Der letzte FCS-Spieler, der gegen den FCK traf
Tobias Jänicke erzielte am 17. April 2022 das letzte Tor des 1. FC Saarbrücken gegen den DFB-Pokal-Halbfinalgegner.
Er nippt noch einmal an seinem Kakao, dann setzt Tobias Jänicke das ihm so eigene, spitzbübische Grinsen auf. „Es ist eines dieser Tore, die man in seinem Leben nicht vergessen wird. Es war das 1:1. Unsere Fans waren total aus dem Häuschen. Auf der anderen Seite herrschte Totenstille. Das war ein unglaubliches Gefühl, Gänsehautstimmung. Ein Moment, den mir niemand nehmen kann und ein echter Höhepunkt meiner Laufbahn“, erinnert sich der Mittelfeldspieler an den 17. April 2022.
„Ein echter Höhepunkt meiner Laufbahn.“
Nach einer Flanke von Manuel Zeitz köpfte der kurz zuvor von Trainer Uwe Koschinat eingewechselte Jänicke den zwischenzeitlichen Ausgleich für den 1. FC Saarbrücken vor über 47 000 Zuschauern auf dem Betzenberg. Es war das bislang letzte Tor des FCS gegen den 1. FC Kaiserslautern, der damals trotz Unterzahl mit 3:1 gewinnen konnte.
Der letzte Sieg der Blau-Schwarzen gegen die Roten Teufel ist lange her. Und auch wenn man viele Jahre nicht gegeneinander gespielt hat, weil der FCK um Meistertitel und internationale Wettbewerbe mitspielte, während der FCS zwischenzeitlich sogar in der Oberliga verschwunden war, sprechen nicht wenige von einem „Fluch“, der nun am 2. April im DFB-Pokal-Halbfinalderby durchbrochen werden soll.
„Da wird von außen viel reingetragen. Klar sind es auch Fakten, aber als Spieler sind dir solche Statistiken egal“, sagt Jänicke: „Saarbrücken gegen Lautern ist ein besonderes Spiel. Unabhängig ob es ein Testspiel oder jetzt so eine Begegnung ist.“
Auch wenn die Gäste als Zweitli
gist wieder der klassenhöhere Verein sind, sieht Jänicke das Spiel unter anderen Vorzeichen. „Für mich ist der FCS diesmal sogar Favorit, wenn man sieht, wen der FCS aus dem Pokal geworfen hat und wo Lautern in der Tabelle steht“, sagt der Neubrandenburger, der von 2017 bis
2023 in 209 Pflichtspielen das Trikot des FCS getragen hat – auch beim DFB-Pokal-Halbfinale gegen Bayer Leverkusen 2020, das als erstes Geisterspiel in die Pokalgeschichte einging. „Bayer war im Rhythmus, wir im Hotel kaserniert. Dass wir da keine Chance hatten, war klar“,
sagt Jänicke zum 0:3, das trotzdem eine schöne Erinnerung ist: „Als Regionalligist so weit zu kommen, war schon ein Wunder.“
Jänicke weigert sich zurecht, den Lauf von damals mit der Reise von heute zu vergleichen. „Wir hatten natürlich nicht die Kaliber, die die
Mannschaft in diesem Jahr hatte. Dafür war für uns der Klassenunterschied noch einmal größer. Bei uns lag damals nach 70 Minuten jeder mit Krämpfen am Boden. Diesmal hatte man das Gefühl, dass der FCS zum Ende hin immer noch mal zusetzen konnte. Beide Geschichten sind für sich alleine etwas Besonderes. Und alle, die mit dem Verein zu tun haben, werden sich darüber auch in vielen Jahren unterhalten.“
Jänickes Geschichte beim FCS endete im vergangenen Sommer – nicht ohne Störgeräusche. Er wäre gerne geblieben, der Verein wollte nicht. „Ich bin noch gesund und fit und hätte mir vorstellen können, noch zwei, drei Jahre auf höchstem Niveau mitzuspielen. Das war dann auch nicht so einfach, als sich im Sommer nichts ergeben hat“, sagt der 35-Jährige, der aktuell arbeitssuchend ist: „Ich richte den Fokus nun auf das Leben nach dem Fußball. Ich weiß noch nicht, wo die Reise genau hingeht. Ich bin breit aufgestellt und versuche, das Richtige zu finden. Ich habe lange Zeit in dieser Blase Fußball gelebt. Wenn ich künftig acht Stunden in einem Büro sitze, ist das natürlich was anderes, aber auch darauf freue ich mich dann.“
Fußball spielt Jänicke seit der Winterpause nebenbei ganz in der Nähe beim FK Pirmasens, erzielte in fünf Spielen für den Oberligisten fünf Tore. In den Herzen der FCS-Fans wird Jänicke seinen Platz behalten – den in den Geschichtsbüchern des Vereins hat er sowieso.
Ex-FCS-Spieler Tobias Jänicke