Saarbruecker Zeitung

FCS lehnt Beteiligun­g an Stadionaus­bau ab

Nach den Wasserschl­achten im DFB-Pokal spricht ganz Fußball-Deutschlan­d über den kaputten Rasen im Saarbrücke­r Ludwigspar­k. Wie es dort weitergehe­n soll, wurde in der Sendung Saartalk heiß diskutiert.

- VON FLORIAN RECH

Die Stimmung im Saartalk-Aufnahmest­udio auf dem Saarbrücke­r Halberg ist angespannt. Deutlich ist zu merken, dass es um die Beziehung zweier Gäste gerade nicht zum Besten steht. In der aktuellen Ausgabe des Saartalks trafen bei der Aufzeichnu­ng am Mittwochab­end die Stadt Saarbrücke­n und der 1. FC Saarbrücke­n (FCS) in Person von Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) und FCS-Schatzmeis­ter Dieter Weller aufeinande­r. Thema der Sendung, zu dem SR-Chefredakt­eurin Armgard Müller-Adams und SZ-Chefredakt­eur Peter Stefan Herbst auch die beiden Journalist­en Michael Kipp (Saarbrücke­r Zeitung) und Carsten Pilger (FCSBlog 2.0) eingeladen hatten: „1. FC Saarbrücke­n – Pokalheld oder Steuergeld­monster?“.

Nach den fulminante­n Siegen des FCS im DFB-Pokal und den großen und peinlichen Problemen mit der Entwässeru­ng des Rasens im Ludwigspar­kstadion sparte FCS-Schatzmeis­ter Weller nicht mit Kritik an OB Conradt und dem Ludwigspar­kstadion der Stadt Saarbrücke­n, dessen Hauptmiete­r der Verein ist. „Wir sind mit dem Stadion überhaupt nicht zufrieden“, so Weller. „Herr Conradt sagt, er habe das Stadion nicht geplant. Das stimmt. Er hat es auch nicht gebaut. Aber in dem Moment,

wo er weiß, es gibt Probleme im Stadion, und er sagt, er macht das zur Chefsache, dann erwarten unsere Fans und wir als Verein, dass man mit Nachdruck versucht, alles so schnell wie möglich auszubesse­rn“, so der FCS-Schatzmeis­ter mit Blick auf die fehlende Rohr-Drainage und die Entwässeru­ngsproblem­e im LuPa. Vor dem Umbau des Stadions habe es nie Probleme mit dem Rasen gegeben, so Weller. Der Verein habe sich bei der Planung des Stadionumb­aus mehrfach einbringen wollen. „Man hat nie auf uns gehört“, sagte Weller.

Oberbürger­meister Conradt verteidigt­e sich erneut mit dem Verweis

auf die Planung und den Baubeginn des Stadions zu Zeiten seiner Amtsvorgän­gerin Charlotte Britz (SPD). Er sei weder für die baulichen Mängel noch für die Kostenexpl­osion (von geplanten 16 Millionen Euro auf aktuell 48,5 Millionen Euro) beim Stadionbau verantwort­lich, habe vielmehr dafür gesorgt, dass

der Stadionumb­au überhaupt abgeschlos­sen wurde. „Als ich ins Amt kam, hat auf dieser Baustelle keiner gearbeitet. Wir haben diese Baustelle in Schwung gebracht, auch indem wir eine Nachfinanz­ierung gemacht haben“, so der Saarbrücke­r Oberbürger­meister. Am schlechten Zustand des Rasens im LuPa gab Conradt seiner eigenen Stadtverwa­ltung eine Mitschuld. Die sei lange davon überzeugt gewesen, dass unter dem Spielfeld eine vollständi­ge Rohr-Drainage verbaut sei. Was nicht der Fall war. Die aktuelle Sanierung des Rasens sei ein weiterer notwendige­r Schritt. Zudem würden Maßnahmen geplant,

um das Stadion zweitligat­auglich zu machen. „Das Thema Kuhweiden (freie Flächen an der Nordtribün­e des Lupa, die zu zusätzlich­en Stehplätze­n ausgebaut werden könnten) wollen wir zusammen mit dem Verein angehen“, so Conrad.

Beteiligen am Stadionaus­bau will sich der 1. FC Saarbrücke­n aber auch trotz der bisher 6,65 Millionen Euro an Prämien aus dem DFB-Pokal nicht. „Wir haben unterhalb der zweiten Liga definitiv nicht die Möglichkei­t, Kapitaldie­nst zu leisten“, sagt FCS-Schatzmeis­ter Weller. Der Verein werde erst im Falle eines Aufstieges eventuell mit einer „Summe

X“in die Finanzieru­ng des Stadionaus­baus einsteigen. Das sei auch im Mietvertra­g mit der Stadt so geregelt. Aktuell sei der FCS erstmals seit 20 Jahren finanziell gut aufgestell­t. Investiere­n wolle man in Personal, einen Fanshop in der Innenstadt sowie in die Jugendarbe­it.

Weller kritisiert­e zudem die hohen laufenden Kosten, die für den Verein durch, in seinen Augen, Fehlplanun­gen der Stadt entstünden. „Wir sind der einzige Verein und Mieter, der für eine Rasenheizu­ng aufkommen muss, die elektrisch betrieben wird“, so der FCS-Vertreter. In allen anderen Stadien seien Heizungen verbaut, die im Betrieb wesentlich günstiger seien.

Der schlechte Zustand des Rasens und die Spielabsag­en bei Regen hätten zu einem Imageschad­en für den FCS geführt, so Journalist Carsten Pilger in der Sendung. Viele Fans würden nicht zwischen der Bauherrin und Besitzerin des Stadions, der Stadt Saarbrücke­n, und dem Mieter, dem FCS, unterschei­den. „Das geht alles mit dem Verein heim! Das tut mir als Fan in der Seele weh.“Dabei sei der FCS in dieser Sache „Opfer“ineffizien­ter Baumaßnahm­en der Stadt Saarbrücke­n.

SZ-Journalist Michael Kipp kritisiert­e die Kostenexpl­osion beim Stadionbau. Die Politik sei mit den tatsächlic­hen Kosten des Baus nie ehrlich umgegangen und habe diese kleingerec­hnet. Auch bei der Planung des Umbaus seien Fehler passiert, die Stadtverwa­ltung habe überforder­t gewirkt. Kipp: „Die Frage, die sich stellt, ist: War das Stadion tatsächlic­h teuer? Für das, was da steht, auf jeden Fall.“Allerdings wäre ein oft geforderte­r Stadionneu­bau „auf der grünen Wiese“deutlich teurer für die Stadt Saarbrücke­n geworden, so Kipp.

„Wir sind mit dem Stadion überhaupt nicht zufrieden.“Dieter Weller Schatzmeis­ter des 1. FC Saarbrücke­n

 ?? FOTO: OLIVER DIETZE ?? Wie geht es weiter mit der Spielstätt­e des 1. FC Saarbrücke­n? Darüber diskutiere­n in der Sendung Saartalk Peter Stefan Herbst (Chefredakt­eur Saarbrücke­r Zeitung, links) und Armgard Müller-Adams (Chefredakt­eurin SR-Fernsehen, Mitte) mit dem Saarbrücke­r Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU), FCS-Schatzmeis­ter Dieter Weller und den Journalist­en Michael Kipp und Carsten Pilger (im Uhrzeigers­inn).
FOTO: OLIVER DIETZE Wie geht es weiter mit der Spielstätt­e des 1. FC Saarbrücke­n? Darüber diskutiere­n in der Sendung Saartalk Peter Stefan Herbst (Chefredakt­eur Saarbrücke­r Zeitung, links) und Armgard Müller-Adams (Chefredakt­eurin SR-Fernsehen, Mitte) mit dem Saarbrücke­r Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU), FCS-Schatzmeis­ter Dieter Weller und den Journalist­en Michael Kipp und Carsten Pilger (im Uhrzeigers­inn).

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