Deutschlands neues Traumpaar auf dem Eis
Minerva-Fabienne Hase und Nikita Volodin trumpfen bei der Eiskunstlauf-WM in Montreal auf. Große Hürde auf dem Weg zu Olympia.
(sid) Minerva-Fabienne Hase blickte verträumt auf die Medaille in ihren Händen, hielt die glänzende Trophäe ans Herz und atmete tief durch. Stolz, erleichtert und überglücklich genoss die deutsche Eiskunstläuferin auf dem Podium in Montreal den vorläufigen Höhepunkt ihrer Karriere.
Gemeinsam mit Nikita Volodin hat sich die Berlinerin ihren großen Traum von einer WM-Medaille erfüllt. Mit der persönlichen Bestleistung von 210,40 Punkten war das deutsche Duo zu Bronze gelaufen und hatte eine starke Saison mit dem ersten gemeinsamen WM-Podest gekrönt. Deutschland hat nach den Olympiasiegern Aljona Savchenko und Bruno Massot (2018 in Pyeongchang) wieder ein neues Traumpaar auf dem Eis.
„Es ist wunderschön“, sagte Hase. „Superhappy“und „sehr stolz“war die 24-Jährige – auf sich und auf Volodin. Besser waren in der stimmungsvollen Centre-Bell-Arena von Montreal nur die Kanadier Deanna Stellato-Dudek und Maxime Deschamps (221,56), Silber holten die
entthronten Titelverteidiger Riku Miura/Ryuichi Kihara aus Japan (217,88). Die zu Tränen gerührte Stellato-Dudek wurde mit 40 Jahren zur ältesten Weltmeisterin im Eiskunstlauf. Das starke deutsche Abschneiden rundeten Annika Ho
cke und Robert Kunkel ab. Auch die Berliner steigerten ihren persönlichen Bestwert und kletterten mit 198,23 Punkten auf Rang fünf.
Hase und Volodin hatten am Vortag mit einem gelungenen Kurzprogramm den Grundstein für den Er
folg gelegt. Als Viertplatzierte in der letzten Gruppe des Abends ging das Duo bei der Kür in das Rennen um die Medaillen. Die Berliner liefen eine starke, wenngleich nicht fehlerfreie Kür. Hase rutschte beim dreifachen Salchow weg und stürzte, ließ sich davon aber nicht beirren. Am Ende reichte es für die erste deutsche WM-Medaille seit sechs Jahren. 2018 hatten Savchenko und Massot auch WM-Gold gewonnen.
Die Deutsche Eislauf-Union (DEU) kann sich glücklich schätzen.
Die Grand-Prix-Events in Espoo und Osaka hatten Hase und Volodin ja schließlich schon gewonnen, auch beim prestigereichen Grand-PrixFinale in Peking siegten sie. Nun folgte mit WM-Bronze die Krönung.
Frei von Makeln war die Saison aber nicht. Bei der EM kostete eine verpatzte Kür die sicher geglaubte Medaille. „Wir sind noch ein sehr frisches Paar“, hatte Hase damals gesagt. Elemente sähen gut aus, „aber da ist noch viel Luft nach oben. Wir hatten immer noch ein paar Wackler dabei, wir müssen konstanter werden.“Der EM-Rückschlag diente in der Rückbetrachtung als wichtiger Wachmacher. „Wir hatten weniger Stress als bei der Europameisterschaft. Dieses Mal waren wir auch mental richtig in Form“, sagte Hase.
Der gemeinsame Weg ist noch lange nicht zu Ende. Das größte Ziel ist am Horizont bereits zu erahnen. Bei den Olympischen Spielen 2026 in Mailand und Cortina soll die Leistungsfähigkeit ihren Höhepunkt erreichen. Die größten Hürden für einen gemeinsamen Olympia-Erfolg liegen allerdings abseits der Eisfläche. Der für Deutschland startende Russe Volodin benötigt einen deutschen Pass. Voraussetzung hierfür ist wiederum unter anderem ein Deutschtest, den er derzeit nicht bestehen würde. Ein Lehrer soll künftig Abhilfe schaffen, auch Hase steht Volodin zur Seite. Dass sie mit Druck umgehen können, haben sie bewiesen.
„Dieses Mal waren wir auch mental richtig in Form.“Minerva-Fabienne Hase nach dem Gewinn der Bronzemedaille