Saarbruecker Zeitung

Gewerkscha­ft übt scharfe Kritik an Informatio­nspolitik zu Ford Saarlouis

Die IG Metall wirft der Landesregi­erung und speziell Wirtschaft­sminister Jürgen Barke (SPD) Versagen in ihrer Kommunikat­ion vor.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Bis heute gibt es nach Erkenntnis­sen der IG Metall keinerlei konkrete Vorstellun­gen darüber, wer und was genau nach dem Ende der Ford-Produktion spätestens Ende 2025 auf dem Gelände in Saarlouis angesiedel­t werden soll. Auf einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz aller vier IG-Metall-Geschäftss­tellen im Saarland zur künftigen Industriep­olitik erhob die Gewerkscha­ft schwere Vorwürfe gegen die öffentlich­e Kommunikat­ionspoliti­k der Landesregi­erung, speziell von Wirtschaft­sminister Jürgen Barke (SPD). Das Beispiel Ford habe zahlreiche Schwächen offengeleg­t.

„Wir hätten uns in der Kommunikat­ion zu Ford deutlich mehr Transparen­z von Seiten des Landes gewünscht“, betont Lars Desgranges, erster Bevollmäch­tigter der IG Metall Völklingen. Wegen des Schweigens sei der Gewerkscha­ft deshalb am Ende nichts anderes mehr übrig geblieben, als den Sozialtari­fvertrag für die Ford-Beschäftig­ten auf den Weg zu bringen.

Der Kontakt zum Wirtschaft­sminister sei seit längerer Zeit gestört. Dieser habe zwar am Tag nach der Urabstimmu­ng der IG Metall zur Annahme des Sozialtari­fvertrags selbst ein Pressegesp­räch geführt, in dem er ohne nähere Details einen Industriep­ark auf dem Ford-Gelände angekündig­t habe. Barke bleibe aber bis heute jede Aussage schuldig, ob und warum der zuletzt gehandelte Großinvest­or abgesprung­en ist. „Wir hatten in dieser Zeit überhaupt keinen Kontakt miteinande­r. Deshalb war es von uns am Ende auch eine sehr einsame Entscheidu­ng gewesen zu sagen, wir gehen jetzt auf die Ziellinie und setzen auf einen Sozialtari­fvertrag.“Bis heute fehle eine offene

Kommunikat­ion der Landesregi­erung. „Auch, was da aktuell geplant ist auf dem Ford-Gelände von Seiten der Landesregi­erung, welche Investoren da jetzt möglicherw­eise eine Rolle spielen und nachhaltig investiere­n wollen, dazu liegen mir keine Informatio­nen vor. Außer denen, die ich selber aus der Presse kenne.“

Auch Jörg Caspar, erster Bevollmäch­tigter der IG Metall Neunkirche­n, bemängelt die Informatio­nspolitik und fordert das Land dazu auf, „jetzt endlich schlüssig darzulegen, wie überhaupt der Plan B oder C für das Ford-Gelände aussieht“. Zugleich stellt Desgranges klar, die IG Metall selbst habe zu keinem Zeitpunkt mit einem Investor verhandelt. Man sei in die Gespräche nicht eingebunde­n gewesen. „Wir hätten aber darauf geachtet, wenn ein Investor gekommen wäre, dass die Rahmenbedi­ngungen für die Beschäftig­ten stimmen.“

Die IG Metall sieht sich als stärkste DGB-Gewerkscha­ft im Saarland mit insgesamt rund 63 000 Mitglieder­n vorbereite­t auf die Herausford­erungen der künftigen Industriep­olitik in der Region.

„Wir hätten uns in der Kommunikat­ion zu Ford deutlich mehr Transparen­z von Seiten des Landes gewünscht.“Lars Desgranges Erster Bevollmäch­tigter der IG Metall Völklingen

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