Alles auf Himmelblau: Schönes, das unter Druck entsteht
In der Galerie der Hochschule der bildenden Künste Saar zeigen Studierende und Lehrende druckgrafische Arbeiten.
Schon seit sechs Jahren veranstaltet die HBKsaar im Wintersemester die Lehrveranstaltung „Drucksachen“, in der die Studierenden alte und neue Drucktechniken ausprobieren können und damit experimentieren. Dass dies möglich ist, verdankt man den ausgezeichnet ausgestatteten Druckwerkstätten, die unter anderem von Eva Walker und Dirk Rausch geführt werden. Außerdem engagiert sich Gabriele Langendorf in der Lehrveranstaltung, die als ausgewiesene Malerin eine Bereicherung sein dürfte.
Um uns teilhaben zu lassen und den Stellenwert der Druckgrafik zu betonen, gibt es seit vergangenem Jahr zum Tag der Druckkunst am 15. März eine Ausstellung mit Arbeiten, die in dem Kurs entstanden sind. Vor einem zarten Himmelblau haben die angehenden Künstlerinnen und Künstler 22 Arbeiten versammelt. Auffällig ist, wie vielfältig gearbeitet wurde. Die Studierenden sind frei in der Auswahl von Technik und Motiv, vorgegeben ist nur das Farbkonzept Rot-Blau. Geeinigt haben sich alle außerdem auf das Blattformat 28 x 35 Zentimeter.
Auffällig ist sofort Sören Arps Grafik, die im Hintergrund eine rote Fachwerkhausreihe zeigt, auf welche die Umrisse einer menschlichen Figur in scheinbar flinkem Pinselstrich gesetzt wurde. Die Rasterung der Häuser wird durch die Figur gebrochen und vermittelt den Eindruck spontaner Malerei. Gerne gearbeitet wird von den Studierenden mit der Risografie, weil sie einfache Vervielfältigung mit kostengünstigem Druck verbindet. Der Riso ist einem Farbkopierer nicht unähnlich. Wie beim Siebdruck lasert das Gerät für jede Farbe eine Masterfolie, über die dann eine rotierende Farbtrommel die Farbe auf das Papier gedrückt wird.
Wie einfach und zugleich effektvoll das sein kann, zeigt Heidrun Sterns „Ozeanisch“, eine Qualle, die über das Bild zu treiben scheint. Das leuchtende Blau und die hell schimmernde Qualle begeistern. Die sonst eher blassen Farben sind hier tiefblau. Grund dafür ist wohl die Druckvorlage. Stern hat in einem aufwendigen chemischen Verfahren die Farbe vom Träger des Polaroidfotos gelöst und die entstehende hauchdünne Folie dann als Negativ genutzt. Dass es auch altmeisterlich geht, beweist Sebastian Schütz mit seiner Kaltnadelradierung „Eisberg
Studie“, die wirklich eine zarte Ansicht von Eisschollen wiedergibt.
Die Qualität der studentischen Arbeit überrascht. Keines der Werke ist ein Reinfall, im Gegenteil, jede für sich ist ein wirkliches Kunstwerk. Neben den schon genannten sind außerdem Berin Acici, Diana Bauer, Fanny Benjes, Yann Biehl, Felix Dörrenbecher, Jonas Entenmann, Sophia Gruber, Latifa Hamido, Benedikt Illner, David Kaps, Paulina Kruszynski, Sandra Romina Pölger, Jan Rauschenberger, Hannah Reith, Chi
Weber und Lara Weiler dabei.
Besonders spannend am Projekt ist die Integration der Arbeiten der Lehrenden, die sich „wortlos“einreihen. Es macht Spaß, auf die Suche zu gehen, welche Arbeit denn nun von Rausch, Walker und Langendorf stammen. Das geübte Auge entlarvt schnell Walkers „Sakkade (3).I.“, die anders als sonst nicht in Schwarzweiß, sondern als Risografie in Blautönen daherkommt.
Bei Dirk Rausch wird es schon schwieriger. Er lässt zwei gegenläu
fige diagonale Linienstrukturen über das Blatt laufen, bricht sie und lässt sie an anderen Stellen überlappen. So entstehen Räume, Formen und Farbkombinationen mittels einfachster Strukturen. Und Langendorf glänzt mit Konzeptkunst statt Malerei und erzählt im Katalog von ihren Experimenten mit Farbe.
Im zweiten Teil der Ausstellung zeigen drei Studentinnen der Lehrveranstaltung „Unter Druck – Hochdruck trifft Animation“Beispiele ihres Arbeitens im vergangenen Semester. Eva Walker hat mit Florian Penner gemeinsam die Studierenden angeleitet, aus Drucken Bewegtbilder entstehen zu lassen. Beide Techniken sind Medien der Massenkommunikation. Der Buchdruck begann diese Bewegung und wurde damit Vorreiter der gesellschaftlichen Demokratisierung der Gesellschaft, mit dem Bewegtbild fand diese ihren Höhepunkt. Was also lag näher, als das Thema Demokratie in den Mittelpunkt zu stellen. Manon Scharstein, Denise Wagner und Laura Fenrich zeigen drei kurzen Filme und auch einige Beispiele für die grafischen Vorlagen.
Zur Ausstellung ist eine Grafikmappe in einer Auflage von 40 Exemplaren aufgelegt worden. Sie enthält die Druckgrafiken von Drucksachen VI und kostet 900 Euro. Wer sich die Mappe nicht leisten kann oder möchte, nimmt einfach eine bedruckte Stofftasche für fünf Euro und hat eine schöne Erinnerung.
„Unter Druck – Tag der Druckkunst“, bis 16 April, Galerie der HBKsaar