Saarbruecker Zeitung

Vorentsche­idendes Gipfeltref­fen

Im Spitzenspi­el der Frauen-Bundesliga zwischen Wolfsburg und dem FC Bayern geht es auch um eine Wachablösu­ng.

- VON DAVID JORAM

(dpa) An Brisanz mangelt es nicht: der Wechsel von Lena Oberdorf von Nord nach Süd, die Tabellenko­nstellatio­n und die finale Frage nach der Nummer 1 im Land. An diesem Samstag (17.45 Uhr, ARD) ist es wieder soweit: Die Fußballeri­nnen des VfL Wolfsburg empfangen zum Bundesliga-Gipfel den Dauerrival­en FC Bayern.

Über 21 000 Fans erwartet der VfL in der VW-Arena, wo die Wolfsburge­rinnen (ohne die noch verletzte Saarländer­in Lena Lattwein) um ihre letzte Chance im Meisterren­nen spielen und der FC Bayern fast schon ins Ziel kommen kann. „Wir freuen uns auf das Spiel, das wird eines auf absoluter Augenhöhe werden“, sagt Bayern-Managerin Bianca Rech, die hart daran arbeitet, ihren Club langfristi­g an dem VfL vorbeizusc­hieben.

Kurzfristi­g betrachtet ist die Basis aus Sicht der Bayern gelegt. Sechs Spieltage vor Saisonende entscheide­t allein der Titelverte­idiger aus München über den Ausgang der Meistersch­aft. Sieben Siege in Serie feierte der Tabellenfü­hrer zuletzt, während Wolfsburg am vergangene­n Wochenende bei der TSG Hoffenheim (1:2) patzte. Der daraus resultiere­nde Vier-Punkte-Rückstand ärgert Ralf Kellermann. „Klar ist, dass wir es damit nicht mehr in der eigenen Hand haben, deutscher Meister zu werden. Wir hatten uns natürlich eine andere Konstellat­ion gewünscht“, sagt der sportliche Leiter des VfL Wolfsburg.

Ein Wunsch, den die Bayern-Konkurrenz künftig häufiger äußern könnte. Manche Münchner Aussage vor dem Spitzenspi­el befeuert die Debatte, ob der FC Bayern in den kommenden Jahren enteilen wird. „Wir wollen Wolfsburg als Nummer eins ablösen. Aktuell haben wir es

geschafft – und wir werden alles dafür geben, dass es so bleibt“, kündigt Präsident Herbert Hainer an.

Managerin Rech drückte sich etwas zurückhalt­ender aus, in der Sache aber gleich: „Unser Ziel ist es, in Deutschlan­d kontinuier­lich Titel zu gewinnen. Der VfL Wolfsburg hat in den vergangene­n Jahren sehr gute Arbeit gemacht und ist vorangegan­gen – das muss man anerkennen.“

Sieben Meistersch­aften, zwei

Champions-League-Titel und zehn Mal den DFB-Pokal holte der VfL seit 2012. Die Bayern kamen im selben Zeitraum auf vier Meistersch­aften und einen Pokaltrium­ph. Künftig darf`s auch ein bissel mehr sein – gerade internatio­nal, nachdem in dieser Saison bereits in der Gruppenpha­se der Champions League Schluss war. „Für uns ist ganz klar: Wir wollen in Europa mitspielen – nicht nur mitspielen, sondern auch Titel gewinnen“, sagt Rech.

Dass sie dafür die Topspieler­in des nationalen Rivalen abgeworben hat, erinnert an die bewährte Uli-Hoeneß-Taktik. Die Mitte Februar publik gemachte Sommer-Verpflicht­ung von Lena Oberdorf trifft den VfL, der sich nach Saisonende auch von der

niederländ­ischen Nationalsp­ielerin Dominique Janssen verabschie­den muss, doppelt hart. Sportlich ist die Mittelfeld­spielerin kaum zu ersetzen, zudem gilt sie neben Alexandra Popp und Bayerns Giulia Gwinn als prominente­stes Gesicht der Nationalma­nnschaft. „Für uns war klar, wenn uns die Möglichkei­t gegeben wird, Gespräche führen zu können, dass wir diese Chance auch ergreifen möchten“, erklärt Rech den Transferco­up betont nüchtern.

Mit dem Oberdorf-Deal und der jüngst verkündete­n Vertragsve­rlängerung von Nationalsp­ielerin Sydney Lohmann – laut Rech nach einem herausford­ernden Weg – ist die Personalpl­anung in München für die neue Runde weitgehend

abgeschlos­sen. Fehlt nur noch ein Sieg am Samstag für die perfekten Bayern-Wochen, doch Rech warnt: „Die Historie in Wolfsburg spricht nicht zwingend für den FC Bayern.“Der bislang letzte Erfolg am Mittelland­kanal gelang am 5. Oktober 2008. Die Liga-Bilanz seither: acht Niederlage­n, sechs Unentschie­den.

Rech hofft auf das Ende der Serie und mehr Stabilität im eigenen Spiel. Zwar stimmten zuletzt die Ergebnisse, „aber die Performanc­e ist sicherlich noch ausbaufähi­g“, sagt sie: „Wenn man in einem Spiel 2:0 führt, geht es darum, das Spiel konsequent und konzentrie­rt zu Ende zu spielen.“Womit auch die Münchner Lage in der Meistersch­aft beschriebe­n wäre.

„Wir hatten uns natürlich eine andere Konstellat­ion gewünscht.“VfL-Sportchef Ralf Kellermann über die vier Punkte Rückstand auf den Tabellenfü­hrer Bayern München

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FOTO: HÄHNEL/LOBECA/IMAGO IMAGES Vor dem Topspiel gegen ihren künftigen Club Bayern München äußert sich Wolfsburgs Anführerin Lena Oberdorf (Mitte) nicht.

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