Modelleisenbahnen sind ihre Faszination
Bereits seit 1995 existiert der Modelleisenbahn- Club Güdingen. Und noch immer sind seine mittlerweile 22 Mitglieder unermüdlich dabei, die Modellanlage weiter auszubauen und zu verbessern.
Eine idyllische Zugfahrt durch die schneebedeckten Berge, an einer Burg vorbei und hinunter ins malerische Tal. Doch plötzlich kommt es zu einem Zugunglück. Die Sirenen ertönen, das Licht flackert überall und man hört, wie die Feuerwehr ausrückt. Ein Szenario, an dem der Modelleisenbahn-Club (MEC) Güdingen lange gebastelt hat. „Ach, da zählt man keine Stunden, Tage oder Wochen mehr. Es ist ja unser Hobby und wir machen das einfach“, sagt Wolfgang Bach.
Der 80-Jährige ist der erste Vorsitzende des MEC und gehörte 1995 zu den Gründungsmitgliedern des Vereins. „Wir wussten damals alle voneinander, dass die Modelleisenbahnen unser großes Hobby sind. Wir haben uns im Feuerwehrgerätehaus getroffen und den Verein gegründet“, erzählt Wolfgang Bach weiter. Sieben Jahre lang zogen die Modelleisenbahner bei größeren Festen durch Güdingen und bauten zusammen ihre Bahnen auf. Im Jahr 2002 folgte der Einzug ins Dachge
schoss der Güdinger Dorfscheune. Zwei große Räume wurden für die erste stationäre Modelleisenbahn in Güdingen hergerichtet. Hinzu kam ein Aufenthaltsraum mit Küche und eine Werkstatt. Über die Jahre wurde die selbstgebaute ModelleisenbahnLandschaft immer größer, die Figuren und Eisenbahnen immer mehr und die Lokomotiven immer teurer.
„Ich kann mich noch an die Lok der Baureihe 44 erinnern. Die hat Ende der 1950er-Jahre 55 Mark gekostet. Heute kostet eine Lok mit
Dampf und Geräuschen problemlos 600 Euro“, sagt Werner Swierz. Er ist einer der Technik-Begeisterten des Clubs. Immer wenn die Elektronik spinnt oder Signale
ausfallen, ist er zur Stelle. „Das passiert nicht selten. Es kommt auch vor, dass Züge kollidieren, da die Weichen nicht richtig umschalten. Dann wird es immer eine spannende Tüftelei, herauszufinden, wo der Fehler ist und ihn zu beheben“, sagt Swierz.
Was die gesamte Anlage des MEC mittlerweile für einen Wert hat, wissen die Vereinsmitglieder nicht. „Wir haben die Anlage mit 40 000 Euro versichert. Aber das ist schon lange her. Die Anlage gehört nicht
dem Verein, sondern hier hat quasi jeder seine Anlage von zu Hause mitgebracht und eingebaut“, erklärt der Vorsitzende.
Dreimal im Jahr, zum Oster-, Herbst- und Weihnachtsmarkt in der Güdinger Scheune, präsentiert der MEC sein Schmuckstück der Öffentlichkeit. Vor allem die vielen Kinder bekommen dann regelmäßig vor Freude ein Funkeln in die Augen. Jedes Jahr im Oktober lädt der MEC zur Modelleisenbahn-Börse in die Güdinger Festhalle ein. Ist die Faszination im fortgeschrittenen Alter eigentlich immer noch so groß, wie als kleiner Junge? „Auf jeden Fall. Wenn wir beispielsweise etwas Neues dazugebaut haben und es funktioniert alles, wie geplant, dann ist man ganz schnell noch einmal zehn Jahre alt“, sagt der 75-jährige Josef Goldammer und muss lachen.
22 Mitglieder hat der Verein. Nicht alle sind gleich verrückt, wenn es um die Modelleisenbahnen geht. „Ich habe gar keine Bahn, aber mir machen die Arbeit im Verein und die Geselligkeit Spaß. Ich bin eher der Schreibtisch-Typ und kümmere mich um das Administrative und die Werbung“, erzählt der 72-jährige Rolf Seifert. Jeden Montag treffen sich die Mitglieder in der Güdinger Scheune, arbeiten an ihrer Anlage oder schmieden Pläne für neue Landschaften oder neue Streckenabschnitte. „Es wird aber auch viel dumm geschwätzt, das gehört wie in jedem Verein dazu“, sagt Wolfgang Bach und alle lachen.
Für Werner Swierz wird an einem entspannten Montagabend aus Spaß dann doch noch Ernst. In einem Streckenabschnitt sind die Signale ausgefallen. „Der Strom ist in diesem Teil nicht ausreichend und wir müssen unbedingt einen Verstärker einbauen“, sagt Swierz. Bis September haben er und sein Team noch Zeit, die Technik wieder auf Vordermann zu bringen. Dann kommen zum Herbstmarkt in der Güdinger Scheune wieder viele junge und ältere Besucher, die ein Stück Faszination Modelleisenbahn genießen wollen.