Hier kann man alles außer Haustiere lassen
Die „Wertstatt“verbindet den Recycling- Gedanken mit Möglichkeiten für Langzeitarbeitslose, wieder Fuß auf dem Arbeitsmarkt zu fassen.
Im Gebrauchtwarenhaus „Wertstatt“in der Bogenhalle am Saarbrücker Holzbrunnen werden unterschiedliche Ideen von „Wert“miteinander vereint. Auf der einen Seite wird alten Gegenständen ein neuer Wert gegeben. Auf der anderen Seite wird hier Langzeitarbeitslosen eine neue Arbeitsperspektive geboten.
Die „Wertstatt“in der Bogenhalle gibt es nun schon seit zehn Jahren. Damals hat sich das Zentrum für Bildung und Beruf Saar gGmbH in Burbach (ZBB) mit dem Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetrieb (ZKE) zusammengeschlossen, um eine sinnvolle Nutzung der Räumlichkeiten zu finden. Beide Institutionen sind Unternehmen der Stadt, bei den einen geht es um Recycling und bei den anderen um Beschäftigungsförderung. Da lagen Synergien auf der Hand. Die Standortnähe zum Wertstoffhof des ZKE macht einen wichtigen Teil des Gebrauchtwarenhauses aus: „Leute, die ihren Müll zum ZKE bringen, können Dinge, die für den Müll zu schade sind, bei uns abgeben. Auch die ZKE-Mitarbeiter weisen die Kunden immer darauf hin, dass man manche Sachen in die Wertstatt bringen kann“, berichtet Anleiter und Ausbilder Joachim Quint.
Vom Job-Center werden Langzeit
arbeitslose an den Betrieb weitervermittelt. Das Job-Center finanziert neben der Europäischen Union und der Stadt Saarbrücken den Betrieb zum größten Teil. Die eigenen Einnahmen tragen ebenfalls zur Finanzierung der Einrichtung bei. Die berufliche Integration und die Nachhaltigkeit stehen dabei im Vordergrund der Arbeit. „Langzeitarbeitslose an den Arbeitsmarkt heranzuführen, ihnen eine geregelte Tagesstruktur, eine Perspektive und eine neue Wertschätzung für Arbeit zu vermitteln, ist unser Ziel. Die Menschen für einen achtsamen Umgang mit Ressourcen und Nachhaltigkeit zu sensibilisieren, ist uns ebenso sehr
wichtig“, so die pädagogische Leiterin des ZBB, Pia Lenhardt.
Die Teilnehmer sind im Verkauf, beim Kassieren und im Telefondienst beschäftigt. Bei Fahrten im Abhol- oder Bring-Service, bei dem entweder Spenden abgeholt werden oder Gekauftes bis an die Bordstein
kante geliefert wird, findet manch einer ebenfalls eine Beschäftigung. In der hauseigenen Schreinerei werden alte Möbel wieder aufgewertet oder komplett umgestaltet. „Hier kann man auch kreativ werden. Aus Altem kann in Kombination etwas komplett Neues entstehen“, sagt Quint. So wird aus einem alten Röhrenfernseher eine Bar, aus der Waschtrommel ein Beistelltisch oder aus dem alten Radio ein Schubladenkästchen. „Es kommt öfter vor, dass jemand etwas abgibt, das Stück umgestaltet wird, die Spender es zufällig wiederentdecken und zurückkaufen“, berichtet Quint.
Alles außer Haustiere könne man hier abgeben. Klamotten, Möbel, Spielsachen, Freizeitartikel, Schallplatten, CDs und vieles mehr findet sich im Laden. Da Möbel für geringes Geld an Langzeitarbeitslose weitergegeben werden, ist der Bedarf an Möbeln besonders groß. Neben dem Standort am ZKE-Gelände gibt es ein weiteres Kaufhaus in SaarbrückenBurbach. Und bei der Arbeit im Haus erlebt man so einiges. „Eines Tages hatten wir eine alte Uhr bekommen. Die in diese verbauten Gewichte waren unterschiedlich schwer. Es stellte sich heraus, dass in einem davon alten Münzen versteckt waren. Beides konnten wir verkaufen“, so Quint.
„Leute, die ihren Müll zum ZKE bringen, können Dinge, die für den Müll zu schade sind, bei uns abgeben.“Joachim Quint Anleiter und Ausbilder