Ich habe, auch aufgrund meiner Lebensgeschichte, immer mein Ding durchgezogen. Dort, wo ich helfen konnte, habe ich geholfen. War das erledigt, war ich wieder weg – woanders helfen.“Unter anderem war er Abteilungsleiter und Cheftrainer der Schwimmer im ATSV Saarbrücken. Später half Diehl verschiedenen Vereinen als Berater und über die Vermittlung von Talenten aus seiner Schwimmschule weiter. Noch heute wird „Andy Seebär“immer wieder um Rat gefragt.
Seine Lebensgeschichte wurde inzwischen als Novelle schriftlich verewigt. Thomas Döring schildert in „Die Reise des Seebären“, die im Geistkirch-Verlag erschienen ist, die Erlebnisse eines Sportlers unter anderem während einer Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn. Diesen letzten großen Traum möchte sich der echte „Seebär“aus Eiweiler unbedingt noch erfüllen. Bisher scheiterte das Vorhaben an fehlenden Strom-Anschlüssen für die lebenswichtigen medizinischen Geräte. Doch die Hoffnung stirbt bei Andreas Diehl ohnehin zuletzt.
„Dort, wo ich helfen konnte, habe ich geholfen. War das erledigt, war ich wieder weg – woanders helfen.“Andreas Diehl ehemaliger Weltklasse-Schwimmer