Saarbruecker Zeitung

Formel-Rekordkale­nder sorgt für Unmut

Die Formel 1 wird beinahe zum Ganzjahres­sport. Von den Fahrern wird das mittlerwei­le offen kritisiert.

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(sid) Es ist Mitte März, der Albert Park hat sich herausgepu­tzt, die Sonne strahlt über Melbourne. So fühlte sich stets der Saisonstar­t an – in diesem Jahr allerdings ist die Formel 1 längst mittendrin. Zwei Rennen und 28 000 Reise-Kilometer hat der Tross bereits hinter sich, wenn am kommenden Sonntag (5 Uhr MEZ/Sky) der Große Preis von Australien steigt.

24 Rennen werden in diesem Jahr absolviert, für diesen Rekord musste es früh losgehen. Und sogar dem Weltmeiste­r wird das langsam zu viel. „Wir sind schon weit über dem Limit“, sagte Max Verstappen bereits vor dem Start ins Formel1-Jahr, „es ist verrückt.“Damit ist er nicht allein. Fernando Alonso, Lewis Hamilton, Carlos Sainz – prominente Figuren in der Königsklas­se kritisiere­n den Expansions­kurs mittlerwei­le offen. Begonnen hatte dieser noch unter Bernie Ecclestone, nach der Übernahme durch das US-Unternehme­n Liberty Media im

Jahr 2016 entwickelt­e sich aber eine neue Dynamik. Mehr Rennen und neue Märkte bedeuten höhere Einnahmen, so einfach ist das.

Die Probleme sind allerdings vielfältig, die Belastung in allen Bereichen ist ein wichtiger Aspekt. Die Reisen, der Transport von tonnenweis­e Material, der Auf- und Abbau an jedem Rennwochen­ende, all das verschling­t weit mehr Zeit und Kraft als tatsächlic­h sichtbar. Gerade für die Teams hinter den Teams sei das zu viel, „wenn du zu Hause noch eine Familie haben möchtest“, sagt etwa Ferrari-Pilot Sainz.

Weitere Bedenken hat Hamilton. Zum einen sei diese Rekordjagd schwer vereinbar mit den Nachhaltig­keitsziele­n. „Dieser ganze Zirkus reist überall hin“, sagt der MercedesSt­ar, „dabei sollte Nachhaltig­keit im Mittelpunk­t der Entscheidu­ngen stehen.“Zudem müsse „Qualität über Quantität“gehen, damit die Formel 1 nicht ein allzu gewöhnlich­es Produkt werde.

Die Fans könnten „den Appetit“verlieren, warnt auch Sainz, „die Formel 1 muss exklusiv bleiben.“Und Langeweile droht ja nicht bloß vor den Bildschirm­en. „Sogar der Weltmeiste­r findet, dass die Saison zu lang ist“, gibt Routinier Alonso zu bedenken: „Jetzt stellt euch mal vor, wie das für den Rest der Fahrer ist. Wir kommen zu Rennen, in denen es um nichts mehr geht.“So war es 2023, und 2024 droht das gleiche Szenario. Verstappen gewann die bisherigen Rennen in Bahrain und Saudi-Arabien souverän vor RedBull-Kollege Sergio Perez. „Zehn Jahre“, sagt Verstappen, „mache ich das nicht mehr mit.“

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FOTO: EID/AFP Weltmeiste­r und Formel-1-Dauersiege­r Max Verstappen ist angesichts der Masse an Rennen in der königsklas­se alles andere als glücklich.

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