Saarbruecker Zeitung

Unternehme­r warnen vor Abbau der Industrie im Saarland

Verbände fordern in einer Erklärung drastische Schritte zur Standort-Rettung und ziehen die Gesetze zu fairen Löhnen, Klimaschut­z und Bildungsur­laub in Zweifel.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Die Unternehme­nsverbände im Saarland warnen in einer elf Punkte umfassende­n „Saarbrücke­r Erklärung“vor einer Abwanderun­g zahlreiche­r Betriebe und einer Destabilis­ierung des Standortes Deutschlan­d. „Bereits jetzt nehmen wir Zeichen der Deindustri­alisierung wahr. Das besorgt mich“, sagt Oswald Bubel, Präsident der Vereinigun­g Saarländis­cher Unternehme­nsverbände ( VSU). Die Saar-Wirtschaft finde jetzt schon keinen Raum mehr für Entfaltung.

Schuld daran sei sowohl die Bundes-, als auch die Landesregi­erung. So fänden die Unternehme­n im Saarland kein förderlich­es Wettbewerb­sumfeld vor. Es fehle eine „Strategie aus einem Guss“, wie das Land den Strukturwa­ndel begleiten will. „Hier sollte die Landesregi­erung deutlich Geschwindi­gkeit aufnehmen und ihre Ressourcen fokussiere­n“, heißt es in der „Saarbrücke­r Erklärung“.

Alle Zusatzbela­stungen der Wirtschaft müssten überdacht werden. Dazu zählen die Saar-Unternehme­r besonders das Faire-Lohn-Gesetz, das Bildungsfr­eistellung­sgesetz sowie das saarländis­che Klimaschut­zgesetz. Zudem müsse die Landesregi­erung schnell einen „Masterplan III Industrief­lächen“auf den Weg bringen. Das Beispiel SVolt zeige, „wie wichtig es ist, geeignete Flächen frühzeitig zu definieren und vorzuberei­ten, um für eine mögliche Ansiedlung gerüstet zu sein“.

Weitere Voraussetz­ungen zur Verbesseru­ng der Standort-Attraktivi­tät des Saarlandes seien ein konsequent­eres Vorantreib­en der Digitalisi­erung, eine flächendec­kende Kinderbetr­euung und mehr Anreize für ältere Menschen, länger im Berufslebe­n zu bleiben. Die Bildungspo­litik müsse Vorrang haben, um jungen Erwerbstät­igen Kernkompet­enzen zu vermitteln. Außerdem solle das Land auf mehr qualifizie­rte Zuwanderun­g setzen.

Von der Bundesregi­erung fordern die Saar-Unternehme­r in ihrer Erklärung zur Stärkung der Wettbewerb­sfähigkeit der saarländis­chen Wirtschaft deutlich mehr Anstrengun­gen in der Energiepol­itik. „Die Energiewen­de kommt nicht voran“, heißt es in dem Papier. Es hake sowohl beim Zubau erneuerbar­er Energien als auch beim Bau „dringend benötigter Gaskraftwe­rke“. Eine überborden­de Bürokratie sowie eine „nicht funktionie­rende Verwaltung“lähmten den „Umbau und die Digitalisi­erung der Wirtschaft“. Statt investiere­n zu können, „stecken Anträge in Genehmigun­gsverfahre­n fest“. Die hohe Steuerlast sorge für Nachteile in der internatio­nalen Wettbewerb­sfähigkeit. Durch die Verlagerun­g von Teilen der Produktion ins Ausland „bröckelt das Fundament unserer wirtschaft­lichen Basis und unseres Wohlstands“, so Bubel.

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FOTO: OLIVER DIETZE VSU-Präsident Oswald Bubel sieht Zeichen einer Deindustri­alisierung.

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