Materialkombinationen und popkulturelle Zitate
Das Saarländische Künstlerhaus zeigt Arbeiten von Moritz Frei und Nina Laaf. Beide Künstler verbinden in ihren Werken Fotografie, Film, Skulptur und Installation in ungewöhnlicher Art und Weise miteinander.
Moritz Freis künstlerische Praxis befindet sich in einem stetigen Prozess. Anhand einer Überschneidung von Realität und Fiktion entwickelt er Fragen zu gesellschaftlichen Zusammenhängen und Phänomenen. Es kommt zu einer Verschiebung von inhaltlichen und räumlichen Kontexten, spontanen Interaktionen mit „echten“Menschen, Bild generierenden Maßnahmen und popkulturellem Zitieren. Namensgeber seiner Ausstellung im Saarländischen Künstlerhaus ist die im studioblau präsentierte 2-Kanal-Videoarbeit „Wie groß ist das Feuer? Ein Pilot“. In der Videoarbeit reist eine tentakelartige Kreatur mit dem Namen Homo Octopussy aus einer spekulativen Zukunft in die Gegenwart, um einen Lagebericht zu schreiben. Der Film greift Aspekte des Dokumentar-, Dystopie- und Experimentalfilms auf. Er beginnt mit Großaufnahmen in einem undefinierten dunklen Raum, geht weiter in ein verlassenes Kaufhaus und schließlich in den öffentlichen Raum am Rande einer mittelgroßen Stadt. Dort sucht das Wesen den Kontakt zu den Menschen und befragt sie nach ihrem gegenwärtigen Befinden und ihren Zukunftsvisionen.
Im Studio bringt Moritz Frei Fotografien, Videos und Objekte zusammen, die Fragen nach unserem gegenwärtigen Konsumieren aufwerfen. Exemplarisch ist der Film „Letzte Meile“aus dem Jahr
2023, den er mit dem Schauspieler Ingolf Müller-Beck gedreht hat. Müller-Beck trägt die Uniform eines Paketboten. Manchmal kickt er das Paket wie einen Fußball, manchmal sitzt er mit dem Paket auf der Schaukel und wirkt verloren. Der Paketbote verkörpert die Ratlosigkeit in einer neuen Weltordnung, in der er keine gute Rolle zugewiesen bekommen hat. Schließlich kippt die Ratlosigkeit in Wut. Er drischt mit den Fäusten auf das Paket, kämpft mit dem braunen, unförmigen Pappungetüm. Wer den Kampf gewinnt, bleibt offen.
Nina Laaf
In der Ausstellung „Flamingos beißen nicht“präsentiert die Karlsruher Künstlerin Nina Laaf Skulpturen, die Räume beschreiben und Bewegungen sichtbar machen. Die gezeigten Arbeiten, darunter Skulptur, Installation und Objekt, dehnen sich spielerisch in den Ausstellungsräumen aus und definieren diese auf eine neue Weise. Sie erzählen von der Auseinandersetzung mit überraschenden Materialkombinationen und behandeln grundlegende Fragen zu Form, Raum und Verdichtung. Sie suchen und finden ihren Platz im Dialog – mit dem Raum, der sie umgibt, mit den Kunstwerken, die sie umgeben, und natürlich mit den Betrachtern. Der Titel der Ausstellung „Flamingos beißen nicht“lädt zu einer Reise der Assoziationen ein. Es ist ein Versprechen und eine Herausforderung zugleich: Die Besucher werden ermutigt, ihre Wahrnehmung zu hinterfragen und neuen Perspektiven gegenüberzutreten.