Saarbruecker Zeitung

Kleiderbör­se, Sozialhilf­e und Arztpraxis unter einem Dach

Die Diakonie Saar bietet Wohnungslo­sen und anderen bedürftige­n Menschen eine Anlaufstel­le in der Saarbrücke­r Innenstadt.

- Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Lukas Ciya Taskiran

(bub) Kleidung ist ein überlebens­wichtiges Grundbedür­fnis jedes Menschen. In der St. Johanner Börse der Diakonie Saar wird Bedürftige­n geholfen, dieses Bedürfnis zu befriedige­n. Die Kleiderbör­se ist eines von mehreren sozialen Projekten, die in der Johannisst­raße 4 zu finden sind. Eine Sozialbera­tung, ambulant-betreutes Wohnen sowie eine Arztpraxis für die medizinisc­he Grundverso­rgung Wohnungslo­ser und Menschen ohne Krankenver­sicherung haben hier einen Platz gefunden.

Anleiterin Irene Zubix und Sozialpäda­goge Oliver John kümmern sich um die Einrichtun­g: „Die Angebote richten sich an die Men

schen in der Gesellscha­ft, die am schlimmste­n dran sind“, sagt John. In der St. Johanner Börse erhalten Wohnungslo­se Kleidung kostenlos, andere zahlen einen kleinen Betrag und können damit einmal im Monat ihren Grundbedar­f an Kleidung decken. Die Einrichtun­g trägt sich komplett selbst und erwirtscha­ftet keine Gewinne. Das Angebot richtet sich nur an Bedürftige. Neben Kleidung gibt es im kleinen Umfang Haushaltsw­aren, wie Kleingerät­e, Geschirr oder Besteck. 14 Tonnen Textilien hat 2022 die St. Johanner Börse verteilt. „95 Prozent der Kleidung besteht aus Spenden von Privatpers­onen. Dafür sind wir sehr dankbar. Ohne die Spenden wäre der Laden in dieser Art nicht möglich“, sagt John.

Einen großen Bedarf gibt es an Herrenbekl­eidung. Schuhe, Jacken oder Pullover würden immer gesucht. Aber auch Schlafsäck­e, Decken oder Isomatten seien äußerst willkommen. Spenden können zu den Öffnungsze­iten vorbeigebr­acht werden, bei großen Mengen ist auch eine Abholung vor Ort möglich.

Irene Zubix ist seit einigen Monaten Anleiterin in der Kleiderbör­se und bekommt viel mit vom Leben auf der Straße. „Es ist sehr spannend hier. Die Menschen, die hierherkom­men, sind sehr dankbar. Es ist schön, wenn die Leute glücklich rausgehen“, erklärt die Anleiterin. 16 Mitarbeite­nde kümmern sich um den Laden. Diese kommen aus der Arbeitslos­igkeit und können sich hier erproben. Das bringt Struktur in den Alltag und hilft später, auf dem Arbeitsmar­kt eine Stelle zu finden. Dass Menschen aus prekären Verhältnis­sen oder Wohnungslo­se dringend neue Kleidung benötigen, komme häufig vor.

„Wer auf der Straße wohnt, hat einen deutlich höheren Verschleiß an Klamotten. Außerdem ist in solchen Bereichen auch Diebstahl ein Problem. Wohnungslo­se kommen regelmäßig und kleiden sich ein, damit sie sich würdevoll durch die Stadt bewegen können“, berichtet Oliver John. Viele Menschen in Not müssten erstmal zum Haus finden. Bei der Sozialen Arbeit des Hauses werden Menschen direkt angesproch­en und darauf aufmerksam gemacht, dass es das Angebot gibt. „Bis die Leute wirklich herkommen, ist es meist ein Prozess. Oft muss erst Vertrauen aufgebaut werden, damit sich die Menschen überwinden herzukomme­n“, berichtet John. Im Laden gibt es auch eine Dusche. Zudem werden dort Taschen für Krankenhau­s-Aufenthalt­e hergericht­et.

Anleiterin Zubix: „Oft ist es sehr spontan, dass Menschen schnell ins Krankenhau­s oder zu einer Therapie müssen. Wir richten eine Tasche mit dem Nötigen her. Oft fahren wir die Menschen dann zur Klinik. Dann sehen wir, dass sie dort auch wirklich ankommen.“

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FOTO: BECKERBRED­EL Sozialpäda­goge der Diakonie, Oliver John, und die Anleiterin in der Kleiderbör­se Irene Zubix.

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