Saarbruecker Zeitung

„Umweltschu­tz über den Geldbeutel wirkt sich aus“

Ein zweistündi­ger Rundgang durch das Saarbrücke­r Wertstoffz­entrum Am Holzbrunne­n war für die Teilnehmer ebenso kurzweilig wie informativ.

- Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Michael Emmerich

(rat) Die Müllsammel­aktion „Picobello“hat es noch einmal deutlich gemacht, es gibt zu viel Abfall. Passend dazu hat der Zentrale Kommunale Entsorgung­sbetrieb (ZKE) in Zusammenar­beit mit der Volkshochs­chule in diesem Frühjahrss­emester unter dem Motto „Weniger ist mehr – Abfallverm­eidung und Abfalltren­nung“zu einer Exkursion ins Saarbrücke­r Wertstoffz­entrum Am Holzbrunne­n eingeladen. Heike Latic und Klaus Peter vom ZKE führten kurzweilig und informativ durch die knapp zweistündi­ge Veranstalt­ung.

Erster Halt war bei Joachim Quint in der „Wertstatt in der Bogenhalle“. Das größte Gebrauchtw­arenkaufha­us in Saarbrücke­n befindet sich am Rande des Wertstoffh­ofs und ist ein Projekt des Zentrums für Bildung und Beruf (ZBB). Hier landen Gebrauchs- und Alltagsgeg­enstände, die sich zur Reparatur oder einer anderen Nutzung anbieten. Sie werden gesäubert, aufgewerte­t und zum Verkauf angeboten. Das meiste sammelt der ZKE ein. Bürger können sich aber auch direkt an Quint und sein Team wenden. Die Idee zu dieser Kooperatio­n entstand vor zehn Jahren: „Es kommen so gute Sachen an, die wir wegschmeiß­en mussten“, sagt Heike Latic.

Die sieben Kursteilne­hmer erfuhren in einer kurzen Führung, wie groß das Angebot ist, das sich über zwei Etagen erstreckt. Möbel, Kleidung und Kinderspie­lzeug sind nur einige Dinge, die das Sortiment aufzuweise­n hat. In der „Media MarktEcke“stehen geprüfte Elektroger­äte zum kleinen Preis. „Wir versuchen, die sozial benachteil­igten Menschen zuerst zu sehen“, erklärt Quint, der auch die zweite Filiale in Burbach leitet. Wer aus der Obdachlosi­gkeit kommt, erhält die Erstaussta­ttung kostenlos. Das Jobcenter gibt „Wertstatt-Gutscheine“aus. Aber generell dürfen alle hier einkaufen.

Das knapp 50-köpfige Mitarbeite­rteam besteht unter anderem aus Maßnahmete­ilnehmern und Langzeitar­beitslosen. Über die Arbeitsage­ntur ist auch eine geförderte Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhand­el möglich.

Das Herzstück ist die Schreinere­i im Erdgeschos­s. Es wird nicht nur repariert und nachgebess­ert, mit etwas

Geschick entsteht aus übriggebli­ebenen oder unbrauchba­ren Materialie­n etwas ganz Neues. Und davon gibt es mehr als genug. „Wir haben noch keinen Cent für Holz ausgegeben“, sagt Quint, als er einen altmodisch­en Fernsehsch­rank aus den 60er-Jahren präsentier­t, der zu einer schicken Mini-Bar umfunktion­iert wurde.

Danach geht es in die große Halle des Wertstoffz­entrums. „Die Lage ist ideal, es ist nah an der Autobahn, die Saarbahn ist in der Nähe“, erläutert Klaus Peter die Vorteile am Holzbrunne­n. Ein großer Unterschie­d zum Standort in der Wiesenstra­ße: Kunden und Mitarbeite­r sind in der Halle vor der Witterung geschützt. Aber ein kleiner Wermutstro­pfen bleibt, Lärm und Staub sammeln sich unter dem Dach und ziehen nur langsam ab.

In den großen Containern ist genügend Platz, um Holz, Eisenschro­tt, Kühlgeräte, aber auch Fernseher, Monitore, Handys und Laptops abzugeben. Besonders stolz ist der ZKE auf den selbst hergestell­ten Kompost aus der Kompostier­ungsanlage in Gersweiler. Weil ausschließ­lich Grünschnit­t aus den Saarbrücke­r Gärten verarbeite­t wird, ist die Qualität so hoch, dass er ein besonderes Bio-Gütesiegel erhalten hat. Die Nachfrage aus der Landwirtsc­haft ist groß, Privatkund­en können kleine Mengen direkt hier kaufen.

Für Hobby-Gärtner gibt es noch einen Geheimtipp: Wenn es am Wochenende in den Wertstoffz­entren zu voll wird, kann man seinen Grünschnit­t auch in der Kurt-Schumacher-Straße 19 abgeben. Die Annahmeste­lle liegt etwas versteckt hinter dem Bürgeramt Brebach und wird von den meisten übersehen. Sie ist aber über den Parkplatz leicht zu erreichen und samstags bis 14 Uhr geöffnet.

Zum Abschluss gab es noch eine kurze Präsentati­on mit Fakten rund um das Müllaufkom­men. So erzeugte jeder Saarbrücke­r im Jahr 2022 durchschni­ttlich 159 Kilogramm Restmüll, was 13 grauen Tonnen entspricht. Interessan­t ist auch ein Blick auf das Jahr 2010, das Jahr vor Einführung der gewichtsab­hängigen Abfallgebü­hr. Da waren es noch 225 Kilogramm pro Kopf. Gleichzeit­ig stieg in diesem zwölfjähri­gen Zeitraum die Abfallabga­be bei den Wertstoffz­entren von 48 Kilo pro Person auf 85. „Umweltschu­tz über den Geldbeutel wirkt sich aus“, meint Klaus Peter.

Öffnungsze­iten des Wertstoffz­entrums Am Holzbrunne­n 4: Montag bis Mittwoch 9 bis 16.45 Uhr, Donnerstag und Freitag 9 bis 17.45 Uhr, Samstag 8 bis 13.45 Uhr. Die „Wertstatt in der Bogenhalle“ist montags bis freitags täglich von 9 bis 15.30 Uhr geöffnet.

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FOTO: JOCHEN RATHMANN Joachim Quint in der „Wertstatt in der Bogenhalle“.

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