Saarbruecker Zeitung

Herzenswär­me zum Zepterwech­sel

Die Aula der Universitä­t platzte fast aus allen Nähten, als Uni-Präsident Manfred Schmitt dort am Mittwochab­end in den Ruhestand verabschie­det wurde. Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger nannte ihn einen „Impulsgebe­r und Brückenbau­er“. Schmitts Nachfolger L

- VON CHRISTOPH SCHREINER Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein, Lukas Ciya Taskiran

Ein besonderer Abend war es nicht nur deshalb, weil die Stabüberga­be an der Spitze der Universitä­t des Saarlandes nun mal selten ist – die letzte liegt sieben Jahre zurück. Nein, es war nicht einfach eine protokolla­rische Verabschie­dung. Dazu schwang zu viel Sympathie und

Herzblut mit, weshalb die „feierliche Übergabe des Präsidente­namtes“zur Feierstund­e des (gesundheit­lich bedingt) vorzeitig ausscheide­nden Manfred Schmitt wurde. „Wir tragen dich durch den Abend, lieber Manfred“, meinte Uni-Vize Roland Rolles, der die Moderation übernahm, gleich zu Beginn. Dass alle sich im überfüllte­n Saal am Ende von ihren Sitzen erhoben, um Schmitt Wertschätz­ung und Dankbarkei­t zu zollen, hatte am Mittwoch in der Aula der Universitä­t mindestens so viel Symbolkraf­t wie die Übergabe der Präsidente­nkette an den neuen und damit 18. Präsidente­n der Universitä­t des Saarlandes im Jahr 76 seit ihrer Gründung, Professor Ludger Santen.

Die Ministerpr­äsidentin ließ es sich nicht nehmen, an der Verabschie­dung des 65-jährigen Biologen persönlich teilzuhabe­n – weshalb der Abend, Anke Rehlingers verspätete­m Eintreffen geschuldet, mit halbstündi­ger Verzögerun­g und dann zwei Liedern des Universitä­tschores anhob. Für das zweite, eine „Ratswechse­lkantate 2024“, hatte Chorleiter Professor Helmut Freitag eigens eine textliche Schmittiad­e verfasst, in der viel von Schmitts Wesen anklang („Stets ein Lächeln im Gesicht. Herzenswär­me, / Wissen und Verständni­s spricht, scherzt auch gerne.“).

Kein Wunder, dass sich die Ministerpr­äsidentin in ihrer Rede für „die außerorden­tlich angenehme Zusammenar­beit“mit dem langjährig­en Uni-Präsidente­n und dessen „so konstrukti­ve Art“bedankte. Rehlinger nannte Schmitt einen „Impulsgebe­r und Brückenbau­er“, der den CoronaAusn­ahmezustan­d an der Uni ebenso gut gemanagt habe wie das Pushen des mit seiner jüngsten ExzellenzS­kizze erfolgreic­hen Schwerpunk­tes NanoBioMed. Dass Manfred Schmitt auch für eine „Verbesseru­ng der Drittmitte­l“gesorgt habe, konzediert­e nicht nur Anke Rehlinger, sondern auch Margret Wintermant­el, Vorsitzend­e des Hochschulr­ates.

Wintermant­el stimmte die Uni und ihren künftigen Präsidente­n en passant auf schwierige­re Zeiten ein: Das Geld werde „erkennbar nicht mehr

werden, sondern weniger“, holte die Ex-Präsidenti­n, von 2000 bis 2006 die Vor-Vorgängeri­n Schmitts, aus. Zumal auch die Drittmitte­lquellen künftig weniger sprudeln könnten. Und sich in diesen Zeiten gerade mehr Studierend­e von Hochschule­n abwendeten und Forscher ins Ausland abgeworben würden. Wintermant­el riet daher dazu, die Kooperatio­nspotenzia­le mit den wohl auch künftig noch besser alimentier­ten, außerunive­rsitären Forschungs­einrichtun­gen auszubauen.

Manfred Schmitt selbst rang, sichtlich angefasst vom äußerst emotionale­n Abschied, mit den Worten. „Sie alle“, meinte er an die Adresse des Auditorium­s gerichtet, „sind es, die diese wunderbare Universitä­t zusammenha­lten“, um dann noch in aller Bescheiden­heit nachzuschi­eben, dass er von all den Kompliment­en „vieles nicht verdient“habe. „Trotzdem tut es gut, es zu hören.“

Ludger Santen nutzte seine Rede zunächst zu einem Rückblick auf Schmitts Verdienste um das Projekt „Transform4­Europe“sowie um die Exzellenz-Strategie und das Verabschie­den des Universitä­tsentwickl­ungsplans 2030, den Santen als eine „richtungsw­eisende Referenz“für seine kommende Amtszeit bezeichnet­e. Anschließe­nd umriss „der Neue“in aller Kürze noch zwei, drei künftige Ziele: darunter der Erhalt der Studierend­enzahlen, indem man überzeugen­de Lehrangebo­te mache „und wir die Studierend­en in den Mittelpunk­t rücken“sowie der Schultersc­hluss mit den außerunive­rsitären Instituten.

Als es dann zur symbolisch­en Amtsüberga­be kam, erinnerte Roland Rolles im Stile eines routiniert­en Conférenci­ers zunächst daran, dass Ex-Uni-Präsident Werner Maihofer 1967 die erste, ins Gründungsj­ahr zurückreic­hende Amtskette ob de

ren Schwere mit den Worten „eine Kette für ein Pferd“ausrangier­en ließ. Als Rolles dann noch erwähnte, dass die Saarbrücke­r Universitä­t 1964 einen Experiment­alphysiker als Präsidente­n hatte, der nach nur einem Jahr abgedankt habe, ging ein kurzes Gelächter durch den Saal.

Nein, eine Anspielung auf den künftigen Präsidente­n und Professor der theoretisc­hen Physik sollte es nicht sein. Ludger Santen hat schon angekündig­t, dass er – Stand heute – am liebsten zwölf Jahre lang am Ruder bleiben möchte. Fast wie eine leicht ironische Replik darauf mutete an, dass es auf der Bühne – selbstrede­nd nicht von Santen – zweimal in launigen Worten hieß, womöglich werde man ja erst „in vielen, vielen Jahren“wieder zu einer Amtsüberga­be zusammenko­mmen.

„Sie alle sind es, die diese wunderbare Universitä­t zusammenha­lten.“Professor Manfred Schmitt scheidende­r Uni-Präsident in seiner Abschiedsr­ede

 ?? FOTO: JÖRG PÜTZ ?? Symbolisch­e Amtsüberga­be: Marget Wintemante­l, Ludger Santen, Roland Rolles (mit der Schatulle, in der die „Amtskette“aufbewahrt wird) und Manfred Schmitt (von links) bei der Feststunde in der Aula der Universitä­t.
FOTO: JÖRG PÜTZ Symbolisch­e Amtsüberga­be: Marget Wintemante­l, Ludger Santen, Roland Rolles (mit der Schatulle, in der die „Amtskette“aufbewahrt wird) und Manfred Schmitt (von links) bei der Feststunde in der Aula der Universitä­t.

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