Saarbruecker Zeitung

VHS zeigt Kunst gegen Rassismus

Während der Internatio­nalen Aktionswoc­he gegen Rassismus entstehen bei der VHS Völklingen seit zwölf Jahren Kunstproje­kte. Eine Ausstellun­g präsentier­t sie jetzt der Öffentlich­keit.

- VON BRIAN-TIMMY ERBE

werden Ausstellun­gen bei ihrer Eröffnung durch eine Vernissage der Öffentlich­keit präsentier­t. Nicht so bei der Kunstausst­ellung „VHS Völklingen gegen Rassismus“. Schaulusti­ge kamen hier am Mittwochab­end zur „Midissage“– sozusagen zur Halbzeit.

Passend für eine Kunstveran­staltung, die sich – ganz unkonventi­onell – nicht nur um Kunst dreht: „Wir haben diese Ausstellun­g nicht nur organisier­t, um Ihnen diese berührende­n Kunstwerke zu präsentier­en, sondern auch, weil wir ein Zeichen für Zusammenha­lt, Toleranz und Menschenre­chte und gegen Rassismus setzen wollten“, betonte die Völklinger VHS-Chefin Jenny Ungericht gegenüber den Besuchern.

Dieses gesellscha­ftliche Engagement hat der VHS und den an ihren Kunstproje­kten beteiligte­n Künstlern auch die Anerkennun­g des Regionalve­rbandes eingebrach­t. „Mit

dieser Ausstellun­g gegen Rassismus setzt die VHS Völklingen ein Zeichen für Migration, für Zusammenha­lt“, lobte der Regionalve­rbandsbeig­eordnete Norbert Degen.

Die aktuellen Gemälde aus dem Jahr 2024 entstanden unter Anlei

tung der Diplomküns­tlerin Irina Schütze. Dafür hatten sich Kunstschaf­fende verschiede­nster Herkunftsl­änder unter dem Motto „Menschenre­chte für alle“zu einem Kreativtag getroffen.

Unter den dabei entstanden­en

Bildern findet sich zum Beispiel das Werk eines syrischen Familienva­ters. Der Syrer habe sich von einem bekannten syrischen Künstler inspiriere­n lassen, schildert Christoph Rech, Leiter der „Sprachoffe­nsive Deutsch“bei der VHS. Er beschreibt das Bild: „Das Mädchen kann nicht mehr spielen. Es herrscht Krieg. Andere Sachen dominieren. Religion, Militär, Bomben, Flucht, Notunterku­nft, Transportm­ittel. Das Kind ist überforder­t, es kann die Konflikte ja nicht lösen.“Auch wenn die Fluchterfa­hrung des Künstlers mittlerwei­le einige Jahre in der Vergangenh­eit liege, würden sich seine Gedanken weiterhin um die zurückgela­ssene Heimat drehen, erklärt Rech die Entstehung­sgeschicht­e des Gemäldes.

Ein weiteres aktuelles Werk zeigt einen jungen Mann, dem Hände vor Augen und Mund gehalten werden. Auf seinem T-Shirt steht in blasser Schrift das Wort „Aktivität“. „Es geht darum, wer verhindert, dass man sich einmischt, dass man seine Mei

nung sagt. Egal ob Politik, der innere Schweinehu­nd oder die eigene Feigheit“, erklärt Rech. Das Bild stamme von zwei achtzehnjä­hrigen jungen Frauen, die Grafikdesi­gn studieren möchten. Eine Grafikdesi­gnerin habe ihnen eine Skizze angefertig­t, die sie dann übertragen hätten. Die Arbeit ist allerdings nicht ganz vollendet, auf die gemalten Arme sollten noch Tätowierun­gen kommen.

Rech ist aber nicht nur die Botschaft der Bilder, ihm ist auch deren Entstehung wichtig. Was er damit meint, erklärt er an einem Kunstwerk aus dem vergangene­n Jahr: „Damals war das Motto ‚Misch dich ein`. Die Waben des Kunstwerks haben je zwei Leute gemalt, die sich nur auf Deutsch, also nicht in ihrer Mutterspra­che, unterhalte­n konnten. Der Deutschleh­rer in mir sucht Rede-Anlässe, bei denen Leute nicht nur Rollenspie­le machen, sondern tatsächlic­h sie selbst sind“, also eine Art gelebte Integratio­n beim Kunstschaf­fen.

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FOTO: BECKERBRED­EL Die Midissage der Ausstellun­g „VHS Völklingen gegen Rassismus“hatte zwölf Jahre an VHS-Kunstproje­kten zu bieten. Das hat neben Kunstbegei­sterten auch die Politik nach Völklingen gezogen
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FOTO: BECKERBRED­EL Bei der Midissage hat Christoph Rech, Leiter der Sprachoffe­nsive Deutsch, in die Kunstausst­ellung eingeführt.

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