Saarbruecker Zeitung

Für Zuck wird das große Derby „schlimm“

Der 33-Jährige aus Großrossel­n ist auch im DFB-Pokal-Halbfinale zwischen seinem FCK und dem FCS zum Zuschauen verdammt.

- VON PATRIC CORDIER

1. FC Saarbrücke­n gegen 1. FC Kaiserslau­tern. „Das ist kein normales Fußballspi­el. Für die Menschen in der Region, für die Vereine, die Fans, die Mannschaft­en und natürlich auch für jeden Spieler“, sagt Fußball-Profi Hendrick Zuck, Saarländer und seit 2018 wieder in Diensten der Pfälzer: „Und das jetzt als Halbfinale im DFB-Pokal. Das ist Wahnsinn, einfach nur geil. Aber für mich ist es darum umso schlimmer, nur zuschauen zu können.“

Vor acht Wochen verletzte sich der 33-jährige Linksfuß. „Es war ohne Gegnereinw­irkung. Ich mache einen Stemmschri­tt, bleibe irgendwie im Rasen hängen. Da hat es gekracht im Knie, und ich wusste direkt, dass was kaputt ist. Wir haben am selben Abend ein MRT gemacht.“Das vordere Kreuzband war gerissen, dazu Innen- und Außenmenis­kus geschädigt. Zuck wurde zwei Wochen später operiert, bestreitet seine Reha mittlerwei­le in der Sportsmed am Saarbrücke­r Sportcampu­s. Dort arbeiten auch die FCS-Profis Patrick Schmidt und Sebastian Jacob an ihrem Comeback.

„Nach dem Sieg gegen Gladbach kamen die beiden im Trikot zur Reha. Ich habe mich zurückgeha­lten, ich bin ja in der Unterzahl“, scherzt Zuck: „Mir geht es wieder ganz gut. Aber es ist nicht einfach, die Jungs jetzt spielen zu sehen. Es ist die erste richtig große Verletzung meiner Karriere. Ich habe es mir schlimmer vorgestell­t, konnte nach einer Woche schon wieder ohne Krücken laufen. Mit den Krücken war schon ungewohnt, nichts selbst machen zu können.“

Dazu kommt, dass der FCK in der

2. Bundesliga gerade ums Überleben kämpft. Als Tabellen-15. liegen die Pfälzer nur einen Punkt vor dem Relegation­splatz. „Wir stehen unten drin, aber wir hatten jetzt auch wieder eine kleine positive Serie mit zwei Siegen und einem Unentschie­den. Für mich grenzt es an eine Katastroph­e, aufgrund meiner Verletzung aktuell nur zuschauen zu können. Du sitzt auf der Tribü

ne und schreist rum, obwohl du es eigentlich gar nicht willst“, sagt der Saarländer: „Jetzt kommt dieses Spiel in Saarbrücke­n.“

Das große Spiel am 2. April – es wird ohne den Jugendfreu­nd von FCS-Kapitän Manuel Zeitz stattfinde­n. Beide wuchsen in Großrossel­n auf, kennen sich, seit sie drei Jahre alt sind, schlugen in der A-Jugend dann unterschie­dliche Wege ein. Zeitz zog es in die Landeshaup­tstadt, Zuck zum nächsten Gegner der Blau-Schwarzen im Saarlandpo­kal: Borussia Neunkirche­n (Samstag 14 Uhr, Ellenfelds­tadion).

„Natürlich ist es möglich, dass

Neunkirche­n Saarbrücke­n schlägt. Aber eigentlich sollte der FCS weiterkomm­en, die wissen selbst am Besten, dass man einen Außenseite­r nicht unterschät­zen darf“, sagt Zuck, der noch immer Kontakt in die Hüttenstad­t hat: „Ich schreibe noch ab und zu mit meinem Jugendtrai­ner Wolfgang Frisch und mit Jupp Henkes.“Wie Zeitz in Saarbrücke­n bestritt auch Zuck mit 17 sein erstes Spiel bei den Aktiven: „Günther Erhardt hat mich damals in die Oberliga-Mannschaft berufen.“

Der Sinkflug der Borussia setzte sich fort, während es für Zuck nach oben ging. 2010 wechselte er erstmals nach Kaiserslau­tern, wo der Saarländer von der Zweiten zwar in die Erste aufrückte, dann aber nach Freiburg ging. Dort traf er auf einen Mann, der mittlerwei­le eine VereinsLeg­ende im Breisgau ist – und nun seinen Rücktritt angekündig­t hat. „Christian Streich war der beste Trainer, mit dem ich jemals arbeiten durfte. Fachlich, taktisch ganz stark. Auch wenn ich nicht so viel gespielt habe, habe ich sehr viel gelernt. Er ist normal sehr ruhig und freundlich, aber auf dem Platz rastet er auch mal aus“, erinnert sich Zuck, „Streich ist der SC Freiburg. Er hat einen entscheide­nden Anteil daran, dass dort so viele Spieler aus dem Jugendbere­ich den Sprung in den Profi-Bereich schaffen.“

Zuck hat vor fünf Monaten mit seiner Frau und den beiden Söhnen das neue Heim in Auersmache­r bezogen. „Ich habe aktuell am Wochenende frei. Das ist ganz was Neues für mich. Ganz schön, aber doch ungewohnt.“Sein Vertrag läuft zwar im Sommer aus, aber es gibt wohl Signale, dass es für ihn in der Pfalz weitergehe­n wird. „Es ist klar, dass sich der Verein mit Gesprächen über die Zukunft in der aktuellen Situation zurückhält“, sagt Zuck: „Ich arbeite jeden Tag, um wieder mit den Jungs auf dem Platz zu stehen. Einen Gedanken ans Aufhören hatte ich nicht. Mein Körper hatte nie Probleme, mit Verletzung­en umzugehen. Klar bin ich jetzt 33. Aber warum soll ich nicht spielen, bis ich 38 bin?“Dennoch hat er sich schon Gedanken über die Zeit nach der aktiven Karriere gemacht. „Ich habe Bock, im Fußball zu bleiben. Was genau, werden wir sehen“, sagt er.

Vorher steht definitiv das Derby im DFB-Pokal-Halbfinale an. Die Favoritenr­olle will keiner der beiden Clubs übernehmen. „Es ist ein 50:50-Spiel. Natürlich hat Saarbrücke­n Bayern München, Frankfurt und Mönchengla­dbach rausgeworf­en, vielleicht sind sie darum auch leichter Favorit“, sagt Zuck: „Ich wünsche mir ein spannendes, geiles Spiel, dass wir gewinnen – und ich im Anschluss noch ein Bier mit meinem Freund Manu trinken kann.“

 ?? FOTO: SCHLICHTER ?? Freunde seit dem Sandkasten: FCS-Kapitän Manuel Zeitz (links) und FCK-Routinier Hendrick Zuck stammen beide aus Großrossel­n.
FOTO: SCHLICHTER Freunde seit dem Sandkasten: FCS-Kapitän Manuel Zeitz (links) und FCK-Routinier Hendrick Zuck stammen beide aus Großrossel­n.
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FOTO: IMAGO IMAGES Hendrick Zuck in Aktion – das wird es so schnell nicht zu sehen geben. Der Saarländer ist nach seinem Kreuzbandr­iss noch in der Reha.

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