Saarbrücken, Lautern und wieder zurück
Physiotherapeut Frank Sänger wechselte zum 1. Januar vom FCK zurück zum FCS – und trifft im DFB-Pokal seinen alten Arbeitgeber.
Ich bin doch nur der Physio“, sagt Frank Sänger. Aber seine Laufbahn klingt wie der Fahrplan eines Regionalexpresses: Ein Mal Saarbrücken - Kaiserslautern und zurück. „Wenn mir vor einem Jahr jemand gesagt hätte, der FCS und der 1. FC Kaiserslautern stehen im DFB-Pokal-Halbfinale, hätte ich ihn wahrscheinlich ausgelacht“, sagt der 54-Jährige: „Und dass ich dann wieder beim FCS auf der Bank sitze, hätte ich wohl auch nicht geglaubt.“
Doch der Reihe nach. Sänger war ein passabler Fußballer, spielte unter anderem für den FC Homburg in der 2. Liga, für den FSV Salmrohr und eben den FCS bei den Amateuren. Nach seiner aktiven Zeit 1999 begann der gelernte Masseur dann eine Weiterbildung zum Physiotherapeuten. Erste Station: die zweite Mannschaft des FCS in der Oberliga mit Trainer Dieter Ferner. „Dann musste irgendwann Michael Krüger als Cheftrainer gehen und nahm den Physio, den er damals aus Braunschweig mitgebracht hat, wieder mit“, erinnert sich Sänger: „Harald Ebertz, der damals Vizepräsident war, hat mich angerufen und gefragt, ob ich mir das vorstellen kann.“Nach kurzer Überlegung konnte er, ließ sich zunächst für ein Jahr von seinem Arbeitgeber freistellen.
„Als wir mit Alfred Kaminski dann die Qualifikation zur Regionalliga verpasst hatten, schien das Abenteuer zu Ende“, erinnert sich Sänger an die Anfänge: „Doch Präsident Horst Hinschberger und dann Cheftrainer Ferner wollten professionelle Strukturen beibehalten. Nach Rücksprache mit meiner Familie hab ich dann weitergemacht.“
So wurde Sänger Teil des Teams, das von der Oberliga in die 3. Liga durchmarschierte und dort im ersten Jahr unter Cheftrainer Jürgen Luginger eine gute Runde spielte. „Schon im Frühjahr erhielt ich eine Anfrage vom FCK. Die waren damals gerade am Durchstarten. Und anders als bei den Spielern, wo es in jedem Verein 24, 26 oder mehr Kaderplätze gibt, sind die PhysioStellen in der 1. und 2. Liga immer noch rar“, erzählt Sänger: „Obwohl meine ganze Familie FCS-Fans sind, hatte ich nie einen Groll gegen den Nachbarn. Es war eine große Chance. Als ich Dieter Ferner informierte, sagte der: Ich wusste, dass der Tag kommt – aber warum die?“
Perspektive Bundesliga. Herausragende Arbeitsbedingungen. Arbeiten im Profi-Fußball. „In Saarbrücken waren es Luginger, Co-Trainer Andreas Fellhauer, Zeugwart Rüdi und ich, die morgens die Dinge geregelt haben. In Lautern hattest du einen ganz anderen Staff, mit dem du Berufsgruppen-übergreifend arbeiten musstest“, sagt Sänger: „Wir hatten immer junge Spieler, die auf dem Weg nach oben waren. Wie Kerem Demirbay, Willi Orban oder Robin Koch. Das machte die Arbeit spannender, aber auch sensibler.“
Sensibilität ist eine Qualität, die einen Physio über seine medizinische Qualifikation hinaus auszeichnet. „Spieler erzählen dir auf der Massagebank natürlich viele Dinge aus ihrem Leben. Schöne, traurige, witzige. Auch über Frauen, und manchmal sind es nicht die eigenen“, sagt Sänger, der wahrscheinlich Bücher füllen könnte: „Aber das fällt alles unter das Beichtgeheimnis.“
Anfragen, wieder „heimzukommen“, gab es immer wieder. „Der Wille war schon da, aber es hat nie gepasst“, erzählt Sänger: „Im Herbst fragte dann Rüdiger Ziehl. Ich habe lange überlegt. Meine Frau meinte schließlich, wenn es eine Herzensangelegenheit ist, mach es.“
Beim FCK hatte Sänger nie einen Hehl aus seiner Verbundenheit mit dem FCS gemacht. „Als ich Thomas Hengen um die Auflösung meines unbefristeten Vertrages bat, war er traurig, hatte aber Verständnis. Es gab eine rührende Verabschiedung.“
Seit 1. Januar ist Sänger wieder an seinem nahezu unveränderten alten Arbeitsplatz. „Ich wusste, was auf mich zukommt“, erzählt der Mann aus Schiffweiler: „Wir haben alles, was wir brauchen, und mittlerweile auch Geräte ergänzt. Im gegebenen Rahmen Dinge zu entwickeln, ist auch spannend.“Die Zusammenarbeit mit Physio-Kollege Paolo da Palma läuft reibungslos. „Wir ergänzen uns prima. Bevor ich zugesagt habe, habe ich mit Paolo telefoniert. Hätte er sich das nicht vorstellen können, hätte ich abgesagt.“
Und am Dienstag spielt nun der alte beim neuen Arbeitgeber. „Ich habe da nicht das Konkurrenzdenken wie die Fans, bin dem FCK sehr dankbar. Es war eine tolle Zeit. Ich habe viele nette Menschen kennenlernen dürfen“, sagt Sänger: „Ich bin zwar nur der Physio, aber eben der vom 1. FC Saarbrücken. Und es wäre ein Traum, mit meinem Verein in Berlin im Finale zu stehen.“