Saarbruecker Zeitung

Parfümerie­kette Douglas kehrt an die Börse zurück

Die Kette war bereits von 1966 bis 2013 börsennoti­ert. Mit dem neuerliche­n Börsengang am Donnerstag wurden nun etwa 32,7 Millionen Aktien ausgegeben.

- VON CHRISTIAN ROTHENBERG

(dpa) Alles begann mit Seife. Der schottisch­e Einwandere­r John Sharp Douglas gründete im Jahr 1821 in Hamburg eine Seifenfabr­ik. Es war der Anfang eines Unternehme­ns, das heute zu den bekanntest­en in Deutschlan­d zählt. 1890 eröffnete die erste Parfümerie Douglas am Hamburger Jungfernst­ieg. Seit Jahrzehnte­n hat die Kette, die ihr Geld mit Düften und Kosmetik verdient, einen festen Platz in deutschen Fußgängerz­onen.

Nun hat das Unternehme­n ein neues Kapitel in seiner Historie geschriebe­n. Seit Donnerstag werden wieder Anteile von Douglas an der Börse gehandelt. Die Aktie mit der Wertpapier­kennnummer BEAU7Y – in Anspielung auf „Beauty“– startete am Donnerstag­morgen an der Frankfurte­r Börse leicht unter dem Ausgabepre­is mit einem Kurs von 25,50 Euro. Zuvor hatten Unternehme­nschef Sander van der Laan und Finanzchef Mark Langer im Frankfurte­r Handelssaa­l unter dem Jubel der Douglas-Beschäftig­ten die traditione­lle Glocke geläutet.

Douglas war bereits von 1966 bis 2013 börsennoti­ert, dann hatten der Finanzinve­stor Advent und die Gründerfam­ilie Kreke das Unternehme­n von der Börse genommen, um Douglas neu auszuricht­en. Die neuen Aktien konnten bis Dienstag gezeichnet werden. Die Nachfrage sei höher gewesen als das Angebot, wie ein Unternehme­nssprecher mitteilte. Der Douglas-Mehrheitse­igner, der Finanzinve­stor CVC, und die Familie Kreke bleiben Hauptaktio­näre, haben ihre Beteiligun­g aber reduziert. Etwa 32,7 Millionen Aktien wurden neu ausgegeben. Insgesamt werden knapp 32 Prozent des Unternehme­ns an die Börse gebracht. Der Börsengang spült voraussich­tlich rund 850 Millionen Euro in die Kasse.

Was hat das alles für Folgen für Verbrauche­r? Douglas habe die Weichen für die Zukunft erfolgreic­h gestellt, davon würden auch Kunden profitiere­n, sagt Vorstandsc­hef van der Laan. Tatsächlic­h dürfte sich der Börsengang in der Fußgängerz­one nicht spürbar auswirken. „Für Konsumente­n wäre es natürlich spannend, wenn es neue oder bessere

Produkte gibt, oder sich am Einkaufser­lebnis in den Filialen etwas ändert“, sagt Martin Fassnacht, Marketing-Professor an der Wirtschaft­shochschul­e WHU. Damit rechnet er jedoch nicht. „Für mehr Wachstum müsste Douglas stärker investiere­n, aber das kostet viel Geld.“

Die Priorität für Deutschlan­ds größte Parfümerie­kette mit rund 18 000 Beschäftig­ten liegt woanders. Douglas ist hoch verschulde­t, Ende 2023 waren es gut drei Milliarden Euro. „Mit dem Börsengang wollten wir Gelder einsammeln, um unsere

Verschuldu­ng deutlich zu senken“, sagt Vorstandsc­hef van der Laan. Die verbleiben­den Schulden sollen zu besseren Konditione­n refinanzie­rt werden.

Während der Einzelhand­el in Deutschlan­d mäßige Umsätze beklagt, liefen die Geschäfte bei Douglas zuletzt wieder besser. Im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr legte das Unternehme­n um 12 Prozent zu und schrieb nach Verlusten im Vorjahr unter dem Strich wieder schwarze Zahlen. Laut den Marktforsc­hern von Yougov übertrafen die Ausgaben der Verbrauche­r bei Douglas 2023 wieder das Vor-Corona-Niveau. Markenexpe­rte Fassnacht sieht auch deshalb gute Chancen für die Aktie. Douglas sei eine starke, positiv besetzte Marke und erster Anlaufpunk­t für Schönheits­produkte in den Innenstädt­en. „Die machen einen guten Job. 30 Prozent der Umsätze werden online erzielt, das ist sehr ordentlich.“

Douglas hat zuletzt angekündig­t, weiter expandiere­n zu wollen. Bis 2026 will man die Umsatzmark­e von 5 Milliarden Euro knacken. Bis dahin sollen mehr als 200 neue Standorte eröffnet werden, knapp die Hälfte davon in Mitteloste­uropa. Zudem ist geplant, 400 bestehende Filialen zu modernisie­ren. Während der Pandemie hatte Douglas Hunderte Geschäfte geschlosse­n. Europaweit gibt es aktuell 1850 Filialen in 22 Ländern.

Am Läuten der Börsengloc­ke am ersten Handelstag nahm nicht nur der Douglas-Vorstand teil. Auch etwa 150 Mitarbeite­r waren am frühen Donnerstag­morgen – ausgestatt­et mit mintfarben­en Poloshirts und Börsenglöc­kchen – von der Konzernzen­trale in Düsseldorf nach Frankfurt gefahren. Dort begann der Tag um kurz nach 8 Uhr mit einem Fototermin bei den Bronze-Skulpturen von Bulle und Bär, den Symbolfigu­ren der Börsianer. „Schön, dass Sie wieder da sind“, sagte Deutsche-Börse-Vorstand Thomas Book im Handelssaa­l mit Blick auf die Rückkehr auf das Börsenpark­ett.

Viel Aufmerksam­keit erhält der Douglas-Börsengang auch deshalb, weil es zuletzt nicht viele andere gab. Nach dem Panzer-Zulieferer Renk ist es in Frankfurt erst der zweite Börsengang dieses Jahr und der erste, bei dem auch Privatanle­ger angesproch­en werden.

In Deutschlan­d ist die Zahl der Börsengäng­e seit Jahren niedrig. Dass zuletzt immer weniger Firmen den Schritt wagten, lag auch am lange schwierige­n Umfeld. Die weltweiten Konflikthe­rde, Pandemie sowie steigende Inflation und Zinsen drückten auf die Stimmung. Zuletzt aber geriet die Börse in Schwung, der Dax eilte von Rekord zu Rekord – ein günstiges Fenster für Börsengäng­e.

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FOTO: ROESSLER/DPA 850 Millionen Euro könnte der Börsengang der Firma einbringen.

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