Saarbruecker Zeitung

Er war Harry Klein und Bürgermeis­ter Wöller

Fritz Wepper kämpfte seit Jahren gegen gesundheit­liche Rückschläg­e. Nun ist er mit 82 Jahren gestorben – kein halbes Jahr nach seinem jüngeren Bruder Elmar. Für seinen Tod hatte er noch selbst vorgesorgt.

- VON CORDULA DIECKMANN

(dpa) Fritz Wepper sah sich als vom Glück gesegnet. „Ich bin ein Sonntagski­nd“, stellte er vor einigen Jahren fest. Wer dem Schauspiel­er begegnete, konnte in der Tat einen fröhlichen Menschen erleben, der charmant und unterhalts­am erzählen und plaudern konnte.

So manchen Schicksals­schlägen zum Trotz bewahrte sich der Münchner seinen Optimismus, auch weil er immer seinen jüngeren Bruder Elmar an seiner Seite wusste. Ihre Kindheit hatte sie zusammenge­schweißt und in ihnen die gleiche Leidenscha­ft geweckt – zur Schauspiel­erei. Nun sind beide tot. Rund fünf Monate nach Elmar ist auch Fritz Wepper gestorben, am Montag im Alter von 82 Jahren, wie sein Anwalt und guter Freund Norman Synek mitteilte.

Weppers Kindheit war entbehrung­sreich. Sein Vater wurde 1944 während des Zweiten Weltkriege­s in

Russland als vermisst gemeldet. Die Mutter zog Fritz und den fast drei Jahre jüngeren Bruder Elmar allein groß. Traurig ging es aber nicht zu. Seine Mutter sei sehr kultiviert gewesen und habe ihnen das Lachen beigebrach­t. „Von meiner Mutter und meiner Großmutter habe ich gelernt, Dinge nicht so ernst zu nehmen“, sagte Wepper einmal. Eines ihrer Vergnügen: Mit dem Kasperleth­eater spielen. Umso glückliche­r

war Wepper, als er 1952 selbst auf der Bühne stehen durfte, im Kinderstüc­k „Peter Pan“des Münchner Staatsthea­ters. Sieben Jahre später dann der Durchbruch, auch internatio­nal, mit Bernhard Wickis Antikriegs­film „Die Brücke“. Weitere Angebote folgten, etwa für den Film „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“.

Fritz Wepper war umschwärmt und wurde vielfach ausgezeich­net,

unter anderem mit dem Bayerische­n Fernsehpre­is. Und er genoss das Jet-Set-Leben. „Fritzi hat Besitzerst­olz, ist Sammler, Jäger und Fischer mit Leidenscha­ft. Auf Genuss zu verzichten, ist nicht Teil seiner DNA“, charakteri­sierte der Schauspiel­er Bernd Herzsprung seinen guten Freund. Ansonsten schirmte Fritz Wepper sein Privatlebe­n lieber ab. 1979 heiratete er seine Freundin Angela, die zwei Töchter in die Ehe brachte. 1981 wurde Sophie geboren, inzwischen ist sie selbst Mutter. 2009 dann ein Skandal: Weppers Beziehung zur mehr als 30 Jahre jüngeren Susanne Kellermann wurde publik. Die beiden bekamen eine Tochter, trennten sich dann bald nach der Geburt und Wepper kehrte zu seiner Gattin zurück. Nach dem Tod Angela Weppers 2019 lebte die alte Liebe zu Kellermann wieder auf, 2021 gab es sogar eine heimliche Hochzeit.

Ein Schauspiel­er also, der die Beständigk­eit liebte, privat und beruflich. Ab 1968 hatte er im ZDF an der Seite von Erik Ode in „Der Kommissar“als TV-Polizist begonnen. 1974 überließ er die Rolle seinem Bruder Elmar.

Er selbst wurde an der Seite von Horst Tappert Assistent von „Derrick“, eine Serie, die weltweit berühmt wurde. Ein Satz aus der 1998 eingestell­ten ZDF-Serie blieb untrennbar mit Wepper verbunden: „Harry, hol schon mal den Wagen“, auch wenn der nie so gefallen war. Das Original hieß: „Harry, wir brauchen den Wagen - sofort.“

2002 startete in der ARD dann die Serie „Um Himmels Willen“, die einen besonderen Platz in Weppers Herzen einnehmen sollte. Als Bürgermeis­ter Wolfgang Wöller machte er darin den Schwestern des fiktiven Klosters Kaltenthal das Leben schwer. Nach Herzenslus­t konnte er seine komödianti­sche Seite ausleben, intrigiere­n und Späße treiben. Das Serienende 2021 enttäuscht­e ihn deshalb sehr. „Das war ein Schlag ins Kontor“, erklärte Wepper damals.

Doch Wepper war ein Kämpfer – auch in gesundheit­licher Hinsicht. Er wurde am Herzen operiert und wehrte sich mit aller Macht gegen den Krebs. Immer wieder musste er sich im Krankenhau­s behandeln lassen. Was er über sein eigenes Sterben dachte, verriet er 2021 in seiner Autobiogra­fie „Ein ewiger Augenblick“. „Dass ich irgendwann sterben werde, habe ich akzeptiert. Aber das Wie bereitet mir Sorgen. Niemand wünscht sich ein qualvolles Ende.“

Für sein Ende hatte Wepper noch selbst Vorsorge getroffen, mit einem Testament und mit Wünschen für den Tag seiner Beisetzung im Familiengr­ab in München. „Beerdigt werden möchte ich in meinem schwarzen Kimono, den ich zum Meditieren trage“, schrieb er in seinem Buch. Dazu wolle er ein buddhistis­ches Armband mit hölzernen Perlen tragen, „beides Symbole des Loslassens“.

„Von meiner Mutter und meiner Großmutter habe ich gelernt, Dinge nicht so ernst zu nehmen.“Fritz Wepper

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FOTO: GEORG GOEBEL/DPA Ab 1974 spielte Fritz Wepper die Rolle des Harry Klein in der Krimiserie „Derrick“. Eine Serie, die weltweit berühmt wurde und Kultstatus erlangte.

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