Saarbruecker Zeitung

Jeder achte Vodafone-Mitarbeite­r von Sparprogra­mm betroffen

Der Umbruch bei Vodafone Deutschlan­d geht weiter – mit Auswirkung­en für viele Beschäftig­te. Rund 2000 Stellen will man einsparen und verlagern.

- VON CHRISTOPH DERNBACH

(dpa) Vodafone verschärft sein Sparprogra­mm in Deutschlan­d. Der Telekom-Konkurrent werde rund 2000 Stellen einsparen und verlagern, teilte der Konzern am Dienstag in Düsseldorf mit. Vodafone hat in Deutschlan­d rund 15 000 Beschäftig­te, etwa ein Drittel davon in der nordrhein-westfälisc­hen Landeshaup­tstadt. Von dem Programm wären damit 13 Prozent der Beschäftig­ten betroffen. Insgesamt plant Vodafone mit dem Maßnahmenp­aket in den kommenden zwei Jahren rund 400 Millionen Euro einzuspare­n.

Das „Transforma­tionsprogr­amm“wurde noch vom scheidende­n Firmenchef Philippe Rogge verkündet, der selbst Ende des Monats seinen

Schreibtis­ch in der Düsseldorf­er Zentrale räumen wird. In einer Ansprache an die Beschäftig­ten versuchte Rogge zum Abschied noch einmal Aufbruchst­immung zu erzeugen. Vodafone habe begonnen, sich neu auszuricht­en – und sei mit verbessert­en Netzen und Angeboten in den vergangene­n Quartalen auf den Wachstumsp­fad zurückgeke­hrt. „Vodafone will sich deshalb in den kommenden zwei Jahren noch einfacher, schneller, schlanker und damit schlagkräf­tiger aufstellen.“

Rogge hatte im Sommer 2022 von seinem Vorgänger Hannes Ametsreite­r ein schwierige­s Erbe übernommen. Während der CoronaPand­emie ging ganz Deutschlan­d online. Und damit waren auch die Internet-Leitungen, die Vodafone mit Kabel Deutschlan­d und Unitymedia übernommen hatte, plötzlich ausgelaste­t.

Aber auch nach dem Ende der Pandemie kam Vodafone trotz erhebliche­r Investitio­nen ins überlastet­e Netzwerk kaum mit den gestiegene­n Anforderun­gen der Kundschaft hinterher, die ohne Netz-Ruckler im Home-Office arbeiten oder am Feierabend Videos streamen möchte.

Beim Kabelnetz steht Vodafone aber nicht nur in der Pflicht, die versproche­nen Gigabyte-Geschwindi­gkeiten abzuliefer­n. Eine große Herausford­erung ergibt sich auch durch den Wegfall des sogenannte­n Nebenkoste­nprivilegs beim KabelFerns­ehen für die Mieter in Mehrfamili­enhäusern. Danach dürfen ab dem 1. Juli 2024 die Kosten für den Kabelferns­ehen-Anschluss nicht mehr in den Mietnebenk­osten dem Mieter in Rechnung gestellt werden.

Als größter Kabelnetzb­etreiber in Deutschlan­d ist Vodafone davon besonders betroffen, denn zumindest ein Teil des Fernsehges­chäfts wird nicht mehr bei Vodafone bleiben, sondern von neuen Konkurrent­en wie Waipu.tv oder Zattoo übernommen werden.

Aus der Düsseldorf­er Firmenzent­rale hört man allerdings auch, der

Wegfall des Nebenkoste­nprivilegs sei schon vor der aktuellen Sparrunde im Firmen-Etat berücksich­tigt worden und kein Grund für die neuen Sparbemühu­ngen.

Das „Transforma­tionsprogr­amm“ist aber nicht nur ein Sparprogra­mm, weil zeitgleich frisches Geld in die Digitalisi­erung, den Ausbau der Netze, die Verbesseru­ng des Kundenserv­ice sowie in die Entwicklun­g neuer Produkte investiert wird. Zu den ins Auge gefassten „einfachere­n Produkten und Services“soll dem Vernehmen nach auch ein neuer Streaming-Stick für den Fernseher gehören, so wie er vom Konkurrent­en Deutsche Telekom als „MagentaTV-Stick“oder von Google als „Chromecast TV“angeboten wird.

Zudem sollen unter anderem bislang getrennte Kundenbetr­euungssyst­eme für Kabelansch­luss und Mobilfunk zusammenge­führt werden. Gleichzeit­ig will Vodafone seine Energiekos­ten und den damit verbundene­n CO2-Fußabdruck verringern. Das soll unter anderem durch die Modernisie­rung von Netzelemen­ten und IT-Systemen gelingen.

Bei den personelle­n Veränderun­gen werde Vodafone sozialvert­räglich vorgehen, versprach Rogge. Bestimmte manuelle Tätigkeite­n würden künftig durch verstärkte Automatisi­erung ausgeübt werden. Vodafone will in anderen Bereichen auch neue Leute einstellen.

Wachstumsf­elder wie das CloudGesch­äft sowie „kundennahe Positionen vor allem im Firmenkund­enbereich“sollen verstärkt werden.

 ?? FOTO: HORST GALUSCHKA/IMAGO ?? Philippe Rogge, scheidende­r
Chef von Vodafone Deutschlan­d, kündigte das Sparprogra­mm an.
FOTO: HORST GALUSCHKA/IMAGO Philippe Rogge, scheidende­r Chef von Vodafone Deutschlan­d, kündigte das Sparprogra­mm an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany