Herzenswärme zum Zepterwechsel
Die Aula der Universität platzte fast aus allen Nähten, als Uni-Präsident Manfred Schmitt dort am Mittwochabend in den Ruhestand verabschiedet wurde. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger nannte ihn einen „Impulsgeber und Brückenbauer“. Schmitts Nachfolger L
Ein besonderer Abend war es nicht nur deshalb, weil die Stabübergabe an der Spitze der Universität des Saarlandes nun mal selten ist – die letzte liegt sieben Jahre zurück. Nein, es war nicht einfach eine protokollarische Verabschiedung. Dazu schwang zu viel Sympathie und
Herzblut mit, weshalb die „feierliche Übergabe des Präsidentenamtes“zur Feierstunde des (gesundheitlich bedingt) vorzeitig ausscheidenden Manfred Schmitt wurde. „Wir tragen dich durch den Abend, lieber Manfred“, meinte Uni-Vize Roland Rolles, der die Moderation übernahm, gleich zu Beginn. Dass alle sich im überfüllten Saal am Ende von ihren Sitzen erhoben, um Schmitt Wertschätzung und Dankbarkeit zu zollen, hatte am Mittwoch in der Aula der Universität mindestens so viel Symbolkraft wie die Übergabe der Präsidentenkette an den neuen und damit 18. Präsidenten der Universität des Saarlandes im Jahr 76 seit ihrer Gründung, Professor Ludger Santen.
Die Ministerpräsidentin ließ es sich nicht nehmen, an der Verabschiedung des 65-jährigen Biologen persönlich teilzuhaben – weshalb der Abend, Anke Rehlingers verspätetem Eintreffen geschuldet, mit halbstündiger Verzögerung und dann zwei Liedern des Universitätschores anhob. Für das zweite, eine „Ratswechselkantate 2024“, hatte Chorleiter Professor Helmut Freitag eigens eine textliche Schmittiade verfasst, in der viel von Schmitts Wesen anklang („Stets ein Lächeln im Gesicht. Herzenswärme, / Wissen und Verständnis spricht, scherzt auch gerne.“).
Kein Wunder, dass sich die Ministerpräsidentin in ihrer Rede für „die außerordentlich angenehme Zusammenarbeit“mit dem langjährigen Uni-Präsidenten und dessen „so konstruktive Art“bedankte. Rehlinger nannte Schmitt einen „Impulsgeber und Brückenbauer“, der den CoronaAusnahmezustand an der Uni ebenso gut gemanagt habe wie das Pushen des mit seiner jüngsten ExzellenzSkizze erfolgreichen Schwerpunktes NanoBioMed. Dass Manfred Schmitt auch für eine „Verbesserung der Drittmittel“gesorgt habe, konzedierte nicht nur Anke Rehlinger, sondern auch Margret Wintermantel, Vorsitzende des Hochschulrates.
Wintermantel stimmte die Uni und ihren künftigen Präsidenten en passant auf schwierigere Zeiten ein: Das Geld werde „erkennbar nicht mehr
werden, sondern weniger“, holte die Ex-Präsidentin, von 2000 bis 2006 die Vor-Vorgängerin Schmitts, aus. Zumal auch die Drittmittelquellen künftig weniger sprudeln könnten. Und sich in diesen Zeiten gerade mehr Studierende von Hochschulen abwendeten und Forscher ins Ausland abgeworben würden. Wintermantel riet daher dazu, die Kooperationspotenziale mit den wohl auch künftig noch besser alimentierten, außeruniversitären Forschungseinrichtungen auszubauen.
Manfred Schmitt selbst rang, sichtlich angefasst vom äußerst emotionalen Abschied, mit den Worten. „Sie alle“, meinte er an die Adresse des Auditoriums gerichtet, „sind es, die diese wunderbare Universität zusammenhalten“, um dann noch in aller Bescheidenheit nachzuschieben, dass er von all den Komplimenten „vieles nicht verdient“habe. „Trotzdem tut es gut, es zu hören.“
Ludger Santen nutzte seine Rede zunächst zu einem Rückblick auf Schmitts Verdienste um das Projekt „Transform4Europe“sowie um die Exzellenz-Strategie und das Verabschieden des Universitätsentwicklungsplans 2030, den Santen als eine „richtungsweisende Referenz“für seine kommende Amtszeit bezeichnete. Anschließend umriss „der Neue“in aller Kürze noch zwei, drei künftige Ziele: darunter der Erhalt der Studierendenzahlen, indem man überzeugende Lehrangebote mache „und wir die Studierenden in den Mittelpunkt rücken“sowie der Schulterschluss mit den außeruniversitären Instituten.
Als es dann zur symbolischen Amtsübergabe kam, erinnerte Roland Rolles im Stile eines routinierten Conférenciers zunächst daran, dass Ex-Uni-Präsident Werner Maihofer 1967 die erste, ins Gründungsjahr zurückreichende Amtskette ob de
ren Schwere mit den Worten „eine Kette für ein Pferd“ausrangieren ließ. Als Rolles dann noch erwähnte, dass die Saarbrücker Universität 1964 einen Experimentalphysiker als Präsidenten hatte, der nach nur einem Jahr abgedankt habe, ging ein kurzes Gelächter durch den Saal.
Nein, eine Anspielung auf den künftigen Präsidenten und Professor der theoretischen Physik sollte es nicht sein. Ludger Santen hat schon angekündigt, dass er – Stand heute – am liebsten zwölf Jahre lang am Ruder bleiben möchte. Fast wie eine leicht ironische Replik darauf mutete an, dass es auf der Bühne – selbstredend nicht von Santen – zweimal in launigen Worten hieß, womöglich werde man ja erst „in vielen, vielen Jahren“wieder zu einer Amtsübergabe zusammenkommen.
„Sie alle sind es, die diese wunderbare Universität zusammenhalten.“Professor Manfred Schmitt scheidender Uni-Präsident in seiner Abschiedsrede