Saarbruecker Zeitung

Das Taufbecken fertigte der Bauherr selbst

Die katholisch­e Kirche St. Johann in Dillingen hat gleich zwei Vorgängerk­irchen am selben Standort: Die erste wurde 1450 gebaut.

- VON DIETER LORIG

„Die alt Kirch“, so bezeichnen die Dillinger das Gotteshaus St. Johann in der Hillenstra­ße. Es gilt als Mutterkirc­he der Dillinger Hüttenstad­t. Das denkmalges­chützte Sakralgebä­ude ist von einem alten Friedhof und viel Grün umgeben. Äußerlich verleihen ockerfarbe­ne und rote Sandsteine dem Bau eine abwechslun­gsreiche Optik mit belebten Wandfläche­n.

Die katholisch­e Kirche wurde 1845 unter Pfarrer Philipp Schmitt in der Epoche des späten Klassizism­us als schlichter Saalbau im Rundbogens­til mit langgezoge­nem Altarraum und halbrunder Apsis ihrer Bestimmung übergeben. Die Baukosten beliefen sich auf rund 14 000 Taler. Dies ist in einem Buch über die Geschichte der Pfarrei St. Johann nachzulese­n, das die Dillinger Autoren Günther Bellmann und Armin Jost im Jahr 2010 mit Unterstütz­ung der örtlichen Geschichts­werkstatt veröffentl­ichten. „Ich verbinde mit der Kirche St. Johann mein ganzes Leben, ich habe darin geheiratet, und meine Kinder wurden hier getauft“, berichtet Küsterin Ellen Huwig. Sie kümmert sich seit 15 Jahren um die Messevorbe­reitungen, die Gewänder der Priester und den Blumenschm­uck in der Kirche.

Am Standort des heutigen Kirchengeb­äudes gab es zwei Vorgängerk­irchen. Dies waren eine 1450 in spätgotisc­hem Stil gebaute Pfarrkirch­e und 280 Jahre später eine neu errichtete größere Kirche, die der heiligen Lucia geweiht wurde.

Der Eingang zur Kirche St. Johann erfolgt von Westen her durch drei Portale im Turmunterg­eschoss. In der Wand der Turmhalle fällt eine schwarze und in lateinisch­er Sprache beschrifte­te Grabplatte auf. Es ist ein Gedenktext über Albert de Lasalle, ein hochrangig­er Adeliger, der 1769 im Wallerfang­er Schloss starb und auf eigenen Wunsch in der alten Luciakirch­e bestattet wurde.

Am Eingang der Kirche St. Johann hängt links unter der Empore ein 1948 von Privatpers­onen gestiftete­s Marienbild. Darunter steht ein Teilstück der früheren Kanzel als improvisie­rter Altartisch. Die ursprüngli­che Kanzel war bei der Umgestaltu­ng der Kirche 1978 entfernt worden. Das Innere der Kirche, die im Krieg komplett zerstört und bis 1948 unter dem in Saarwellin­gen geborenen Architekte­n Heinrich Latz wieder neu aufgebaut wurde, wirkt hell, freundlich sowie erhaben.

Schlichte, von der Decke herabhänge­nde Radleuchte­r ersetzen seit 2008 die ursprüngli­ch installier­ten weißen Kugelleuch­ten. Die leicht grün gefärbten Wände sind durch Rundbogenn­ischen und teils bunte sowie moderne Glasfenste­r gegliedert. Nach dem Wiederaufb­au der Kirche wurde die ursprüngli­che Flachdecke durch ein kassettena­rtiges Tonnengewö­lbe ersetzt. Hierdurch verstärkt sich der romanische Anteil des Rundbogens­tils.

An der rechten Stirnseite des mit drei Stufen abgesetzte­n Altarraums steht eine große Statue des heiligen Johannes dem Täufer, dem Namenspatr­on der Kirche. Davor befindet sich das von Pfarrer Schmitt selbst gefertigte alte Taufbecken aus Sandstein, getragen von einer Engelsfigu­r. An der linken Stirnseite des Chorraums steht eine Strahlen-Madonna mit Kind, um 1720 hergestell­t von der Bildhauerf­amilie Guldner. Hierbei handelt es sich um eine Stiftung der Dillingeri­n Christine Meilchen. Sie tat dies aus Dankbarkei­t, da ihre vier Söhne unversehrt aus dem Krieg zurückgeke­hrt waren. Der ursprüngli­che wuchtige Hochaltar in der Apsis bestand aus grünem Marmor. In den 1970er-Jahren wurden daraus vier Podeste mit eingravier­ten Reliefs der Evangelist­en zum neuen Zelebratio­nsaltar zusammenge­setzt.

Der heutige schmale Hochaltara­ufbau aus Holz integriert in der Apsis ein Kruzifix und einen versilbert­en Tabernakel mit Engelsfigu­ren, die Palmwedel tragen. Das kleeblattf­örmige runde und bunte Glasfenste­r über dem Hochaltar fertigte 1978 der Saarbrücke­r Künstler Ernst Alt. Es symbolisie­rt das apokalypti­sche Lamm. An der östlichen Außenwand der Kirche steht ein barockes Schwedenkr­euz von 1771.

Auf der Seite Momente stellt die Saarbrücke­r Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorben­er vor.

Produktion dieser Seite: Michaela Heinze

Oliver Spettel

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FOTOS: DIETER LORIG Die Fotos zeigen die Kirche St. Johann von außen und innen. Im Altarraum verdeckt derzeit ein Fastentuch den Hauptaltar teilweise. Das Taufbecken rechts hat der Bauherr der Kirche, Pfarrer Philipp Schmitt, aus Sandstein gefertigt.

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