IG Metall: Sorge um mehrere große Firmen
Die Wasserstoff-Strategie komme zu langsam voran. Zudem seien viele Industrie-Betriebe an der Saar nicht abgesichert für die Zukunft. Auch die Landesregierung müsse mehr beitragen, um dies zu ändern, fordert die IG Metall.
Die IG Metall hat Zweifel daran, ob sich die geplante Wasserstoff-Strategie im Saarland so umsetzen lässt wie geplant. Das bisher an den Tag gelegte Tempo lasse daran zweifeln, kritisiert Peter Vollmar, erster Bevollmächtigter der IG Metall Homburg-Saarpfalz. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz aller vier saarländischen Geschäftsstellen zur künftigen Industriepolitik in der Region kritisierte Vollmar, selbst notwendige kleine Schritte blieben bisher aus. „Die Landesregierung muss vor allem ihre Wasserstoff-Zusagen umsetzen: die Wasserstoff-Tankstelle in Homburg und die Ringleitung, mit der verschiedene Unternehmen im Raum Homburg überhaupt mit Wasserstoff versorgt werden. So können die Unternehmen zugleich testen, was alles mit Wasserstoff möglich ist. All die Maßnahmen lassen aber schon lange auf sich warten. Die Bagger müssen endlich losrollen.“
Von der Wasserstoff-Tankstelle sei schon viele Jahre die Rede. Keiner kaufe sich ein Wasserstoff-Auto und kein Unternehmen schaffe einen mit Wasserstoff betriebenen Lkw an, wenn dafür die Infrastruktur fehlt,
so Vollmar. Auch die Möglichkeiten von Bosch in Homburg, durch die Herstellung von Komponenten für Brennstoffzellen deutliche Beiträge zur Ankurbelung der WasserstoffTechnologie an der Saar zu leisten, blieben deshalb bisher weit hinter den Erwartungen zurück, da im Umfeld die Infrastruktur fehle. Deshalb handele es sich bei den Bemühungen von Bosch in Homburg, durch die Förderung der Wasserstoff-Technologie auch langfristig möglichst viel Beschäftigung zu erhalten, bestenfalls um ein „zart sprießendes Pflänzchen“, analysiert Vollmar.
Angesichts des immens hohen Wasserstoffbedarfs, alleine schon
durch die Stahlindustrie ab 2027, sei es höchste Zeit, dass die Landesregierung öffentlich darlegt, wie die weiteren Planungen aussehen und wie viel Wasserstoff von den einzelnen Saar-Unternehmen aus heutiger Sicht benötigt wird. Lars Desgranges, erster Bevollmächtigter der Geschäftsstelle Völklingen, verweist auch auf die Notwendigkeit eines schnellen Anschlusses des Saarlandes an ein überregionales Wasserstoff-Netz, wie es das Bundeswirtschaftsministerium bereits zugesagt habe. Das bringe der Stahlindustrie sowie zahlreichen weiteren Industriebetrieben in der Region zusätzliche Sicherheit in ihrer Energiever
sorgung. „Wir müssen alles dafür tun, dass das jetzt auch passiert. Denn es wird nachher der Standortvorteil im Saarland sein, dass wir diesen Energieträger haben.“Das steigere zudem die Attraktivität der Region für Neuansiedlungen.
Der Gewerkschafter begrüßt die Einrichtung des drei Milliarden Euro schweren Transformationsfonds durch die Landesregierung. Das erleichtere es, mit Investitionen in die Wasserstoff-Technologie sowie in weitere Schwerpunkte die Saar-Industrie fit zu machen für die Zukunft. Alle Vertreter der IG-MetallGeschäftsstellen fordern zudem die Abschaffung der Schuldenbremse.
Die sei kontraproduktiv. „Jetzt ist die Zeit des Umbruchs und der Investitionen, die getätigt werden müssen“, mahnt Desgranges. „Wenn wir die schwarze Null wie ein Dogma vor uns hertragen, werden uns das unsere Kinder in 20 Jahren nicht danken.“Beschäftigung und langfristig sichere Arbeitsplätze nutzten dagegen auch jungen Menschen.
Vollmar warnt die Landesregierung davor zu glauben, IndustrieUnternehmen in Homburg und Umgebung wie etwa Bosch, Thyssenkrupp oder Schaeffler seien auch langfristig abgesichert. „Das sind sie bestimmt nicht, denn deren Haupttätigkeit hängt unmittelbar mit dem
Verbrennungsmotor zusammen. Die Alternativen stehen längst noch nicht in der Anzahl zur Verfügung, wie wir sie bräuchten.“
Selbst um den längerfristigen Bestand des ZF-Werkes in Saarbrücken und Wellesweiler müsse man sich Sorgen machen, gibt Patrick Selzer
„Wenn wir die schwarze Null wie ein Dogma vor uns hertragen, werden uns das unsere Kinder in 20 Jahren nicht danken.“Lars Desgranges Erster Bevollmächtigter der Geschäftsstelle Völklingen
als erster Bevollmächtigter der Geschäftsstelle Saarbrücken zu erkennen. „Es fehlt der Elan von Seiten der Unternehmensleitung und des Konzerns, an das Thema ranzugehen. Wir erleben sehr zögerliche, sehr schleppende und sehr langwierige Verhandlungen.“Seit 2019 werde die Strategie verfolgt, über 12 000 Menschen an deutschen Standorten abzubauen. Mit der Beschäftigungssicherung bis 2025 sei man sich bei den Verhandlungen über die Zukunft des Werks Saarbrücken ein Stück näher gekommen. Inzwischen sei der Standort sogar noch um bis zu 1500 Arbeitsplätze gewachsen, um die Nachfrage zu befriedigen. „Dennoch gibt es immer noch keinen langfristigen Plan“, so Selzer. Die strategische Planung sehe bisher bis 2030 nur „eine deutliche Stellenreduzierung vor“.