Saarbruecker Zeitung

WAS PASSIERT, WENN EIN ANTIKER THEATERTEX­T ...

... AUF ÄSTHETISCH­E UND INHALTLICH­E FANTASIEN DES REGIENACHW­UCHSES TRIFFT?

- Jonathan Reuter

Julia Gudi, Redjep Hajder, Gil Hoz-Klemme, Elisa Künast, Jonathan Reuter und Ramon Wirtz, Regiestudi­erende der HfMDK Frankfurt, haben sich »Die Bakchen« von Euripides vorgenomme­n. Herausgeko­mmen sind vier Teile, in denen sie sich dem fast 2500 Jahre alten Text widmen. Wer sind die Bakchen, die Mänaden, die Frauen Thebens, die angestache­lt durch den Gott

Dionysos in die Berge und Wälder ziehen und die Stadt verwaist lassen? Was ist diese Ordnung, die der Herrscher Pentheus mit aller Gewalt aufrechter­halten will? Und was hat das mit unserem Leben heute zu tun? Heutzutage glaubt niemand mehr an Dionysos. Aber lebt er nicht doch noch unter uns, wenn wir genau hinschauen? Genau das fragt der Abend, wenn Dionysos zum Beispiel in den Kneipen Saarbrücke­ns gesucht, der vielnamige, gestaltwan­dlerische Gott beschworen, der Stoff durch eine feministis­che Perspektiv­e betrachtet oder mit der eigenen Migrations­biografie überschrie­ben wird.

Laura Trapp, Süheyla Ünlü, Jan Hutter, Sébastien Jacobi und Michi Wischniows­ki werfen sich in den bacchantis­chen Rausch und feiern ein Fest des Theaters (und des Dionysos) mit ihrer vielstimmi­gen Virtuositä­t. Untermalt von der Musik von Jonathan Lutz beginnen die jungen Regisseur*innen immer wieder von Neuem, ganz getreu der zyklischen Anordnung des Mänadenkul­tes, der zu Ehren Dionysos’ gefeiert wurde und dessen geheime Riten von Euripides behandelt werden. Es wird gesungen, der Wein fließt und ganz vielleicht gibt es einen Blick auf diesen alten Gott zu erhaschen.

 ?? ?? Süheyla Ünlü, Jan Hutter und Sébastien Jacobi bei den Proben von »Werkraum Junge Regie I: Die Bakchen.«
Süheyla Ünlü, Jan Hutter und Sébastien Jacobi bei den Proben von »Werkraum Junge Regie I: Die Bakchen.«

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