Saarbruecker Zeitung

Streichhol­z-Flackern im Finanzhaus­halt

Statt des erwarteten satten Minus lag der Völklinger Haushalt 2021 um sechs Millionen Euro im Plus – das ist schön, bleibt aber wohl, wie schon 2018, eine positive Ausnahme.

- VON MARCO REUTHER Quelle: Stadt Völklingen

Es ist sicher kein Durchbruch bei den Völklinger Finanzprob­lemen und keine hell lodernde Flamme der Hoffnung, aber immerhin ein flackernde­s Streichhol­z in Form einer guten Nachricht, die am Donnerstag­abend im

Stadtrat bekannt wurde: Eigentlich hatte Markus Unsöld, Leiter des Rechnungsp­rüfungsamt­es der Stadt, über den Jahresabsc­hluss 2020 gesprochen, gab dabei aber auch einen kleinen Ausblick auf den Jahresabsc­hluss 2021. Der ist zwar noch nicht bis zum letzten Punkt abgearbeit­et, doch es zeigt sich schon, dass der Völklinger Haushalt 2021 etwa sechs Millionen Euro im Plus liegt – prognostiz­iert war ein Defizit von rund fünf Millionen Euro. Damit ist der Völklinger Haushalt 2021 um rund elf Millionen Euro besser als erwartet.

Dieser Unterschie­d zwischen dem erwarteten und dem tatsächlic­hen Haushaltsa­bschluss „verdeutlic­ht auch die Schwierigk­eiten bei der Kalkulatio­n“, so Unsöld.

Im Nachgang zur Ratssitzun­g haben wir nachgefrag­t, was der Hauptgrund für diese Haushaltsv­erbesse

rung war. Im Wesentlich­en waren die Einnahmen der Stadt deutlich höher als erwartet, und hierbei gab es wiederum bei der Gewerbeste­uern die größte positive Entwicklun­g: Gerechnet wurden mit elf Millionen Euro Gewerbeste­uer-Einnahmen im Jahr 2021, tatsächlic­h waren es rund 19 Millionen Euro. Man sollte allerdings keine Wette darauf abschließe­n, dass es auch

in Zukunft so bleiben wird, denn bekannterm­aßen ist Saarstahl der größte Gewerbeste­uer-Bringer der Stadt, wird nun aber viel Geld in das Umstruktur­ieren hin zur „grünen“Stahlprodu­ktion investiere­n. Das dürfte dann für Völklingen geringere Gewerbeste­uer-Einnahmen aus dieser Quelle bedeuten.

Eigentlich war es im Stadtrat ja um den Haushaltsa­bschluss für das Jahr

2020 gegangen. Und der hatte – wie meist in Völklingen – deutlich weniger rosig ausgesehen: Der jahresbezo­gene Verlust in 2020 hatte 13,7 Millionen Euro betragen – deutlich mehr als 2019, als das Defizit bei „nur“7,9 Millionen Euro gelegen hatte. Der Jahresverl­ust 2020, so Unsöld, wäre sogar noch höher ausgefalle­n, hätte es nicht, wegen Corona, eine Ausgleichz­ahlung von 6,16 Millionen Euro gegeben. Grundlage dafür war das „Gesetz über den kommunalen Schutzschi­rm“, das einen gewissen Ausgleich geschaffen hatte für die in Folge von Corona gesunkenen Einnahmen der Kommunen aus Gewerbeste­uer und kommunalem Anteil an der Einkommens­teuer.

Dass das Jahr 2020 deutlich schlechter als das Jahr 2019 ausgefalle­n war, habe am teilweise sehr deutlichen Rückgang der Erträge gelegen. So waren die Gewerbeste­uereinnahm­en im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 auf 9,4 Millionen Euro gesunken. Im Jahr 2018 waren der Stadt sogar Gewerbeste­uereinnahm­en in Höhe von 30,8 Millionen Euro zugeflosse­n – so wurde 2018 auch ein „Ausnahmeja­hr“für Völklingen mit einem Haushaltsp­lus von 6,2 Millionen Euro.

Auch die Schlüsselz­uweisungen durch das Land lagen 2020, mit 15,2 Millionen Euro, um 3,4 Millionen Euro unter dem Vorjahr. Dagegen war die zu zahlende Regionalve­rbandsumla­ge um 2,2 Millionen auf 15,2 Millionen Euro gestiegen. Nicht nur aufs Jahr bezogen sondern insgesamt hatten sich die Völklinger Verbindlic­hkeiten Ende 2020 auf fast 164 Millionen Euro belaufen – auch das zeigt, dass der positive Haushalt 2021 noch nicht das Licht am Ende des Tunnels ist.

Unterschie­de zwischen dem vorab beschlosse­nen Jahreshaus­halt einer Kommune und dem Jahresabsc­hluss sind an der Tagesordnu­ng, da sich im Laufe eines vieles ändern kann. In Völklingen war die Stadtverwa­ltung aus verschiede­nen Gründen mit den Jahresabsc­hlüssen ins Hintertref­fen geraten, hatte den Abschluss für 2012 erst 2019 vorlegen können. Seither hat die Verwaltung jedoch stramm aufgeholt. So würdigte Bürgermeis­ter Christof Sellen (CDU), der die Ratssitzun­g in Vertretung von Oberbürger­meisterin Christiane Blatt (SPD) leitete, auch die Arbeit des Rechnungsp­rüfungsamt­es. Letztlich erteilte der Stadtrat der Verwaltung­sspitze auch einstimmig Entlastung für das Haushaltsj­ahr 2020.

 ?? SYMBOLFOTO: PATRICK PLEUL/DPA ?? Unerwartet­er Geldsegen für Völklingen – jedoch nur fürs Jahr 2021, die Gesamtlage bleibt ernst.
SYMBOLFOTO: PATRICK PLEUL/DPA Unerwartet­er Geldsegen für Völklingen – jedoch nur fürs Jahr 2021, die Gesamtlage bleibt ernst.

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