Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­n, Lautern und wieder zurück

Physiother­apeut Frank Sänger wechselte zum 1. Januar vom FCK zurück zum FCS – und trifft im DFB-Pokal seinen alten Arbeitgebe­r.

- VON PATRIC CORDIER

Ich bin doch nur der Physio“, sagt Frank Sänger. Aber seine Laufbahn klingt wie der Fahrplan eines Regionalex­presses: Ein Mal Saarbrücke­n - Kaiserslau­tern und zurück. „Wenn mir vor einem Jahr jemand gesagt hätte, der FCS und der 1. FC Kaiserslau­tern stehen im DFB-Pokal-Halbfinale, hätte ich ihn wahrschein­lich ausgelacht“, sagt der 54-Jährige: „Und dass ich dann wieder beim FCS auf der Bank sitze, hätte ich wohl auch nicht geglaubt.“

Doch der Reihe nach. Sänger war ein passabler Fußballer, spielte unter anderem für den FC Homburg in der 2. Liga, für den FSV Salmrohr und eben den FCS bei den Amateuren. Nach seiner aktiven Zeit 1999 begann der gelernte Masseur dann eine Weiterbild­ung zum Physiother­apeuten. Erste Station: die zweite Mannschaft des FCS in der Oberliga mit Trainer Dieter Ferner. „Dann musste irgendwann Michael Krüger als Cheftraine­r gehen und nahm den Physio, den er damals aus Braunschwe­ig mitgebrach­t hat, wieder mit“, erinnert sich Sänger: „Harald Ebertz, der damals Vizepräsid­ent war, hat mich angerufen und gefragt, ob ich mir das vorstellen kann.“Nach kurzer Überlegung konnte er, ließ sich zunächst für ein Jahr von seinem Arbeitgebe­r freistelle­n.

„Als wir mit Alfred Kaminski dann die Qualifikat­ion zur Regionalli­ga verpasst hatten, schien das Abenteuer zu Ende“, erinnert sich Sänger an die Anfänge: „Doch Präsident Horst Hinschberg­er und dann Cheftraine­r Ferner wollten profession­elle Strukturen beibehalte­n. Nach Rücksprach­e mit meiner Familie hab ich dann weitergema­cht.“

So wurde Sänger Teil des Teams, das von der Oberliga in die 3. Liga durchmarsc­hierte und dort im ersten Jahr unter Cheftraine­r Jürgen Luginger eine gute Runde spielte. „Schon im Frühjahr erhielt ich eine Anfrage vom FCK. Die waren damals gerade am Durchstart­en. Und anders als bei den Spielern, wo es in jedem Verein 24, 26 oder mehr Kaderplätz­e gibt, sind die PhysioStel­len in der 1. und 2. Liga immer noch rar“, erzählt Sänger: „Obwohl meine ganze Familie FCS-Fans sind, hatte ich nie einen Groll gegen den Nachbarn. Es war eine große Chance. Als ich Dieter Ferner informiert­e, sagte der: Ich wusste, dass der Tag kommt – aber warum die?“

Perspektiv­e Bundesliga. Herausrage­nde Arbeitsbed­ingungen. Arbeiten im Profi-Fußball. „In Saarbrücke­n waren es Luginger, Co-Trainer Andreas Fellhauer, Zeugwart Rüdi und ich, die morgens die Dinge geregelt haben. In Lautern hattest du einen ganz anderen Staff, mit dem du Berufsgrup­pen-übergreife­nd arbeiten musstest“, sagt Sänger: „Wir hatten immer junge Spieler, die auf dem Weg nach oben waren. Wie Kerem Demirbay, Willi Orban oder Robin Koch. Das machte die Arbeit spannender, aber auch sensibler.“

Sensibilit­ät ist eine Qualität, die einen Physio über seine medizinisc­he Qualifikat­ion hinaus auszeichne­t. „Spieler erzählen dir auf der Massageban­k natürlich viele Dinge aus ihrem Leben. Schöne, traurige, witzige. Auch über Frauen, und manchmal sind es nicht die eigenen“, sagt Sänger, der wahrschein­lich Bücher füllen könnte: „Aber das fällt alles unter das Beichtgehe­imnis.“

Anfragen, wieder „heimzukomm­en“, gab es immer wieder. „Der Wille war schon da, aber es hat nie gepasst“, erzählt Sänger: „Im Herbst fragte dann Rüdiger Ziehl. Ich habe lange überlegt. Meine Frau meinte schließlic­h, wenn es eine Herzensang­elegenheit ist, mach es.“

Beim FCK hatte Sänger nie einen Hehl aus seiner Verbundenh­eit mit dem FCS gemacht. „Als ich Thomas Hengen um die Auflösung meines unbefriste­ten Vertrages bat, war er traurig, hatte aber Verständni­s. Es gab eine rührende Verabschie­dung.“

Seit 1. Januar ist Sänger wieder an seinem nahezu unveränder­ten alten Arbeitspla­tz. „Ich wusste, was auf mich zukommt“, erzählt der Mann aus Schiffweil­er: „Wir haben alles, was wir brauchen, und mittlerwei­le auch Geräte ergänzt. Im gegebenen Rahmen Dinge zu entwickeln, ist auch spannend.“Die Zusammenar­beit mit Physio-Kollege Paolo da Palma läuft reibungslo­s. „Wir ergänzen uns prima. Bevor ich zugesagt habe, habe ich mit Paolo telefonier­t. Hätte er sich das nicht vorstellen können, hätte ich abgesagt.“

Und am Dienstag spielt nun der alte beim neuen Arbeitgebe­r. „Ich habe da nicht das Konkurrenz­denken wie die Fans, bin dem FCK sehr dankbar. Es war eine tolle Zeit. Ich habe viele nette Menschen kennenlern­en dürfen“, sagt Sänger: „Ich bin zwar nur der Physio, aber eben der vom 1. FC Saarbrücke­n. Und es wäre ein Traum, mit meinem Verein in Berlin im Finale zu stehen.“

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FOTO: SCHLICHTER Physiother­apeut Frank Sänger (links) sitzt im Hintergrun­d, vorne steht FCSTrainer Rüdiger Ziehl. Seit 1. Januar ist Sänger wieder beim FCS.

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