„Comedy im Frühling“auf der Zielgeraden
Heute ein letzter Abend in Friedrichsthal, dann ist Schluss mit „Comedy im Frühling“. Weil auch der künstlerische Leiter, Charlie Bick, aufhört.
Eigentlich hatte er ja schon vor einem Jahr aufhören wollen. Aber ohne zünftigen Abschied? Der letzte „Knallbunte Abend“musste ein besonderer sein. Und so schickte Charlie Bick im Herbst vergangenen Jahres statt eines Top-Acts mit lokaler Verstärkung ausschließlich saarländische Künstler auf die übliche Tour durch vier Gemeinden – nicht zuletzt, um die hiesigen Akteure nach Corona ein wenig zu päppeln. Und weil das denen so gut tat und beim Publikum so gut ankam, beschloss Bick, sie auch noch in die anderen vier Ortschaften zu entsenden.
Deshalb ist das „Saarland-Spezial“nun erneut zu erleben – als wirklich allerletzte Ausgabe von „Comedy im
Frühling/Herbst“: Jetzt ist endgültig Schluss mit der Reihe, die das Kulturforum des Regionalverbands Saarbrücken unter der künstlerischen Leitung von Charlie Bick 30 Jahre lang in Kooperation mit acht Gemeinden organisiert hatte. Auftakt der Endrunde war am Montag in Großrosseln, am Dienstag ging's nach Quierschied in die Q.lisse. Kann man Abschied nehmen, ohne übers Altern zu räsonieren? Peter Tiefenbrunner jedenfalls tat's und servierte ein souveränes humoristisches „Stand up“, das allerdings eher ein „Sit up“war. Wobei ihm die gleichnamige Gymnastikübung zunehmend schwerer falle und auch die Gesichtserkennung seines Smartphones ihn mittlerweile nicht mehr zu identifizieren vermöge, bekannte Tiefenbrunner.
Ody (vam Bruok), mit bürgerlichem Namen Gregor Köhne, hakte thematisch passend ein mit einem Liedchen und machte sich hernach wie Tiefenbrunner auf vieles seinen ganz eigenen (Schüttel-)Reim – bei ihm allerdings wörtlich zu nehmen: Als Dichterfürst, der die ultrakurze sowie die Balladenform beherrscht,
fasst Ody Mensch und Tier, Flora und Fauna in irre komische Verse mit brillianten Enjambements und rabenschwarzen Pointen. Und auch seine Vortragskunst ist ein Gedicht. Zum musikalischen Kehraus zwitscherten dann ganz besondere Vögel: Lerchen vom Hasborner Brühlbach. Tatsächlich ist das Ensemble,
gegründet von Entertainer Christof Scheid, ein echtes „Brü(h)llerchen“. Mit szenisch gerahmtem, frechem Musikkabarett besang der Chor hier „Goldene Zeiten“und erschütterte mit seinen köstlichen Neuvertextungen bekannten Liedguts ebenfalls sämtliche Zwerchfelle.
Anschließend ließen Tiefenbrunner, Claude Adam-Brettar vom Kulturforum des Regionalverbands und Charlie Bick die Anfänge der Reihe Revue passieren. Auch Regionalverbandsdirektor Peter Gillo verabschiedete sich persönlich von Bick – mit einem Präsentkorb und lobenden Worten. Der als engagierter Vertreter einer kostenlosen „Kultur für alle“Gefeierte scheidet mit Wehmut, aber ohne Bedauern. Vor zehn Jahren hatte Bick sich bereits vom Straßentheaterfestival in Rastatt zurückgezogen, vor fünf Jahren hat er der „Sommer Szene“Tschüss gesagt. „Dann kam Corona. Und ich werde in diesem Jahr 70. Ich habe gemerkt, dass es gut für mich ist, jetzt aufzuhören.“Mit diesem kleinen Projekt abzutreten, findet Bick besonders schön – in all den Jahren war er an jedem einzelnen Abend vor Ort präsent. Nur nicht am Tag der Beerdigung des Kleinkünstlers Markus Murks. Dass der Regionalverband die Reihe nicht mit einem anderen künstlerischen Leiter fortführt, findet er persönlich schade. Andererseits: Wer sollte es machen? „Es ist schwierig, jemanden zu finden, der das in meinem Sinne weitermacht“, weiß Bick. Höhepunkte? Bick nennt die allererste Ausgabe, bei der er die belgische Musiktheatertruppe „Corvi“auf die Bühne schickte und dazu das Vorprogramm in jeder Gemeinde anders bestückte. Oder den Italiener Paolo Nani, der die Zuschauer bespuckte, woraufhin wilde Debatten ausbrachen, was Kunst darf. Bick findet es herrlich, wenn Comedy polarisiert. „Ich hab ja immer versucht, mannigfaltige Formen von Komik auszuloten.“Und unter der Woche lief die Reihe deshalb, weil man sich etliche Stars am Wochenende gar nicht hätte leisten können. Umgekehrt gehörte es dazu, dass Bick den regionalen Gruppen immer mal wieder als Regisseur beratend zur Seite stand. Und jetzt? „Ich werde mich nicht langweilen!“, sagt Bick. Große Pläne habe er keine. „Ich werde es genießen, in den Tag hinein zu leben.“
Heute ist die letzte Runde: 20 Uhr, Turnhalle Bismarckschule Friedrichsthal.