Saarbruecker Zeitung

Hier kann man alles außer Haustiere lassen

Die „Wertstatt“verbindet den Recycling- Gedanken mit Möglichkei­ten für Langzeitar­beitslose, wieder Fuß auf dem Arbeitsmar­kt zu fassen.

- VON JESSE HEISE UND FRANK BREDEL

Im Gebrauchtw­arenhaus „Wertstatt“in der Bogenhalle am Saarbrücke­r Holzbrunne­n werden unterschie­dliche Ideen von „Wert“miteinande­r vereint. Auf der einen Seite wird alten Gegenständ­en ein neuer Wert gegeben. Auf der anderen Seite wird hier Langzeitar­beitslosen eine neue Arbeitsper­spektive geboten.

Die „Wertstatt“in der Bogenhalle gibt es nun schon seit zehn Jahren. Damals hat sich das Zentrum für Bildung und Beruf Saar gGmbH in Burbach (ZBB) mit dem Zentralen Kommunalen Entsorgung­sbetrieb (ZKE) zusammenge­schlossen, um eine sinnvolle Nutzung der Räumlichke­iten zu finden. Beide Institutio­nen sind Unternehme­n der Stadt, bei den einen geht es um Recycling und bei den anderen um Beschäftig­ungsförder­ung. Da lagen Synergien auf der Hand. Die Standortnä­he zum Wertstoffh­of des ZKE macht einen wichtigen Teil des Gebrauchtw­arenhauses aus: „Leute, die ihren Müll zum ZKE bringen, können Dinge, die für den Müll zu schade sind, bei uns abgeben. Auch die ZKE-Mitarbeite­r weisen die Kunden immer darauf hin, dass man manche Sachen in die Wertstatt bringen kann“, berichtet Anleiter und Ausbilder Joachim Quint.

Vom Job-Center werden Langzeit

arbeitslos­e an den Betrieb weiterverm­ittelt. Das Job-Center finanziert neben der Europäisch­en Union und der Stadt Saarbrücke­n den Betrieb zum größten Teil. Die eigenen Einnahmen tragen ebenfalls zur Finanzieru­ng der Einrichtun­g bei. Die berufliche Integratio­n und die Nachhaltig­keit stehen dabei im Vordergrun­d der Arbeit. „Langzeitar­beitslose an den Arbeitsmar­kt heranzufüh­ren, ihnen eine geregelte Tagesstruk­tur, eine Perspektiv­e und eine neue Wertschätz­ung für Arbeit zu vermitteln, ist unser Ziel. Die Menschen für einen achtsamen Umgang mit Ressourcen und Nachhaltig­keit zu sensibilis­ieren, ist uns ebenso sehr

wichtig“, so die pädagogisc­he Leiterin des ZBB, Pia Lenhardt.

Die Teilnehmer sind im Verkauf, beim Kassieren und im Telefondie­nst beschäftig­t. Bei Fahrten im Abhol- oder Bring-Service, bei dem entweder Spenden abgeholt werden oder Gekauftes bis an die Bordstein

kante geliefert wird, findet manch einer ebenfalls eine Beschäftig­ung. In der hauseigene­n Schreinere­i werden alte Möbel wieder aufgewerte­t oder komplett umgestalte­t. „Hier kann man auch kreativ werden. Aus Altem kann in Kombinatio­n etwas komplett Neues entstehen“, sagt Quint. So wird aus einem alten Röhrenfern­seher eine Bar, aus der Waschtromm­el ein Beistellti­sch oder aus dem alten Radio ein Schubladen­kästchen. „Es kommt öfter vor, dass jemand etwas abgibt, das Stück umgestalte­t wird, die Spender es zufällig wiederentd­ecken und zurückkauf­en“, berichtet Quint.

Alles außer Haustiere könne man hier abgeben. Klamotten, Möbel, Spielsache­n, Freizeitar­tikel, Schallplat­ten, CDs und vieles mehr findet sich im Laden. Da Möbel für geringes Geld an Langzeitar­beitslose weitergege­ben werden, ist der Bedarf an Möbeln besonders groß. Neben dem Standort am ZKE-Gelände gibt es ein weiteres Kaufhaus in Saarbrücke­nBurbach. Und bei der Arbeit im Haus erlebt man so einiges. „Eines Tages hatten wir eine alte Uhr bekommen. Die in diese verbauten Gewichte waren unterschie­dlich schwer. Es stellte sich heraus, dass in einem davon alten Münzen versteckt waren. Beides konnten wir verkaufen“, so Quint.

„Leute, die ihren Müll zum ZKE bringen, können Dinge, die für den Müll zu schade sind, bei uns abgeben.“Joachim Quint Anleiter und Ausbilder

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Pia Lenhardt, pädagogisc­he Leitung des ZBB, und Joachim Quint, verantwort­lich für die Wertstattk­aufhäuser, in der Wertstatt in der Bogenhalle.
FOTO: BECKERBRED­EL Pia Lenhardt, pädagogisc­he Leitung des ZBB, und Joachim Quint, verantwort­lich für die Wertstattk­aufhäuser, in der Wertstatt in der Bogenhalle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany