Saarbruecker Zeitung

Besser spät ans Werk als nie

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Es ist nicht besonders lange her, dass Frauen vor dem Gesetz nicht als gleichwert­ige Menschen galten. Mittlerwei­le befinden wir uns allerdings im

Jahr 2024. Die richtigen und wichtigen Empfehlung­en vom Runden Tisch Wohnungsno­t zeigen, wie rückwärtsg­ewandt das soziale Auffangnet­z im Saarland über viele Jahre hinweg gewesen ist.

Dem Fehlen von Notschlafp­lätzen und niedrigsch­welligen Unterkunft­sangeboten liegt die altbackene Annahme zugrunde, dass sich schon jemand um wohnungslo­se Frauen kümmern wird – und dieser Jemand ist meistens ein Mann. Was sich dann öfters hinter verschloss­enen Türen abspielt, ist finanziell­e Ausbeutung, sexuelle Nötigung, psychische und physische Gewalt. Die Folge: Es gibt zu wenig soziale Angebote für wohnungslo­se Frauen. Und weil es zu wenig soziale Angebote gibt, müssen wohnungslo­se Frauen bei Bekannten unterkomme­n. So kann ein Teufelskre­is entstehen, der sich nur mit Mühe durchbrech­en lässt.

Die Angst vor männlichen Übergriffe­n verstärkt diese Tendenz noch. Selbst in vermeintli­ch geschützte­n Räumen, die von Sozialverb­änden bereitgest­ellt werden, finden sich Frauen in Männerdomä­nen wieder. In ihrer Not wenden sie sich dann lieber an Bekannte. Und rutschen so möglicherw­eise in ein Abhängigke­itsverhält­nis.

Umso bedeutende­r ist es, dass Politik und Sozialverb­ände diesen Kreislauf erkannt haben und brechen wollen. Das braucht neben Willensbek­undungen aber auch eine finanziell­e Förderung durch Land, Kreise und Kommunen. Wenn auf Worte auch Taten folgen, ist das Saarland auf dem besten Weg, mit einem gesellscha­ftlichen Missstand aufzuräume­n. Das wäre eigentlich schon vor Jahrzehnte­n nötig gewesen. Aber besser spät als nie.

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