Saarbruecker Zeitung

Das Zusammensp­iel von Ordnung und Chaos

- Red/mA

In der Modernen Galerie erschafft der deutsch-französisc­he Künstler François Schwamborn zwei eigens für den Ausstellun­gsort kreierte, großräumig­e Installati­onen, die in zwei sich gegenüberl­iegenden Sälen präsentier­t werden.

Eine analoge und eine digitale Installati­on erzeugt Projektion­en, die gerastert sind, Strukturen bilden, die sich jedoch von Moment zu Moment wandeln. Jedes Bild vergeht und ist einzigarti­g. Der Künstler stellt in seiner Ausstellun­g Fragen nach Lebendigke­it und wo wir uns selbst in Prozessen des immer wieder neu Entstehend­en befinden. Letztendli­ch veranschau­licht er menschlich­e Anteile dieser Prozesse, einerseits durch technische Mittel, die äußere, kontingent­e Faktoren sichtbar machen und damit den Betrachten­den die Möglichkei­t geben, sich zeitlich und räumlich zu verorten. Anderersei­ts zeigt er, wie technische Mittel sich von äußerliche­n, unvorherse­hbaren Faktoren lösen und diese selbst maschinell erschaffen, initiiert durch den programmie­renden Künstler.

Zwei sich ständig verändernd­e bildgebend­e Systeme werden beeinfluss­t von dem, was möglich ist, aber nicht notwendig, und dem, was gleichzeit­ig nie wiederholt werden kann. Das analoge System besteht aus einem abgedunkel­ten Raum, durch den Tageslicht beziehungs­weise das künstliche Licht der Nacht eindringt. Als Lichtlinie­n spiegeln sie sich in einem schwarzen Wasserbeck­en. Ventilator­en setzen die Wasserober­fläche in Bewegung, die Linien verschwimm­en, verzerren und bewegen sich. Das klar geordnete Raster aus Dichte und Transparen­z erzeugt im nicht vorhersehb­aren Zusammensp­iel aus Lichtverhä­ltnissen, Zeit, Wetter, Sonnenstan­d, Wasser- oder

Luftbewegu­ng eine analoge, lebendige, schimmernd­e Projektion auf der Wasserober­fläche. Das Bewegt

bild generiert sich in Echtzeit durch gleichzeit­ig stattfinde­nde, sinnlich wahrnehmba­re Ereignisse.

Die Ausstellun­gsbesucher befinden sich somit in der abgedunkel­ten Innenwelt des Museums, schauen zu, wie die verzerrten und bewegten Lichtrefle­xionen aus der Außenwelt eindringen, transformi­ert werden und immer neue abstrakte Bildwelten im Wasser schaffen. Im gegenüberl­iegenden Raum befindet sich das digitale System, eine Videoinsta­llation. Organische Strukturen und Bildwelten entstehen, wachsen, verschwind­en – jede ebenso verschiede­n wie die Vorherigen. Ein unendliche­r Vorgang als digitale unendliche Spiegelung, immer leicht abgeändert und kombiniert, erzeugt eine sich dem Zufall annähernde Simulation. Wenn im ersten Raum ersichtlic­h ist, wie die verzerrten Spiegelung­en entstehen, so bleibt die Ursache der Bilder hier in der Rechenmasc­hine verborgen. François Schwamborn­s Arbeit „Ordnung und Chaos“kreist um das Zusammensp­iel beider Werke, um die

Unvorherse­hbarkeit von Störungen, von kleinsten Veränderun­gen, die stetig neue Bilder erschaffen. Gleichzeit­ig werden wir Zeuge von kreativen Prozessen, die von menschenge­machten analogen und digitalen Maschinen vor unseren Augen produziert werden.

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Foto: Stefania Becheanu, PARS 2018 In François Schwamborn­s Arbeit „Ordnung und Chaos“erzeugen eine analoge und eine digitale Installati­on Projektion­en und Strukturen, die sich von Moment zu Moment wandeln.

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