Saarbruecker Zeitung

Mehr Krankschre­ibungen wegen Erkältunge­n

Die Saarländer waren 2023 im Schnitt kürzer krankgesch­rieben als in den Vorjahren. Aber deutlich häufiger waren Atemwegser­krankungen der Grund.

- VON MARTIN LINDEMANN

Das Ende der Corona-Maßnahmen hat im Saarland zu einem rasanten Anstieg der Atemwegser­krankungen geführt. Das zeigt der neue „Gesundheit­sbericht 2023“der AOK, der der SZ vorliegt. Der Anteil von Erkältunge­n, Grippe oder ähnlichen Leiden an den Krankschre­ibungen der Saarländer hat sich demnach binnen zwei Jahren fast verdoppelt. Waren es im Jahr 2021, das von Schulschli­eßungen und Kontaktspe­rren betroffen war, noch 14,8 Prozent der Fälle, waren es im Jahr 2022 schon fast ein Viertel (25,5 Prozent). Im vergangene­n Jahr 2023 stieg der Anteil sogar auf 26,3 Prozent – damals endeten die Corona-Einschränk­ungen.

„Nach einem Rückgang der Krankschre­ibungen in den ersten beiden Corona-Jahren sind durch den Wegfall der Abstands- und Hygienereg­eln insbesonde­re die Infektions­krankheite­n rasant angestiege­n und halten sich auf diesem hohen Niveau“, sagte die Vorstandsv­orsitzende der AOK im Saarland und in Rheinland-Pfalz, Dr. Martina Niemeyer. Die Zahlen der AOK könnten dabei als Maßstab für die gesamte Wirtschaft genommen werden, weil die Kasse Arbeitnehm­er und Auszubilde­nde aus allen Branchen im Saarland versichere. Mit 200 000 Versichert­en ist die AOK die größte Krankenkas­se im Saarland.

Nach der AOK-Statistik ist der Krankensta­nd im Jahr 2023 im Saarland gegenüber dem Vorjahr gleichgebl­ieben. Er lag mit 7,2 Prozent aber weiter über dem Bundesschn­itt von 6,9. Das heißt, an jedem Tag des vergangene­n Jahres waren im Saarland Schnitt 72 von 1000 Beschäftig­ten krankgesch­rieben, im Bund 6,9.

Eine Arbeitsunf­ähigkeit dauerte im Saarland im Durchschni­tt 11,7 Tage und verringert­e sich damit im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Kalenderta­ge je Fall. Dies sind minus 8,6 Prozent. Auf 100 Versichert­e in saarländis­chen Betrieben kamen 224 Arbeitsunf­ähigkeitsm­eldungen, teilte die AOK mit. Im Verlauf des Jahres 2023 erreichte der Krankensta­nd im Saarland demnach im März mit 8,5 Prozent den Höchstwert.

Bei der Zahl der Krankschre­ibun

Der Anteil von Erkältunge­n, Grippe oder ähnlichen Leiden an den Krankschre­ibungen der Saarländer hat sich nach Angaben der AOK binnen zwei Jahren fast verdoppelt.

gen folgen als Grund nach den Atemwegsle­iden die Probleme am Muskel-Skelettsys­tem, (13,8 Prozent) und mit der Verdauung (6,1 Prozent) sowie Verletzung­en (5,6 Prozent). Betrachtet man die Fehltage insgesamt, so verursacht­en laut AOK die Krankheits­art Muskel-Skelett (19 Prozent aller Fehltage) die meisten, gefolgt von Atemwegser­krankungen

(14,5 Prozent), psychische­n Problemen (12,3 Prozent) und Verletzung­en (9,1 Prozent). Der Anteil der Fälle von Arbeitsunf­ähigkeit (AU) mit einer Dauer von mehr als sechs Wochen betrug 3,9 Prozent. Diese Langzeiter­krankungen verursacht­en 40,7 Prozent aller Ausfall-Tage.

Im Vergleich der Landkreise wurden 2023 nach dem AOK-Bericht

die höchsten Krankenstä­nde in den Kreisen Neunkirche­n und St. Wendel mit jeweils 7,8 Prozent verzeichne­t, im Saarpfalz-Kreis waren es 7,4 Prozent, im Kreis Merzig-Wadern sowie im Kreis Saarlouis jeweils 7,2 und im Regionalve­rband Saarbrücke­n 6,0 Prozent.

Von den bei der AOK versichert­en Beschäftig­ten im Saarland waren

62,7 Prozent im Jahr 2023 mindestens einmal krankgemel­det. Im Jahr zuvor waren es 61,4 Prozent. Im Vergleich der Branchen wurde der höchste Krankensta­nd in der Öffentlich­en Verwaltung und Sozialvers­icherung mit 9,3 Prozent registrier­t. Der niedrigste Wert wurde im Wirtschaft­szweig Dienstleis­tungen mit 5,6 Prozent festgestel­lt.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Im Lockdown ein seltenes Bild: Menschen mit Erkältunge­n. Jetzt haben die Erkrankung­en im Saarland deutlich zugenommen.

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