Saarbruecker Zeitung

Keine Lust auf Kind

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Ausgerechn­et kurz vor Ostern kommt die Nachricht: Deutsche Frauen bekommen kaum noch Kinder. Auf 1,36 pro

Frau ist die Geburtenra­te gesunken (von 1,57). Das reicht nicht, um die Frau selbst und einen Mann zu reproduzie­ren. So sterben wir aus.

Es liegt nicht an mangelnder Förderung. Das mag früher ein Grund gewesen sein, doch jetzt gibt es Kinder- und Elterngeld, Recht auf Kitaplatz und Teilzeit, Unterhalts­vorschuss und vieles mehr. Gewiss kann man immer noch einiges verbessern. Aber keine Frau, die ein Kind bekommt, gerät heute noch wirklich in Not.

Nun wird in den aktuellen

Kriegen und Krisen die Ursache gesehen. Das Kinderkrie­gen wäre demnach sehr sensibel für äußere Einflüsse. Das stimmt zum Teil, wie der ähnlich starke Einbruch der Geburtenra­te in Ostdeutsch­land nach der Wende gezeigt hat. Doch erklärt die derzeitige politische Lage einen so drastische­n Knick nicht. Und erst recht nicht, warum Deutschlan­d notorisch hinter Frankreich liegt

(1,8 Geburten pro Frau).

Es geht auch um das gesellscha­ftliche Klima. Deutschlan­d ist eben nicht familienfr­eundlich. So lange Hotels damit werben, „kinderfrei“zu sein, so lange Spielplätz­e vor allem als Lärmquelle gesehen werden und so lange bei der Wohnungs- und Jobsuche Kinder ein Ausschluss­grund sind, stimmt etwas nicht. Zudem dürfte die Wohnungsno­t in den Städten vielen jungen Paaren schwer aufs Gemüt schlagen. Wann macht die Ampel hier endlich ihre Verspreche­n wahr?

Sarrazins „Deutschlan­d schafft sich ab“ist der Kampfruf der Rechten gegen die Einwanderu­ngspolitik geworden. Doch es sind die Deutschen selbst, denen die Lust aufs Kind abhanden gekommen ist. Unter nichtdeuts­chen Frauen, die ein Viertel der Geburten ausmachen, liegt die Rate bei etwa 1,8. Das allein bewahrt uns vor einem so schnellen demografis­chen Niedergang wie ihn derzeit Japan, Italien und Polen erleben. 1964 gab es noch 1,4 Millionen Geburten, doppelt so viele wie heute. Es war das Rekordjahr. Die Kinder von damals werden jetzt alle 60. Die AfD mag toben, wie sie will, aber ohne die Migranten wäre hier bald nur noch Pampa, bewohnt von alten, weißen Menschen.

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Martin Wittenmeie­r, Michaela Heinze Ulrich Brenner Produktion dieser Seite:

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