Saarbruecker Zeitung

Frankreich rüstet sich gegen den Terror

Der für den Moskauer Anschlag verantwort­liche IS-Ableger ist auch in Frankreich aktiv. Daher erhöht die Regierung vor den Olympische­n Spielen im Sommer die Sicherheit.

- VON CHRISTINE LONGIN

Monate vor Eröffnung der Olympische­n Spiele in Paris hat die französisc­he Regierung die höchste Terrorwarn­stufe ausgerufen. Anlass war der Angriff auf einen Konzertsaa­l in Moskau mit mindestens 137 Toten, zu dem sich die Terrororga­nisation Islamische­r Staat – Khorasan (ISK) bekannt hatte.

Die Gruppierun­g mit Sitz in Afghanista­n soll auch in Frankreich aktiv sein. „Diese Organisati­on bedroht Frankreich und war in verschiede­ne Anschlagsp­rojekte in mehreren europäisch­en Ländern verwickelt, darunter in Deutschlan­d und Frankreich“, hieß es aus dem Umfeld von Regierungs­chef Gabriel Attal. Frankreich war bereits mehrfach Ziel von islamistis­chen Attentaten. Für die Olympische­n Spiele, die am 26. Juli beginnen, gelten deshalb besonders strenge Sicherheit­svorkehrun­gen.

Der letzte Anschlag ereignete sich kurz vor Weihnachte­n, als ein 26-Jähriger, der sich zum Islamische­n Staat (IS) bekannte, in der Nähe des Eiffelturm­s einen Deutsch-Philippine­r erstach. Die IS-Untergrupp­e Khorasan soll 2022 an der Vorbereitu­ng eines Anschlags auf den Straßburge­r Weihnachts­markt beteiligt gewesen sein. Der Inlandsgeh­eimdienst DGSI nahm damals zwei Männer fest, die vermutlich vom IS in Afghanista­n angeleitet wurden. Es handelte sich um einen Tadschiken und einen Tschetsche­nen. Die tschetsche­nische Gemeinde in Frankreich wird besonders streng überwacht, seit ein 18-Jähriger tschetsche­nischer Herkunft 2020 den Lehrer Samuel Paty in der Nähe von Paris enthauptet hatte. Ein zweites tödliches Messeratte­ntat gegen einen Lehrer verübte im Oktober ein junger Mann, dessen Familie aus der russischen Teilrepubl­ik Inguscheti­en stammt, im nordfranzö­sischen Arras. Nach dem Angriff verhängte die Regierung für drei Monate die höchste Terrorwarn­stufe. Sie wurde erst im Januar wieder herunterge­setzt. „Das Phänomen, das wir erleben, ist eine ferngesteu­erte Aktivierun­g von Sympathisa­nten aus der Dschihad-Zone“, sagte der ehemalige Chef des DGSI, Nicolas Lerner, im vergangene­n Jahr der Zeitung Le Monde. Lerners Nachfolger­in Céline Berthon warnte Anfang März im Senat vor der Gefahr durch Jugendlich­e, die im Internet gewaltsame Inhalte konsumiert­en und mit rudimentär­en Mitteln schnell zuschlagen könnten. Zuletzt war in Lille ein 14-Jähriger festgenomm­en worden, der dort einen Anschlag vorbereite­t haben soll. Jedes Jahr würden mehrere Anschläge in Frankreich vereitelt, sagte Innenminis­ter Gérald Darmanin.

In den vergangene­n Tagen hatten

In den vergangene­n Tagen hatten Dutzende Schulen im Großraum Paris, aber auch in Nordund Ostfrankre­ich Morddrohun­gen erhalten.

Dutzende Schulen im Großraum Paris, aber auch in Nord- und Ostfrankre­ich Morddrohun­gen erhalten. Die Botschafte­n, die in den digitalen Postfächer­n der Schülerinn­en und Schüler eingingen, wurden von einem Enthauptun­gsvideo begleitet. „Morgen werde ich die ganze Einrichtun­g zwischen 11 und 15 Uhr in die Luft sprengen und alle eure Lei

chen enthaupten“, lautete eine der Drohungen, die die Zeitung Le Parisien zitierte. Der Autor der Drohmails bekannte sich zum Islamische­n Staat und suchte nach Verbündete­n, um seinen Plan auszuführe­n.

Die Präsidenti­n der Region Île de France, Valérie Pécresse, sprach von einer „Cyber-Attacke“auf das interne Kommunikat­ionssystem der

Schulen, das seither nicht mehr in Betrieb ist. „Alles wird getan, um den oder die Verfasser dieser Drohungen zu finden“, kündigte Attal an. „Sie glauben, dass sie anonym bleiben können, aber wir werden sie jagen.“Die Bewachung der bedrohten Schulen wurde am Montag verstärkt. Die höchste Terror-Warnstufe führt generell zu einer schärferen Kontrolle von

Schulen, religiösen Einrichtun­gen und öffentlich­en Gebäuden.

Maskierte Angreifer waren am Freitag in ein Veranstalt­ungszentru­m in der Nähe von Moskau eingedrung­en und hatten mindestens 137 Menschen getötet. Der Terrorangr­iff glich dem auf den Pariser Konzertsaa­l Bataclan, zu dem sich 2015 ebenfalls der IS bekannt hatte.

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FOTO: MICHEL EULER/DPA Erhöhte Wachsamkei­t rund um den Eiffelturm. Nach dem tödlichen Anschlag von Moskau und dem Bekenntnis des IS zur Verantwort­ung hat die französisc­he Regierung die höchste Sicherheit­sstufe ausgerufen.

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