Saarbruecker Zeitung

Perspektiv­en auf Franz Kafka

Neue Serie über einen der wirkungsmä­chtigsten Schriftste­ller der deutschen Sprache.

- Kafka,

(ry) Wer war Kafka? Ein herausrage­nder Schriftste­ller, Wegbereite­r der literarisc­hen Moderne, das sagt derKanon. Aber wie steht es um den Menschen Franz Kafka? Wie hat er gesprochen, gefühlt, geliebt? So vielschich­tig wie sein Werk war auch sein Charakter. Eine erratische Persönlich­keit, die auch zu Kafkas 100. Todestag noch Rätsel aufgibt. Oder anders gesagt: die auffordert zur kreativen Deutung und zu einer Antwort auf die Frage, wer Kafka heute ist. Dabei führen vieleWege zu einer Antwort. Ob durch Lieder wie „Desolation Row“von Bob Dylan, durch den nie abgesandte­n„Brief an den Vater“von Kafka – oder durch die Arbeit von Reiner Stach, der dem Jahrhunder­tschriftst­eller mehr als sein halbes Leben widmete.

Auf seiner Biografie fußt die sechsteili­ge ARD-Serie „Kafka“über einen nur anscheinen­d unscheinba­ren, verletzlic­hen und in den Augen seiner Geliebten Milena Jesenská absolut unkorrumpi­erbarenMan­n. DanielKehl­mann und Regisseur David Schalko haben gemeinsam einen FranzKafka entworfen, der einleuchte­nd und prägnant das Bild eines in vielerleiH­insicht besonderen­Menschen zeichnet. Schauspiel­er Joel Basman gelingt es, dem Nimbus Kafka Fleisch und Blut zu verleihen, ohne ihn bis ins Letzte zu erklären. Er bleibt mehrdeutig und ei

genartig, mit seinem keckernden Lachen, seinen komischen Antworten auf Alltagsfra­gen und seiner spartanisc­hen Ernährungs­weise. Ein hellsichti­ger und mitunter wenig empathisch­er Beobachter seines Umfelds. EinMann mit der Neigung, seine Lust allein bei Prostituie­rten auszuleben, während er die interessan­ten Frauen, die seinenWeg kreuzten, wie unerreichb­are Wesen behandelte, derer er nicht würdig sei. Ob sie das wollten oder nicht.

Zum100. Todestag eines der bekanntest­en Schriftste­ller deutscher Sprache wird in dieser ARD-Serie Kafkas Leben in sechs Episoden aus unterschie­dlichen Perspektiv­en und in innovative­rBildsprac­he erzählt. Die erste Episode handelt von Kafkas ( Joel Basman) Freund Max Brod (David Kross). Er ist ein anerkannte­r Schriftste­ller voller Energieund Ideen, aber sein größtes Projekt ist es, Ruhm für seinen Freund Franz zu erlangen. Mit aller Macht versucht Brod, seinem

schwierige­n Freund zu helfen, der seinem treuesten Förderer jedoch nie künstleris­che Anerkennun­g oder Unterstütz­ung zurückgibt. Brod ist ein manischer Schürzenjä­ger, immer in mehrere Affären verwickelt. Er ist eine warmherzig­e Person und das Energie- und Kraftzentr­um der Geschichte. Leider ist er kein guter Schriftste­ller – eine Tatsache, die Kafka durchaus bewusst ist.

 ?? FOTO: NDR/SUPERFILM ?? Franz Kafka (Joel Basman) hat eine einzigarti­ge Sicht auf die Dinge und Personen, die ihn umgeben. Aus diesem Grund möchte sein Freund Max Brod ihn als Schriftste­ller unterstütz­en.
FOTO: NDR/SUPERFILM Franz Kafka (Joel Basman) hat eine einzigarti­ge Sicht auf die Dinge und Personen, die ihn umgeben. Aus diesem Grund möchte sein Freund Max Brod ihn als Schriftste­ller unterstütz­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany