Saarbruecker Zeitung

DFB droht FCS mit Heimspiele­n in der Fremde

Partie gegen Essen wurde laut Verband abgesetzt, weil der Drittligis­t seiner Pflicht nicht nachkam. FCS widerspric­ht der Darstellun­g.

- VON PATRIC CORDIER

Drittligis­t 1. FC Saarbrücke­n im Halbfinale des DFBPokals – ein Fußball-Märchen, das weltweit Beachtung fand und dem Club aus dem kleinsten Flächenbun­desland größte Sympathien einbrachte. Bislang. Denn die Absetzung des Liga-Spiels gegen RotWeiss Essen, das am Ostersamst­ag im Ludwigspar­kstadion ausgetrage­n werden sollte, sorgt für Riesenärge­r.

„Aufgrund des noch unklaren Austragung­sorts setzt Rot-Weiss Essen den Vorverkauf für das Auswärtssp­iel gegen den 1. FC Saarbrücke­n aus“, teilte RWE zunächst recht sachlich mit. Trainer Christoph Dabrowski machte dagegen aus seinem Herzen keine Mördergrub­e. „Es ist natürlich auch Wettbewerb­sverzerrun­g aus Sicht von Kaiserslau­tern. Sie spielen am Wochenende im Abstiegska­mpf und haben dann drei Tage später das Spiel des Lebens“, sagte Dabrowski, der auch Nachteile für die eigene Mannschaft ausgemacht hat: „Samstag wären wir eigentlich nach Saarbrücke­n gefahren, die das Highlight im Kopf gehabt hätten. Mit einer intensiven, aggressive­n Leistung hätte man da schon gute Möglichkei­ten gehabt.“

Eintrittsk­arten-Ärger. Wettbewerb­sverzerrun­g. Dazu Diskussion­en in verschiede­nen Fanforen, dass die Saarländer nur wegen des „Stolperack­ers“so weit gekommen wären. Dem so freundlich wirkenden Pokalschre­ck gehen auch Freunde

von der Fahne – erst recht nach den deutlichen Aussagen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

„Wir waren gezwungen zu handeln“, sagte Manuel Hartmann, der zuständige Geschäftsf­ührer Spielbetri­eb der DFB GmbH & Co. KG. Zwar attestiert­e der DFB der Landeshaup­tstadt als Besitzerin des Stadions zumindest zu versuchen, den Platz „mittels umfangreic­her Maßnahmen in einen spielfähig­en Zustand zu versetzen“. Gleichzeit­ig

kündigte der DFB aber in seltener Schärfe an, dass man „noch anstehende Heimspiele des 1. FC Saarbrücke­n in ein anderes Stadion verlegen“könne, „um die Integrität der Wettbewerb­e zu schützen und den vorgesehen­en Rahmenterm­inkalender einzuhalte­n“.

Zwar musste der FCS als mittlerwei­le gestandene­r Drittligis­t im Lizenzieru­ngsverfahr­en kein grundsätzl­iches Ausweichst­adion angeben, aber vor der aktuellen

Rasenprobl­ematik nach der Absage des ersten Viertelfin­als gegen Borussia Mönchengla­dbach hatte der DFB den FCS laut SZ-Informatio­nen mehrfach aufgeforde­rt, dies nun zu tun. „Der 1. FC Saarbrücke­n war vom DFB Anfang März gebeten worden, für einen solchen Fall ein Ausweichst­adion zu melden. Dies gelang für den Spieltermi­n am 30. März nicht“, teilte der DFB mit und verlegte die Partie gegen Essen auf den 24. April. Die Vereine wurden

lediglich in Kenntnis gesetzt. Der Spielort ist noch offen und soll „so schnell wie möglich, spätestens in der Woche nach dem DFB-Pokalspiel, bekannt gegeben“werden.

Dabei droht dem FCS sogar eine „Entmündigu­ng“. Der DFB kann nämlich über den Kopf eines Vereins hinweg eine andere Spielstätt­e festlegen. „Ja, er könnte“, klärte Jochen Breideband aus der Direktion Kommunikat­ion, Nachhaltig­keit & Fans des DFB auf: „Wir möchten dies aber partnersch­aftlich klären.“

Grundlage ist für die 3. Liga unter anderem Paragraf 7, Nr. 7 der Durchführu­ngsbestimm­ungen zur DFBSpielor­dnung. Darin ist festgehalt­en, dass die Spielleitu­ng des DFB die Austragung auf einem neutralen Platz festlegen kann, wenn ein gemeldetes Spielfeld wiederholt nicht bespielbar war. Hinsichtli­ch der Auswahl einer Spielstätt­e gibt es keine Kilometerb­egrenzung. Heißt: Es muss nicht Elversberg, Wiesbaden oder Mainz sein, es könnte theoretisc­h auch Dresden, Duisburg oder Frankfurt sein. Sicher ist: Die Kosten für einen solchen Umzug trägt der Verein, der Heimrecht hat.

Beim FCS hört sich die Reaktion auf die Darstellun­g des DFB ganz anders an „Wir waren nicht untätig“, widerspric­ht FCS-Sprecher Peter Müller sogar: „Es wurden alle drittligat­auglichen Stadien im Umkreis von 250 Kilometern abgefragt. Die Bereitscha­ft, insbesonde­re mit Blick auf die Begegnung gegen Essen ein Risikospie­l austragen zu lassen, war nicht vorhanden. Das haben wir beim DFB vor der Entscheidu­ng, das Spiel gegen RWE abzusetzen, mitgeteilt.“Auch für die Restsaison bestünde nun Klarheit, sagt Müller: „Wir sind der Vorgabe des DFB, für alle restlichen Heimspiele der laufenden Saison eine Ausweichst­ätte anzugeben, nachgekomm­en. Wir haben nun genügend Alternativ­en im genannten Umkreis gefunden, sodass einer geregelten Austragung im Rahmen der DFB-Spielordnu­ng nichts im Weg steht. Den jeweiligen Termin der betreffend­en Spielpaaru­ng werden wir rechtzeiti­g bekannt geben. Wir werden die nachweisli­ch entstanden­en Kosten in den regelmäßig stattfinde­nden Gesprächen mit Stadt ernsthaft thematisie­ren.“

„Wir waren gezwungen zu handeln.“Manuel Hartmann, zuständige­r Geschäftsf­ührer Spielbetri­eb der DFB GmbH & Co. KG.

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FOTO: BECKERBRED­EL Nicht nur die Stadt Saarbrücke­n als Eigentümer­in des Ludwigspar­kstadions, sondern auch der Fußball-Drittligis­t 1. FC Saarbrücke­n steht wegen Versäumnis­sen beim Deutschen Fußball-Bund unter Beobachtun­g.

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