Nagelsmann schürt das EM-Feuer
Nach der spektakulären Nacht von Lyon soll das Länderspiel gegen die Niederlande an diesem Dienstag die Euphorie weiter schüren.
(sid) Das EM-Land ist frisch entflammt, jetzt soll sich das zarte Feuerchen der Euphorie zu einem Flächenbrand auswachsen. Mit dem nächsten Coup gegen ein Top-Team will Julian Nagelsmann die Fußball-Nation mit seiner so erfolgreich umgebauten Nationalmannschaft auf EM-Temperatur halten – und dann in aller Ruhe die angekündigten Vertragsgespräche mit dem DFB aufnehmen.
„Wir haben den Blinker gesetzt Richtung Heim-EM“, sagte der Bundestrainer nach dem fulminanten 2:0 in Frankreich und ergänzte mit Blick auf den Klassiker gegen die Niederlande: „Es wäre gut, wenn wir weiter Gas geben.“Und zwar, um im Bild zu bleiben, in Maximal-Geschwindigkeit. „Wir müssen nachziehen“, sagte Sportdirektor Rudi Völler in der Hoffnung, auf der Erfolgsspur bis zum Turnier zu rasen.
Den Fahrplan dafür glaubt Nagelsmann zu kennen. „Den Mut auf dem Platz“aus der magischen Nacht von Lyon „wollen wir auch gegen Holland wieder sehen“, sagte Nagelsmann. Und das mit einer unveränderten Startformation, bestätigte er am Montag. Abzüglich des verletzt fehlenden Manuel Neuer im Tor, der auch an diesem Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) in Frankfurt von Marc-André ter Stegen vertreten wird, stand am Samstag mit Sensationsrückkehrer Toni Kroos als neuem Boss die EM-Elf auf dem Platz.
Die Rollengespräche zu Beginn der Maßnahme im Teamquartier in Neu-Isenburg habe Nagelsmann „mit einer gewissen Idee geführt“. Soll heißen: Jeder kennt seine Auf
gabe – der Stamm der „ersten zwölf, 13“Spieler, wie der Trainer es nennt, genauso wie die vielen „Backups“um Debütanten wie die Stuttgarter Waldemar Anton oder Deniz Undav.
Dass die EM-Tür darüber hinaus „nicht zu“ist, wie der Bundestrainer stets betont, beweist eine besondere Maßnahme: Der gesperrte BayernStar Leroy Sané, von Nagelsmann für den EM-Kader fest eingeplant, stößt am Dienstag zur Mannschaft und sitzt am Abend im Deutsche
Bank Park auf der Tribüne.
Unten auf dem Rasen will Nagelsmann auch an der Herangehensweise nichts ändern. Obwohl Oranje mit Abwehrkante Virgil van Dijk in einer Dreierkette agiert und mit dem Dortmunder Donyell Malen, Sturmrakete Xavi aus Leipzig oder dem ausgebufften Routinier Memphis Depay über jede Menge Offensiv-Power verfügt. Die Schotten, am 14. Juni deutscher Gegner im EM-Eröffnungsspiel, bekamen
dies beim 0:4 am Freitag in Amsterdam schmerzlichst zu spüren.
Nagelsmann geht es „losgelöst vom Ergebnis um die Art und Weise“. Nach dem Motto „Wir wollen kicken!“will er vor allem von seinen Zauberern Jamal Musiala, Florian Wirtz und Kai Havertz im Angriff Mut zu Entscheidungen sehen – „in dem Wissen, dass Fehler passieren können“. Solange das Gegenpressing funktioniere, sei das „überhaupt nicht dramatisch“.
Danach will der Deutsche Fußball-Bund die Fans mit der nächsten frohen Botschaft in EM-Stimmung halten. Der klare Plan, so erläuterte es Präsident Bernd Neuendorf noch einmal: „Zeitnah“nach dem Duell mit der Elftal „die offiziellen Gespräche suchen“– mit Nagelsmann und Völler sowie dem Ziel, beide bis zur WM 2026 zu binden.
„Von unserer Seite aus wäre es absolut wünschenswert“, sagte Neuendorf über die Verbandsposition.
„Wir sind ein gutes Team, verstehen uns gut, tauschen uns sehr gut aus und haben oft die gleichen Ansichten“, ergänzte er: „Es ist sehr harmonisch.“Er sei daher „sehr zuversichtlich, dass wir dann zügig zu einem Ergebnis kommen“. Nagelsmann hat dieser Tage seinen Wunsch hinterlegt, die Angelegenheit bis zur EM zu klären, beim ebenfalls positiv gestimmten Völler hat laut Geschäftsführer Andreas Rettig „seine Frau Sabrina das letzte Wort“.