Saarbruecker Zeitung

Linke und BSW dürfen im Bundestag vorerst unbegrenzt Anfragen stellen

- VON MEY DUDIN Produktion dieser Seite: Markus Renz, Martin Wittenmeie­r

Es ist ein Zugeständn­is, um ein Eilverfahr­en vor dem Bundesverf­assungsger­icht entbehrlic­h zu machen. Auf Empfehlung des Ältestenra­tes hat der Bundestag gegen die Stimmen von Union und AfD beschlosse­n, dass das Fragerecht der Linken und vom Bündnis Sahra Wagenknech­t (BSW) vorerst nicht mehr beschnitte­n wird. Damit können beide Gruppen nun mehr als zehn Anfragen pro Monat stellen – und zwar so lange, bis Karlsruhe abschließe­nd geurteilt hat. Gegen die Beschränku­ng hatte die Linke vor dem Verfassung­sgericht geklagt. Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Linken-Gruppe, Christian Görke, sagte unserer Redaktion, dass die Eilklage anscheinen­d so überzeugen­d gewesen sei, „dass die Ampel vor dem Hauptverfa­hren schon mal zurückrude­rt“. Er betonte: „Die willkürlic­he Begrenzung des Fragerecht­es auf zehn kleine Anfragen stand und steht auf tönernen Füßen. Der Versuch der Ampel, sich der Kontrolle der linken Opposition zu entziehen, ist damit krachend gescheiter­t!“

Parlamenta­rierin Sevim Dagdelen, die der BSW-Gruppe angehört, übte ebenfalls Kritik: „Eine Deckelung parlamenta­rischer Anfragen macht aus dem verfassung­srechtlich garantiert­en Frage- und Informatio­nsrecht der Abgeordnet­en gegenüber der Bundesregi­erung einen Gnadenakt. Die Ampel-Parteien sollten die Begrenzung kleiner Anfragen generell zurücknehm­en und Abgeordnet­e in ihren Kontrollmö­glichkeite­n nicht ungleich behandeln.“Dagdelen hatte im vergangene­n Monat allein schon sieben kleine Anfragen eingereich­t.

Die Linksfrakt­ion hatte sich Ende 2023 aufgelöst, nachdem zehn Abgeordnet­e um die frühere Fraktionsc­hefin Sahra Wagenknech­t aus der Partei austraten. Der Fraktionss­tatus konnte nicht mehr aufrecht erhalten werden, weil die aktuell geltende Schwelle von 37 Mandaten nicht mehr erreicht wurde. Inzwischen haben sich die 28 verblieben­en Abgeordnet­en der Linken und die zehn BSW-Parlamenta­rier jeweils als Gruppe neu organisier­t. Ihnen wurde zwar finanziell­e Unterstütz­ung in Millionenh­öhe zugestande­n, sie dürfen auch Mitglieder in die Fachaussch­üsse entsenden und in den Ältestenra­t. Sie können zudem Gesetzentw­ürfe, Anträge und Entschließ­ungsanträg­e einbringen, außerdem Aktuelle Stunden verlangen. Ihre Redezeit richtet sich nach ihrer Stärke. Die vorderen Plätze im Plenarsaal mussten sie allerdings räumen: Beide Gruppen sitzen im Abschnitt der SPD, allerdings in den hinteren Reihen am Rand.

Große und kleine Anfragen an die Regierung gehören zu den wichtigste­n Instrument­en der Opposition, um der Regierung auf die Finger zu schauen.

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