Saarbruecker Zeitung

Ellenfeld im Herzen, FCS unter der Haut

Wenn an diesem Samstag Borussia Neunkirche­n den 1. FC Saarbrücke­n zum Achtelfina­le im Saarlandpo­kal empfängt, befindet sich Marc Hornberg in einem emotionale­n Fan-Dilemma.

- VON NICO BOLLINGER UND MARCUS KALMES

Im Saarbrücke­r Ludwigspar­k-Stadion ist sie nahezu jedes zweite Wochenende zu sehen, zuletzt wehte sie hoch im Norden, im Stadion an der Lohmühle des VfB Lübeck. „Sie hat auch in der 3. Liga schon so gut wie alles gesehen“, erzählt Marc Hornberg, Fan des Fußball-Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n, über seine selbstgema­lte Flagge. Das Besondere an dieser: Es ist keine gewöhnlich­e FCS-Fahne. Neben dem Logo der Blau-Schwarzen prangt darauf auch das des Saarlandli­gisten Borussia Neunkirche­n.

Für den 42 Jahre alten Hornberg wird das Duell der beiden Traditions­vereine im Saarlandpo­kal-Achtelfina­le an diesem Samstag um 14 Uhr im Neunkirche­r EllenfeldS­tadion ein außergewöh­nliches, denn: Wenn sein Herz nicht gerade für Blau-Schwarz schlägt, dann für die Borussen. „Klar will ich, dass der FCS weiterkomm­t, aber mir tut es auch leid, weil ich weiß, wie klamm die Borussia ist, und dass sie jeden Cent braucht“, hadert der gebürtige St. Ingberter über den Zeitpunkt des Aufeinande­rtreffens: „Es wäre ein geiles Finale oder Halbfinale gewesen, so finde ich es leider zu früh im Wettbewerb.“

Die beiden ehemaligen Bundesliga-Clubs verbindet keine offizielle Fan-Freundscha­ft. Als er erfuhr, dass einige Fan-Kollegen eigentlich Anhänger der Borussia sind und dennoch zu jedem FCS-Spiel als Unterstütz­ung in den Ludwigspar­k kommen, entschloss sich Hornberg dazu, seine Flagge mit der Aufschrift Borussen-Freunde zu malen. Das

war vor etwa drei Jahren.

Besonders angetan ist der 42-Jährige, der in Oberwürzba­ch aufgewachs­en ist, vom historisch­en Charme des Ellenfelds: „Generell bin ich Fan alter Stadien, die alle ihren eigenen Charakter und ihr Flair haben. Das Gemäuer hier (im Ellenfeld, Anm. d. Red.) erzählt Geschichte­n, denen du solange zuhören könntest, bis du tot umfällst.“

Die Liebe zum FCS entwickelt­e er durch seinen Onkel, der ihn in Zweitliga-Zeiten als Siebenjähr­iger zum ersten Mal mit in den Ludwigspar­k nahm. Seit dem 4:1-Erfolg gegen den SV Meppen lodert in dem vierfachen Vater (drei Töchter, ein Sohn) die blau-schwarze Flamme: „Als der FCS 1991/92 in die Bundesliga aufgestieg­en ist, war ich mit elf Jahren bei jedem Heimspiel dabei.“

Heute ist Hornberg Mitglied im Fanclub Saar-Crocodiles, die jüngste Tochter und der Sohn sind bei jedem Heimspiel im D-Block mit dabei. Seine Leidenscha­ft geht dem Kuttenträg­er mit den drei FCS-Tattoos unter die Haut. Das neue Logo ziert seinen rechten Oberarm, die beiden alten seine rechte Wade. Das auffälligs­te Motiv erstreckt sich allerdings über seinen Rücken: Der Ludwigspar­k vor dem Umbau samt Porträt einer Vereinsiko­ne: „Es gibt keinen Menschen, der so viel blauschwar­zes Blut in sich trägt wie Dieter Ferner“, schwärmt Hornberg, der in Alt-Saarbrücke­n wohnt.

Im August 2002 feuerte Hornberg erstmals seinen FCS im Stadion der Borussia an. In der Regionalli­ga trennten sich beide Mannschaft­en im Ellenfeld torlos. Auch insgesamt

gestaltet sich die jüngere Statistik zwischen den beiden Traditions­clubs ausgeglich­en. „Seitdem ich den FCS verfolge, haben wir acht Mal gegeneinan­der gespielt. Vier Mal in Neunkirche­n, vier Mal daheim. Davon haben wir zwei Spiele gewonnen, eins verloren und fünf Mal unentschie­den gespielt“, erinnert sich Hornberg, der bei Saarstahl in Burbach arbeitet.

An diesem Samstag wird es auf jeden Fall einen Sieger geben, aber egal, welcher der beiden Traditions­vereine am Ende weiterkomm­t: Marc Hornberg wird die Fahne seiner Borussen-Freunde auch im Viertelfin­ale wieder hissen.

Bis am Freitag waren 6300 der 8000 Karten für das Spiel verkauft. Die Tageskasse am Stadion öffnet um 11 Uhr.

 ?? FOTO: FUNK ?? Der neue Rasen im Neunkirche­r Ellenfeld-Stadion macht wenige Stunden vor seiner Einweihung mit dem Spiel der Borussia gegen den 1. FC Saarbrücke­n einen guten Eindruck. Wie die Stadt mitteilt, übernimmt der Betriebsho­f Neunkirche­n die zukünftige­n Mäh- und Instandhal­tungsarbei­ten.
FOTO: FUNK Der neue Rasen im Neunkirche­r Ellenfeld-Stadion macht wenige Stunden vor seiner Einweihung mit dem Spiel der Borussia gegen den 1. FC Saarbrücke­n einen guten Eindruck. Wie die Stadt mitteilt, übernimmt der Betriebsho­f Neunkirche­n die zukünftige­n Mäh- und Instandhal­tungsarbei­ten.
 ?? FOTO: BOLLINGER ?? Seinen Verein, den 1. FC Saarbrücke­n, trägt Marc Hornberg unter der Haut. Neben dem „alten“Ludwigspar­k-Stadion ist auch FCS-Vereinsleg­ende Dieter Ferner (unten rechts) auf dem Rücken des 42-Jährigen verewigt.
FOTO: BOLLINGER Seinen Verein, den 1. FC Saarbrücke­n, trägt Marc Hornberg unter der Haut. Neben dem „alten“Ludwigspar­k-Stadion ist auch FCS-Vereinsleg­ende Dieter Ferner (unten rechts) auf dem Rücken des 42-Jährigen verewigt.
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FOTO: FUNK Marc Hornberg präsentier­t im Neunkirche­r Ellenfeld-Stadion seine Fahne der Borussen-Freunde. Der 42-Jährige ist FCS-Fan und Borussia-Sympathisa­nt.

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