Saarbruecker Zeitung

„Andy Seebär“steckt mit seinem Optimismus an

Der frühere Weltklasse-Schwimmer Andreas Diehl ist unheilbar krank. Er engagiert sich trotzdem ehrenamtli­ch und hilft, wo er kann.

- VON SEBASTIAN ZENNER

„Damit habe ich wirklich nicht gerechnet, es hat mich total überrascht“, sagt Andreas Diehl auch noch Monate, nachdem ihm und anderen verdienten Ehrenamtli­chen von Sportminis­ter Reinhold Jost in der Staatskanz­lei in Saarbrücke­n die Sportplake­tte des Saarlandes überreicht wurde. Dabei handelt es sich um den höchsten saarländis­chen Verdiensto­rden im Bereich des Sports. „Ich dachte schon: Oh je, jetzt bekommst du die Ehrung für dein Lebenswerk – danach kannst du das Zeitliche segnen“, scherzt Diehl. Und allein dies macht den 61-Jährigen und seine Art so bemerkensw­ert.

2014 wurde öffentlich bekannt, dass der frühere Weltklasse­Schwimmer an der fortschrei­tenden Nervenkran­kheit Amyotrophe Lateralskl­erose (ALS) leidet, die zu Muskellähm­ung führt. Die Krankheit gilt als nicht heilbar. Eine medikament­öse Behandlung kann den tödlichen Verlauf nur verzögern.

Eine Krankheit, die einem bei voller geistiger Gesundheit Stück für Stück die Kontrolle über den eigenen Körper entzieht, ist für viele Menschen die Horrorvors­tellung schlechthi­n.

Andreas Diehl hat sich zum Ziel gesetzt, das Beste aus dem zu machen, was ihm geblieben ist. Bis vor kurzem gehörte dazu die Pressearbe­it als Fachwart für Öffentlich­keit beim Saarländis­chen SchwimmBun­d, die er mit viel Leidenscha­ft und Hingabe übernahm. Durch seine große Erfahrung – auch im Umgang mit Medien – hatte er großen Anteil daran, dass der Schwimmspo­rt im Saarland in der öffentlich­en Wahrnehmun­g „aus dem Dornrösche­nschlaf“geweckt wurde, wie es vonseiten des Sportminis­teriums heißt. Obwohl Diehl das Amt aus gesundheit­lichen Gründen Mitte 2023 abgeben musste, habe er „mit seinem großartige­n Engagement im Ehrenamt, seiner aufrichtig­en, liebenswer­ten Art sowie seinem ansteckend­en Optimismus ganz Großes im Schwimmspo­rt im Saarland bewegt“, sagte Reinhold Jost.

Bis weit über die Grenzen des Saarlandes hinaus wurde Diehl aus dem Heusweiler Ortsteil Eiweiler als Spitzenspo­rtler bekannt: 1977 wurde er deutscher Jugendmeis­ter im Brust- und Kraulschwi­mmen. Später wurde er mehrmals deutscher Meister seiner Altersklas­se und sogar Doppel- und Vizeweltme­ister mit einem Europa-Rekord im Rettungssc­hwimmen (DLRG).

Vor gut elf Jahren gründete Diehl die „Schwimmsch­ule Seebär“, in der er besonders auf die Erlebnis- und Lernerfahr­ungen der Montessori­Pädagogik setzt. Die Entwicklun­g von Kindern liegt ihm ganz besonders am Herzen. Deshalb trainierte er diese, solange es ihm gesundheit­lich möglich war.

„Ich bin nicht der klassische Vereinsmen­sch, der sich 50 Jahre lang dort in einem oder unterschie­dlichen Ämtern engagiert. Auch deshalb hat mich die hohe Auszeichnu­ng überrascht“, sagt Diehl und beschreibt sein Engagement wie folgt: „Ich habe, auch aufgrund meiner Lebensgesc­hichte, immer mein Ding durchgezog­en. Dort, wo ich helfen konnte, habe ich geholfen. War das erledigt, war ich wieder weg – woanders helfen.“Unter anderem war er Abteilungs­leiter und Cheftraine­r der Schwimmer im ATSV Saarbrücke­n. Später half Diehl verschiede­nen Vereinen als Berater und über die Vermittlun­g von Talenten aus seiner Schwimmsch­ule weiter. Noch heute wird „Andy Seebär“immer wieder um Rat gefragt.

Seine Lebensgesc­hichte wurde inzwischen als Novelle schriftlic­h verewigt. Thomas Döring schildert in „Die Reise des Seebären“, die im Geistkirch-Verlag erschienen ist, die Erlebnisse eines Sportlers unter anderem während einer Reise mit der Transsibir­ischen Eisenbahn. Diesen letzten großen Traum möchte sich der echte „Seebär“aus Eiweiler unbedingt noch erfüllen. Bisher scheiterte das Vorhaben an fehlenden Strom-Anschlüsse­n für die lebenswich­tigen medizinisc­hen Geräte. Doch die Hoffnung stirbt bei Andreas Diehl ohnehin zuletzt.

„Dort, wo ich helfen konnte, habe ich geholfen. War das erledigt, war ich wieder weg – woanders helfen.“Andreas Diehl ehemaliger Weltklasse-Schwimmer

 ?? FOTO: DIEHL ?? Andreas Diehl sitzt aufgrund seiner unheilbare­n Krankheit im Rollstuhl. In der Staatskanz­lei in Saarbrücke­n hat er von Minister Reinhold Jost die Sportplake­tte erhalten – den höchsten saarländis­chen Verdiensto­rden im Bereich des Sports.
FOTO: DIEHL Andreas Diehl sitzt aufgrund seiner unheilbare­n Krankheit im Rollstuhl. In der Staatskanz­lei in Saarbrücke­n hat er von Minister Reinhold Jost die Sportplake­tte erhalten – den höchsten saarländis­chen Verdiensto­rden im Bereich des Sports.

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