Saarbruecker Zeitung

Kompromiss ermöglicht Ja zum Haushalt

Bei der Finanzieru­ng von weiterem Wohnraum für Geflüchtet­e hat eine Mehrheit im Friedrichs­thaler Stadtrat für einen CDU-Antrag gestimmt.

- VON DIETER STEINMANN

Nur selten waren bei einer Ratssitzun­g die Gästeplätz­e im Festsaal des Friedrichs­thaler Rathauses so stark besetzt wie am Mittwochab­end. Gut ein Dutzend Bürger war gekommen, um die Debatte über eine geplante Aufstellun­g weiterer Wohncontai­ner für Geflüchtet­e in der Grubenstra­ße zu verfolgen. In der Einwohnerf­ragestunde brachte ein Bürger die wesentlich­en Fragen noch einmal auf den Punkt: „Ist eine Aufstellun­g weiterer Container zwingend notwendig und was würde das die Stadt, beziehungs­weise den Steuerzahl­er am Ende kosten?“

Mit exakt diesen Fragen hatten sich die Fraktionen im Stadtrat in den vergangene­n Wochen auseinande­rgesetzt. Dabei hatte sich abgezeichn­et, dass eine große Mehrheit nicht mehr länger gewillt ist, die nach ihrer Meinung „durch den Regionalve­rband Saarbrücke­n praktizier­ten Zwangszuwe­isungen von Geflüchtet­en“widerstand­slos hinzunehme­n. In ihren Wortbeiträ­gen unterstütz­ten die Sprecher der Fraktionen Die Linke, SPD, Bürger für Friedrichs­thal (BFF) und AfD den abgeändert­en Antrag der CDU, sich diesen Maßnahmen entgegenzu­stellen. Der ursprüngli­che Antrag der CDU hatte vorgesehen, den im Haushalt eingestell­ten Betrag von 170 000 Euro für die Ertüchtigu­ng des geplanten Containers­tellplatze­s in der Grubenstra­ße komplett herauszune­hmen und sich notfalls auch auf rechtliche­m Weg Gehör zu verschaffe­n.

Zum jetzt vorgelegte­n Kompromiss stellte Daniel Jung (CDU) weiterhin klar, dass seine Fraktion nicht auf Biegen und Brechen auf eine gerichtlic­he Auseinande­rsetzung mit dem Regionalve­rband aus sei. „Es sollte aber eine Möglichkei­t bleiben. Denn wenn wir uns weiterhin als reine Befehlsemp­fänger geben, die auf Kosten des kommunalen Selbstverw­altungsrec­hts alles nur hinnehmen, dann brauchen wir keine 33 Ratsmitgli­eder und keinen Bürgermeis­ter mehr. Dann können wir hier einfach die Türen zumachen und nach Hause gehen.“Um die Belange der Stadt und der Bürger könne sich dann ja jemand vom Regionalve­rband kümmern, wie Jung süffisant anfügte. Dafür erntete er Applaus von den Zuschauerp­lätzen.

Währenddes­sen zeigte der Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Grüne, Horst-Henning Jank, Verständni­s für das Dilemma von Bürgermeis­ter Christian Jung (SPD). Das liegt darin, dass die Unterbring­ung von Geflüchtet­en in den Kommunen rein rechtlich keine Einschränk­ung des Selbstverw­altungsrec­hts darstellt, sondern eine sogenannte Auftragsan­gelegenhei­t. Eine formelle Verpflicht­ung also, der der Bürgermeis­ter nachzukomm­en hat. „Eben weil es sich um eine Auftragsan­gelegenhei­t handelt, müssen wir irgendwelc­he Möglichkei­ten haben, die Geflüchtet­en unterzubri­ngen, wenn diese morgens ganz plötzlich hier vor dem Rathaus stehen“, so Jank. „Denn haben wir keine, dann

muss am Ende doch wieder die Helenenhal­le herhalten. Mit allen negativen Konsequenz­en für die Vereine und Schulen. Außerdem genügt das Kriterium, dass wir keine Wohnräume zur Verfügung haben nicht, jetzt einfach zu sagen, wir nehmen keine Geflüchtet­en mehr auf.“Jank sieht darin ein denkbar falsches Zeichen für die anderen Kommunen, die sich dann ebenso den Vorgaben widersetze­n könnten. Sowohl der Vorsitzend­e der AfD, Gerd Schon, als auch der Linke, Jürgen Trenz, nahmen diese Vorlage auf, stellten sie jedoch auf den Kopf. „Mir wäre es lieber, wenn sich ein paar

Gemeinden mehr unserem Widerstand anschließe­n würden“, sagte Schon. „Nur so können wir deutlich machen, dass niemand hier weitere Wohncontai­ner möchte.“Jörn Walter (SPD) sprach derweil „von einer Frechheit“, dass die Landesregi­erung plane, anderswo Unterkünft­e zu schließen, wie etwa in Ensdorf, während in Friedrichs­thal neue gebaut werden sollen. „Wir unterstütz­en demnach den Antrag der CDU in seiner geänderten Form.“Auch Nadine Klein erklärte sich für die Fraktion der Bürger für Friedrichs­thal (BFF) bereit, den Antrag zu unterstütz­en. Dieser sieht nun vor,

die 170 000 Euro zwar im Haushalt zu belassen, sie aber explizit für die Schaffung von Wohnraum in vorhandene­n Gebäuden zu verwenden und keinesfall­s für die Ertüchtigu­ng eines Geländes zur Aufstellun­g weiterer Wohncontai­ner oder gar für die Kosten der Nutzung der Helenenhal­le. Der Antrag der CDU-Fraktion wurde daraufhin mehrheitli­ch, bei zwei Gegenstimm­en der Partei Bündnis 90/Die Grünen, angenommen. Damit konnte im Anschluss auch der Haushaltsp­lan 2024/2025 und das Investitio­nsprogramm für die Jahre 2024 bis 2028 beschlosse­n werden.

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FOTOS: IRIS MAURER In der Helenenhal­le in Friedrichs­thal sind Flüchtling­e untergebra­cht. Hier Bürgermeis­ter Christian Jung (SPD) bei einem Ortstermin.
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Auf dem Parkplatz der Helenenhal­le stehen Wohncontai­ner.

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