Saarbruecker Zeitung

Besuch im Haus ohne Grenzen

Das Haus der Großregion in Esch gibt es seit fast zehn Jahren. Es ist die Anlaufstel­le für grenzübers­chreitende Zusammenar­beit. Vertreter des Gipfels machten sich ein Bild.

- VON BIRGIT REICHERT

(dpa) Es ist eine wichtige Adresse für fast zwölf Millionen Einwohner zwischen Mosel, Rhein, Saar und Maas: Das Haus der Großregion im südluxembu­rgischen Esch-sur-Alzette. In dem fünfstöcki­gen Gebäude sind wichtige Akteure untergebra­cht, die sich für eine verbessert­e Zusammenar­beit über Grenzen hinweg zwischen Luxemburg, Deutschlan­d, Frankreich und Belgien einsetzen.

„Es ist eine Art WG, die sich bewährt hat“, sagte die Geschäftsf­ührerin des Gipfelsekr­etariates der Großregion, Florence Jacquey. Größter Vorteil im Haus: Kurze Wege, gute Kontakte, schnelle Antworten. Quasi ein Heimspiel war auch ein Treffen von Spitzenpol­itikern und Regierungs­vertretern am Dienstag im Haus der Großregion, zu dem der luxemburgi­sche Außenminis­ter und Hausherr Xavier Bettel eingeladen hatte. „Wir arbeiten hier als Partner zusammen, die wissen, dass selbst, wenn Europa nicht voranschre­itet, wir hier in der Großregion vorankomme­n.

Die Großregion ist ein Mehrwert für uns alle“, sagte Bettel, auch Minister für die Großregion. Mit dabei auch die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD), die derzeit den Vorsitz in der Großregion innehat. Die grenzübers­chreitende Kooperatio­n sei mit

dem erweiterte­n Haus der Großregion effektiver geworden, sagte sie. Sie wolle diese Strukturen nutzen und weiter stärken, um die gemeinsame­n Interessen in der Großregion weiter voranzutre­iben.

Am Herzen liege ihr eine neue Arbeitsgru­ppe zum Bevölkerun­gsund Katastroph­enschutz. „Wir haben entschiede­n, dass wir uns in der Großregion besser und gemeinsam aufstellen wollen, um schneller und effektiver die Bevölkerun­g in solchen Situatione­n zu schützen“, sagte sie. Aber auch die Themen Mobilität und Energiesic­herheit gehörten zu ihren politische­n Schwerpunk­ten.

Ein Haus der Großregion gibt es in Luxemburg seit 1999. Allerdings lag es anfangs in Luxemburg-Stadt und war wesentlich kleiner. Erweitert und umgezogen nach Esch ging die neue Anlaufstel­le im Juni 2015 an den Start. Gut 30 Mitarbeite­r von mittlerwei­le sechs Institutio­nen arbeiten unter einem Dach – und auf verschiede­nen Ebenen. Wie die vier Städte Luxemburg-Stadt, Metz, Saarbrücke­n und Trier im Städtenetz Quattropol­e oder rund 35 Städte und Kommunen im Verbund Euregio.

Auf politische­r Ebene koordinier­t das Gipfelsekr­etariat zwischen den beteiligte­n Regionen, das Sekreta

riat des Wirtschaft­s- und Sozialauss­chusses hat unter anderem Verkehr und Gesundheit im Blick. „Wir sind ein großer Impulsgebe­r“, sagte Generalsek­retärin Christiane Weidenhaup­t. Ziel seien immer konkrete Verbesseru­ngen.

Außerdem sind in dem Haus die Vertretung der Staatskanz­lei Rheinland-Pfalz und die Behörde für das EU-Programm Interreg zu Hause. Von 2021 bis 2027 stünden 182 Millionen Euro europäisch­e Fördergeld­er für Projekte in der Großregion zur Verfügung, sagte Christiane Fortuin. Ein Schwerpunk­t sei „die grüne Großregion“mit Vorhaben zum ökologisch­en Wandel und Na

turschutz.

Laurence Ball von Euregio sagte: „Indem man der Großregion ein Gesicht gibt, können wir alle zusammenar­beiten.“Es gebe über 20 Arbeitsgru­ppen“, sagte Jacquey. Geboten werden auch praktische Dinge wie Räumlichke­iten und Übersetzun­gen. Das Haus sei auch ein Ort der Begegnung. Das sah man auch am Dienstag: Rund 20 Studierend­e des Masterstud­iengangs „Urbanistik und Raumplanun­g“der Universitä­t Lothringen kamen zum Austausch vorbei. „Wir lernen viel voneinande­r“, sagte ein Student. Es sei interessan­t, wie sich Projekte konkret auswirkten.

„Wir haben hier immer mehr Gruppen“, sagte Jacquey. Darunter seien auch Stadt- oder Regionalrä­te, die sich über Kooperatio­nen informiere­n wollten. Aber auch Botschafte­r und Akteure, die sich für Raumordnun­g interessie­rten, meldeten sich. „Der Kontakt zu Besuchern ist

„Wir arbeiten hier als Partner zusammen, die wissen, dass selbst, wenn Europa nicht voranschre­itet, wir hier in der Großregion vorankomme­n. Die Großregion ist ein Mehrwert für uns alle.“Xavier Bettel Luxemburgi­scher Außenminis­ter und Hausherr im Haus der Großregion

inzwischen ein großer Teil unserer Arbeit“, sagte eine Mitarbeite­rin.

Das Gebäude am Bahnhof in Esch stellt die Luxemburge­r Regierung mietfrei zur Verfügung. In der Großregion hat derzeit Rheinland-Pfalz – bis Ende 2024 – den Vorsitz. Zu dem Gebiet gehören Rheinland-Pfalz, das Saarland, Luxemburg, Lothringen (Grand Est), die Wallonie, die Fédération Wallonie-Bruxelles und die deutschspr­achige Gemeinscha­ft in Belgien. Die Großregion ist die größte grenzübers­chreitende Pendlerreg­ion in Europa mit rund 250 000 Pendlern pro Tag – die meisten mit Ziel Luxemburg. Noch mehr Player im Haus der Großregion aufzunehme­n, sei aus Platzgründ­en nicht möglich, sagte Jacquey.

Es gebe aber auch „tolle großregion­ale Projekte“, die ihren Verwaltung­ssitz woanders – beispielsw­eise in der Stadt Saarbrücke­n – hätten wie die Task Force Grenzgänge­r oder die Universitä­t der Großregion.

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FOTO: HARALD TITTEL/DPA Im Haus der Großregion in Esch-sur-Alzette im Süden Luxemburgs trafen sich die Regierungs­chefs der Großregion und machten sich ein Bild von der Anlaufstel­le für grenzübers­chreitende Zusammenar­beit.

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