Saarklang: Übung macht das Festival
Nach dem langen Verzicht in der Coronazeit lechzen noch immer viele nach Konzerten und Musik-Festivals. Doch die müssen natürlich erst mal organisiert werden. Elf Studentinnen und Studenten des Studiengangs Musikmanagement an der Universität des Saarlande
„Frei und offen und möglichst viele unterschiedlichste Besucher.“So wünschen sich die vier Studierenden Louisa Jammas (19), Philipp Savioli (29), Xinyu Zhou (28) und Michael Kaller (25) das Saarklang-Festival 2024. Sie sind ein Teil des elfköpfigen Teams, das gerade dabei ist, das Festival am
7. und 8. Juni auf den Saarwiesen unterhalb der Musikhochschule in Saarbrücken zu organisieren.
„Man wird da schon ins kalte Wasser geworfen“, erzählt Philipp Savioli vom Anfang der Planungsarbeiten. Denn Aufgabe im Semesterprojekt ist es, das ganze Festival, von Finanzierung bis zum Organisieren der Technik, über das Aussuchen und Buchen der Bands bis hin zum Managen der Getränke- und Essensstände zu planen und durchzuführen. Dazu hat sich die Gruppe auch noch eine kleine Extra-Aufgabe gestellt und einen Klassik-Abend am
23. April im Festsaal des Rathauses konzipiert.
Überhaupt erst die Zusage für die Nutzung des Festsaals oder die Erlaubnis der Stadt zu bekommen, eine riesige Bühne auf den Saarwiesen zu errichten, sind zwei von vielen kleinen Schritten, die hinter den Kulissen ablaufen. „Man lernt erst, wenn man wirklich in dem Prozess drin ist“, sagt Louisa Jammas.
Mit erst 19 Jahren ist sie bereits im dritten Semester und durfte ausnahmsweise bei dem Semesterprojekt mitmachen, welches sich sonst eher an ältere Studierende richtet. Dabei ist sie eher zufällig in dem Studiengang gelandet und bildet, wie sie selbst selbstironisch-grinsend
sagt, vielleicht den „Girlie-Part“der Truppe.
Denn genauso unterschiedlich wie ihre bisherigen Lebensläufe sind auch die Musikgeschmäcker der vier Studierenden. Optimal, um bei dem Festival musikalische Vielfalt zu bieten. So bringt zum Beispiel Michael Kaller seine Vorliebe für Rap mit und betont seine Lust, speziell in der saarländischen Heimat, was auf die Beine zu stellen.
Xinyu Zhou, die am liebsten Musicals, K-Pop, aber auch gerne mal Metal hört, kümmert sich auch um den Klassik-Abend. Bereits in ihrem Heimatland China hat sie Musikpädagogik studiert. „Ich hab mich dann erst mal darauf konzentriert, Deutsch zu lernen. Und plötzlich war ein ganzes Jahr um“, sagt sie lachend. Zum Klavier üben kam sie deshalb erst mal nicht. Und Musik
wissenschaft, „also das ist hier in Deutschland wirklich sehr wissenschaftlich“, erklärt sie ihre Wahl des Musikmanagementstudiums. Da gibt`s nämlich sehr viel mehr Praxis, die den angehenden Managerinnen und Manager abverlangt, mit der Unkontrollierbarkeit eines realen Festivals umzugehen.
„Eigentlich wollten wir als Highlight die Band Lumbematz und haben auch mit denen gerechnet. Aber ausgerechnet an dem Datum können sie nicht“, sagt Philipp Savioli. Die noch recht neue Rock-Pop Band hätte eben auch perfekt ins Konzept gepasst, denn dem Team liegt es am Herzen vor allem Newcomern, am besten auch mit regionalem Bezug eine Konzertmöglichkeit zu geben. Viele Bands sind im Sommer schon ausgebucht und während der Suche nach Ersatz muss auch noch gleich
zeitig die Finanzierung generiert werden.
Deshalb hat sich das SaarklangTeam in verschiedene Arbeitsgruppen eingeteilt: Finanzen, Buchungen, PR und Öffentlichkeitsarbeit, Sponsoring, Technik, Crowdfunding etc. Trotzdem bleibt einer der zentralen Lerneffekte für alle, mit der dauerhaften Unsicherheit umzugehen. Einige Sponsoren gibt es schon, andere Anfragen laufen noch, genauso wie eine Crowdfunding-Kampagne. Erst, wenn sich am Ende zeigen sollte, dass da noch Geld fehlt, dürfen die Studierenden auf einen kleinen Pufferbetrag zurückgreifen, der von den vorherigen Praxisprojekten stammt.
Bis dahin heißt es aber vor allem sensibel kommunizieren. Denn das Team will den Musikerinnen und Musikern unbedingt zumindest
ein kleines Honorar zahlen, was aber noch nicht gesichert ist. „Aber mittlerweile hat man sich dran gewöhnt, Anfragen raus zu schicken und gleich zu sagen, wie es aussieht. Und die Bands sind zum Glück alle locker und positiv eingestellt“, sagt Savioli.
Alleine die technische Ausstattung und die Nutzung der großen Bühne kostet rund 15 000 Euro. Um zu sparen, versuchen die Studierenden, Kommilitonen anzuheuern, die an den zwei Festivaltagen Getränke ausschenken oder Helfertätigkeiten ausführen sollen. Vor allem Zeit ist eine Komponente, die sie neu einschätzen lernen mussten: „Als wir im Oktober angefangen haben, war das alles noch so weit weg“, sagt Louisa Jammas und jetzt scheint die Zeit für das Team zu rennen.