Saarbruecker Zeitung

Alles auf Himmelblau: Schönes, das unter Druck entsteht

In der Galerie der Hochschule der bildenden Künste Saar zeigen Studierend­e und Lehrende druckgrafi­sche Arbeiten.

- VON BÜLENT GÜNDÜZ Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Michael Emmerich

Schon seit sechs Jahren veranstalt­et die HBKsaar im Winterseme­ster die Lehrverans­taltung „Drucksache­n“, in der die Studierend­en alte und neue Drucktechn­iken ausprobier­en können und damit experiment­ieren. Dass dies möglich ist, verdankt man den ausgezeich­net ausgestatt­eten Druckwerks­tätten, die unter anderem von Eva Walker und Dirk Rausch geführt werden. Außerdem engagiert sich Gabriele Langendorf in der Lehrverans­taltung, die als ausgewiese­ne Malerin eine Bereicheru­ng sein dürfte.

Um uns teilhaben zu lassen und den Stellenwer­t der Druckgrafi­k zu betonen, gibt es seit vergangene­m Jahr zum Tag der Druckkunst am 15. März eine Ausstellun­g mit Arbeiten, die in dem Kurs entstanden sind. Vor einem zarten Himmelblau haben die angehenden Künstlerin­nen und Künstler 22 Arbeiten versammelt. Auffällig ist, wie vielfältig gearbeitet wurde. Die Studierend­en sind frei in der Auswahl von Technik und Motiv, vorgegeben ist nur das Farbkonzep­t Rot-Blau. Geeinigt haben sich alle außerdem auf das Blattforma­t 28 x 35 Zentimeter.

Auffällig ist sofort Sören Arps Grafik, die im Hintergrun­d eine rote Fachwerkha­usreihe zeigt, auf welche die Umrisse einer menschlich­en Figur in scheinbar flinkem Pinselstri­ch gesetzt wurde. Die Rasterung der Häuser wird durch die Figur gebrochen und vermittelt den Eindruck spontaner Malerei. Gerne gearbeitet wird von den Studierend­en mit der Risografie, weil sie einfache Vervielfäl­tigung mit kostengüns­tigem Druck verbindet. Der Riso ist einem Farbkopier­er nicht unähnlich. Wie beim Siebdruck lasert das Gerät für jede Farbe eine Masterfoli­e, über die dann eine rotierende Farbtromme­l die Farbe auf das Papier gedrückt wird.

Wie einfach und zugleich effektvoll das sein kann, zeigt Heidrun Sterns „Ozeanisch“, eine Qualle, die über das Bild zu treiben scheint. Das leuchtende Blau und die hell schimmernd­e Qualle begeistern. Die sonst eher blassen Farben sind hier tiefblau. Grund dafür ist wohl die Druckvorla­ge. Stern hat in einem aufwendige­n chemischen Verfahren die Farbe vom Träger des Polaroidfo­tos gelöst und die entstehend­e hauchdünne Folie dann als Negativ genutzt. Dass es auch altmeister­lich geht, beweist Sebastian Schütz mit seiner Kaltnadelr­adierung „Eisberg

Studie“, die wirklich eine zarte Ansicht von Eisscholle­n wiedergibt.

Die Qualität der studentisc­hen Arbeit überrascht. Keines der Werke ist ein Reinfall, im Gegenteil, jede für sich ist ein wirkliches Kunstwerk. Neben den schon genannten sind außerdem Berin Acici, Diana Bauer, Fanny Benjes, Yann Biehl, Felix Dörrenbech­er, Jonas Entenmann, Sophia Gruber, Latifa Hamido, Benedikt Illner, David Kaps, Paulina Kruszynski, Sandra Romina Pölger, Jan Rauschenbe­rger, Hannah Reith, Chi

Weber und Lara Weiler dabei.

Besonders spannend am Projekt ist die Integratio­n der Arbeiten der Lehrenden, die sich „wortlos“einreihen. Es macht Spaß, auf die Suche zu gehen, welche Arbeit denn nun von Rausch, Walker und Langendorf stammen. Das geübte Auge entlarvt schnell Walkers „Sakkade (3).I.“, die anders als sonst nicht in Schwarzwei­ß, sondern als Risografie in Blautönen daherkommt.

Bei Dirk Rausch wird es schon schwierige­r. Er lässt zwei gegenläu

fige diagonale Linienstru­kturen über das Blatt laufen, bricht sie und lässt sie an anderen Stellen überlappen. So entstehen Räume, Formen und Farbkombin­ationen mittels einfachste­r Strukturen. Und Langendorf glänzt mit Konzeptkun­st statt Malerei und erzählt im Katalog von ihren Experiment­en mit Farbe.

Im zweiten Teil der Ausstellun­g zeigen drei Studentinn­en der Lehrverans­taltung „Unter Druck – Hochdruck trifft Animation“Beispiele ihres Arbeitens im vergangene­n Semester. Eva Walker hat mit Florian Penner gemeinsam die Studierend­en angeleitet, aus Drucken Bewegtbild­er entstehen zu lassen. Beide Techniken sind Medien der Massenkomm­unikation. Der Buchdruck begann diese Bewegung und wurde damit Vorreiter der gesellscha­ftlichen Demokratis­ierung der Gesellscha­ft, mit dem Bewegtbild fand diese ihren Höhepunkt. Was also lag näher, als das Thema Demokratie in den Mittelpunk­t zu stellen. Manon Scharstein, Denise Wagner und Laura Fenrich zeigen drei kurzen Filme und auch einige Beispiele für die grafischen Vorlagen.

Zur Ausstellun­g ist eine Grafikmapp­e in einer Auflage von 40 Exemplaren aufgelegt worden. Sie enthält die Druckgrafi­ken von Drucksache­n VI und kostet 900 Euro. Wer sich die Mappe nicht leisten kann oder möchte, nimmt einfach eine bedruckte Stofftasch­e für fünf Euro und hat eine schöne Erinnerung.

„Unter Druck – Tag der Druckkunst“, bis 16 April, Galerie der HBKsaar

 ?? FOTOS: HBK ?? Blick in die Ausstellun­g in der Galerie der HBKsaar. Studierend­e und Lehrende zeigen hier ihre Arbeiten.
FOTOS: HBK Blick in die Ausstellun­g in der Galerie der HBKsaar. Studierend­e und Lehrende zeigen hier ihre Arbeiten.
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Für kleines Geld kann man die bedruckte Tasche mitnehmen.

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