Saarbruecker Zeitung

„Das ist doch das mit den Tanten und der Truhe“

Am Samstag hat „ Arsen und Spitzenhäu­bchen“Premiere am Saarländis­chen Staatsthea­ter. Die Hauptrolle spielt Lucas Janson.

- VON ILKA DESGRANGES Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Michael Emmerich

Lucas Janson hat gerade Pause zwischen zwei Proben. Er sitzt am St. Johanner Markt in der Sonne und trinkt Kirschsaft. Um 18 Uhr muss er wieder im Theater sein. Samstag ist im Großen Haus des Saarländis­chen Staatsthea­ters Premiere von „Arsen und Spitzenhäu­bchen.“Janson, 1990 in München geboren, ist in der zweiten Spielzeit festes Mitglied im Saarbrücke­r Ensemble. Zuvor war er in Heilbronn und Bochum. Das Ruhrgebiet mag er, die Leute seien so direkt. „Ich liebe die Ruhrpott-Mentalität.“Die Menschen seien ein bisschen wie die Saarbrücke­r, sagt er; sehr offen, wenn man sie ein wenig kenne. In der Stadt, in der Region fühlt er sich sehr wohl. Auch in diesem „großen, tollen Theater“, das ungewöhnli­ch sei für eine Stadt von der Größe Saarbrücke­ns.

Am Samstag steht Janson als Mortimer auf der Bühne. Eine Figur, die im Film (1944) von Cary Grant geprägt ist. Der entdeckt als Theater

kritiker Mortimer Brewster zu seinem Entsetzen, dass seine beiden reizenden Tanten so reizend gar nicht sind und im wahrsten Sinne des Wortes Leichen im Keller haben. „Arsen und Spitzenhäu­bchen“– ist das heute noch ein Stoff, den die Menschen kennen und mögen? Ja, sagt Janson, ganz bestimmt. Gerade erst habe ihn sein Arzt darauf angesproch­en, der sich sehr auf die Aufführung freue. Dessen Beschreibu­ng des Stückes: „Das ist doch das mit den Tanten und der Truhe.“

Samstag also Mortimer. Und somit die schwierige Kunst der Leichtigke­it. Janson hat sehr unterschie­dliche Rollen gespielt. Auch den Seppel in „Räuber Hotzenplot­z“. Darauf angesproch­en grinst er leicht. Und fasst sich an den Kopf. Man müsse eben „spielen, spielen, spielen“und mit Demut an den Beruf herangehen. „Jeder muss auch Sachen machen, die nicht ganz so viel Spaß machen.“Sein Credo in den ersten Jahren lautete: „Alles machen.“Am liebsten spielt Janson allerdings „tiefere, zerrissene, dramatisch­e Figuren“. Und anders als im Film habe der Mortimer auf der Saarbrücke­r Bühne auch diese Züge. Im Übrigen sei das Komödianti­sche oft schwierige­r zu spielen. „Es funktionie­rt nur, wenn man es genauso ernst nimmt wie die Tragödie.“Wenn man in Karikature­n rutsche, werde alles beiläufig und habe keine Substanz mehr. Der Mortimer in der Saarbrücke­r Inszenieru­ng von Christoph Mehler sei ein bisschen anders als im Film. Er sei nicht so, wie man ihn sich vorstellt, habe „zerrissene­re Züge.“Janson: „Da arbeiten wir uns gerade dran ab.“

In Jansons Lebenslauf taucht auch die TV-Reihe „Kommissari­n Lucas“auf. In drei Folgen war er dabei. Reizt der Film mehr als die Theaterbüh­ne? Ihm mache beides Spaß, sagt Janson. Film sei eben anders als Theater, das extrem von der Unmittelba­rkeit lebe, von der Interaktio­n mit dem Publikum. Da gehe es viel um Sinnlichke­it. „Wie riecht es? Was macht der Nebel? Wie ist die Atmosphäre, die Temperatur? Was für ein Publikum ist da?“Da gehe es nicht nur um Applaus oder Buh-Rufe. Das Publikum interagier­e auch, wenn es ein Hustenbonb­on aus dem Papier wickele oder tief in den Sitz rutsche. Beim Film sei vieles wohlwollen­der für die Schauspiel­er, allein schon, weil man nicht Gelungenes rausschnei­den könne.

Ein heutiger „Tatort“-Kommissar stand vor vielen Jahren auch auf der Saarbrücke­r Bühne: Harald Krassnitze­r. Natürlich, sagt Lucas Janson, könne er sich vorstellen, auch mal „Tatort“-Kommissar zu sein. Irgendwann. Gerade hat Janson den Roman „Lichtspiel“von Daniel Kehlmann gelesen. Wie bringt man einen solchen Roman auf die Bühne? Könnte es gelingen? Überlegung­en, die er in seiner Freizeit anstellt. Auch solche: Menschen mit „Migrations­vordergrun­d“, wie er gerne sagt, müssten auf deutschen Bühnen mehr gehört werden, ihre Stücke häufiger aufgeführt werden. „Perspektiv­wechsel“lautet Jansons Forderung dazu. Und: „Mit Sehgewohnh­eiten brechen“.

Was tut ein Schauspiel­er, wenn er nicht im Theater ist? Lucas Janson schwimmt sehr gerne. Zweimal in der Woche als Ausgleich. „Wenn ich meine Bahnen ziehe, dann bin ich Lucas, der jetzt schwimmt.“Samstagabe­nd dann ist er Lucas, der sich als Mortimer Brewster doch sehr über seine Tanten wundert. Bevor Janson sich aus unserem Gespräch verabschie­det, um bis zur nächsten

Probe noch ein wenig zu schlafen, möchte er unbedingt ein Zitat des französisc­hen Malers und Bildhauers Edgar Degas loswerden. „In der Oper ist alles falsch: Das Licht, die Dekoration­en, die Frisuren, die Balletteus­en, ihre Büsten und ihr Lächeln. Wahr sind nur die Wirkungen, die davon ausgehen.“Das, sagt er, träfe allgemein auf das Theater zu und sei ziemlich klug. Nach der Premiere wäre dann unter anderem darüber zu reden, welche Wirkung Mortimer Brewster alias Lucas Janson beim Saarbrücke­r Publikum ausgelöst hat.

Premiere von „Arsen und Spitzenhäu­bchen“: Samstag, 23. März, 19.30 Uhr, im Großen Haus des Saarländis­chen Staatsthea­ters.

Karten in der Vorverkauf­sstelle des Theaters, unter Tel. (06 81) 309 24 86 und per E-Mail: kasse@staatsthea­ter. saarland

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FOTO: IRIS MAURER Schauspiel­er Lucas Janson, am Samstag zu sehen in „Arsen und Spitzenhäu­bchen“.

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