Wie angehen gegen rechtsextremes Denken?
Die Mitherausgeberin der Studie „Die distanzierte Mitte“, Prof. Beate Küpper, hat die Ergebnisse in Saarbrücken vorgestellt. Wie stark sind rechtsextreme Positionen verbreitet?
Die Corona-Pandemie liegt noch nicht lange zurück, da kommen mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, dem erneut entfachten Nahost-Konflikt und der Inflation weitere Herausforderungen. Angesichts dieser unsicheren Lage und internationaler Konflikte werden weite Teile der Bevölkerung empfänglicher für antidemokratische Positionen und rechtsextreme Ideologien. Das ist auf den Punkt gebracht das zentrale Ergebnis der aktuellen Studie „Die distanzierte Mitte“.
Für die von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegebene Studie wurden rund 2000 Personen telefonisch befragt. Am Donnerstag wurden die Ergebnisse in Saarbrücken vorgestellt. Zur gemeinsam vom Regionalbüro Rheinland-Pfalz/Saarland der FriedrichEbert-Stiftung, der Arbeitskammer des Saarlandes (AK), des Kulturforums der Sozialdemokratie und der Stiftung Demokratie Saar getragenen Veranstaltung kamen rund 100 Besucher, online nahmen mehr als 100 teil.
In ihrem 45-minütigen Vortrag stellte die Mitherausgeberin der Studie, Prof. Beate Küpper, anfangs klar, dass sie nur „sehr konservative
Annäherungen an die Stimmungslage in der Bevölkerung“zeigen könne. So müsse man davon ausgehen, dass jene Menschen, die den „korrupten Eliten“nichts mehr glauben würden, nicht von der Stichprobe erfasst würden. Vor allem nehme die „Mitte“-Studie die rechtsextremen Einstellungen in den Fokus. Untersucht wurden diese, indem jede der sechs kernideologischen Elemente von rechtsextremen Einstellungen – von der Befürwortung
einer Diktatur über Verharmlosung des Nationalsozialismus bis zum Sozialdarwinismus – mit drei Einzelaussagen erfasst werden. „Nur wer 18 Aussagen eher oder voll und ganz zustimmt, dem wird ein rechtsext
remes Weltbild attestiert“, erläuterte Küpper.
Zum Beispiel stimmten 34 Prozent der Aussage zu, dass Deutschland jetzt eine einzige starke Partei brauche, weitere 19 Prozent stimm
ten dem zumindest teilweise zu. Die Studienautorin gab jedoch auch eine positive Botschaft weiter, der zufolge 87 Prozent sagten, dass in einer Demokratie Würde und Gleichwertigkeit an erster Stelle stehen solle. Allerdings räumte Küpper ein, dass es „zwei Wermutstropfen“gebe. Zum einen sei der Prozentwert schon mal höher gewesen, zum anderen seien „wir als Mensch sehr gut in Ambivalenz“.
Im daran anschließend von AKPressesprecherin Dörte Grabbert moderierten Gespräch mit Küpper und der Vize-Fraktionschefin der SPD Saar, Kira Braun, ging es um ein mögliches AfD-Verbot, Strategien gegen den Populismus und politische Bildung. Braun betonte, dass es kein Thema geben dürfe, dass man den Rechten überlässt. Ihr Plädoyer: Den Parteien wäre geholfen, wenn sie „keine Berührungsängste haben, Themen ansprechen, Realitäten anerkennen“, jedoch keine rechten Narrative übernehmen.
Die 55-jährige Beate Küpper verwies auf eine Studie, wonach die Demokratiebildung maximal 4,5 Prozent der gesamten Unterrichtszeit im ganzen Jahr ausmache. Die demokratische Bildung habe man „in Demokratie-Projekte outgesourct“, kritisierte sie. Zudem müsse weiter Geld „in die normale Jugendarbeit“fließen, damit jüngere Menschen Pädagogen ansprechen und mit ihnen ihre Sorgen und Nöte teilen können.
34 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass Deutschland jetzt eine einzige starke Partei brauche.