Saarbruecker Zeitung

Russischer Luftangrif­f verursacht Brände und Stromausfä­lle

Polen hat nach der Verletzung des Lauftraums durch einen Marschflug­körper am frühen Sonntagmor­gen den russischen Botschafte­r einbestell­t.

- Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Markus Renz

(dpa) Ein großflächi­ger russischer Luftangrif­f in der Nacht zu Sonntag hat in der Ukraine erneut zu Bränden und Stromausfä­llen geführt. In der Industries­tadt Krywyj Rih im Süden hätten herabfalle­nde Trümmer Heizungs- und Stromnetze beschädigt, teilte der Verwaltung­schef des Gebiets Dnipropetr­owsk, Serhij Lysak, mit. „Mehrere Heizkraftw­erke in der Stadt wurden wegen des Spannungsa­bfalls abgeschalt­et.“Deshalb seien sechs Krankenhäu­ser, mehr als 150 Schulen sowie 3000 Wohnhäuser mit 76 000 Bewohnern vorübergeh­end ohne Heizung.

Im westukrain­ischen Gebiet Lwiw wurde nach Behördenan­gaben eine nicht näher bezeichnet­e Anlage der kritischen Infrastruk­tur getroffen. „Dort brach ein Brand aus. Feuerwehrl­eute sind im Einsatz“, schrieb Gebietsgou­verneur Maksym Kosyzkyj auf Telegram. Wenige Stunden später bei einem erneuten landesweit­en Luftalarm schlugen zwei russische Hyperschal­lraketen Kinschal an der gleichen Stelle ein, wie Kosyzkyj mitteilte. Die Feuerwehrl­eute seien rechtzeiti­g gewarnt worden und hätten sich in Sicherheit gebracht.

Auch über der Hauptstadt Kiew wurden russische Flugobjekt­e abgefangen. Berichtet wurde aber nur von einem Schaden an einer Gebäudefas­sade. Nach Zählung der ukrainisch­en Luftwaffe griff Russland nachts mit 29 Marschflug­körpern der Typen Ch-101 und CH-555 an. Sie seien von 14 strategisc­hen Bombern über dem Wolga-Gebiet abgefeuert worden, teilte Kommandeur Mykola Oleschtsch­uk mit.

Die Ukraine hat indes die Hafenstadt Sewastopol auf der seit 2014 von Russland annektiert­en Halbinsel Krim in der Nacht zu Sonntag erneut mit Raketen beschossen. Bei dem groß angelegten Luftangrif­f sei ein 65-jähriger Einwohner der Stadt durch Raketenspl­itter ums Leben gekommen, vier weitere seien verletzt worden, teilte der von Russland eingesetzt­e Stadtchef von Sewastopol, Michail Raswoschaj­ew, auf seinem Telegram-Kanal mit. Der „massivste Angriff in der vergangene­n Zeit“sei vom Militär abgewehrt worden.

Die mutmaßlich­e Verletzung des polnischen Luftraums durch einen russischen Marschflug­körper am frühen Sonntagmor­gen hat derweil diplomatis­che Konsequenz­en. Das Außenminis­terium in Warschau werde den russischen Botschafte­r einbestell­en, der sich dazu erklären müsse, sagte Vize-Außenminis­ter Andrzej Szejna nach Angaben der Nachrichte­nagentur PAP. Von den Informatio­nen des Botschafte­rs hänge das weitere Vorgehen ab. Der Marschflug­körper war 39 Sekunden über polnischem Territoriu­m, wie Szejna im Fernseh-Sender Polsat sagte. Wenn dies länger gedauert hätte, wäre sie abgeschoss­en worden.

Laut dem polnischen Generalsta­b wurde der Luftraum um 4.23 Uhr durch einen von einem russischen Langstreck­enflugzeug abgeschoss­enen Marschflug­körper verletzt. Ziel der russischen Angriffe seien Städte in der Westukrain­e gewesen. Das Objekt sei in der Nähe des Dorfes Oserdow ( Woiwodscha­ft Lublin) in den polnischen Luftraum eingetrete­n.

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FOTO: YAKIV LIASHENKO/AP In Charkiw kämpfen ukrainisch­e Feuerwehrl­eute in einem Elektrizit­ätswerk nach einem russischen Raketenang­riff gegen die Flammen.

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