Im Saarland erwägen immer mehr Lehrer einen Jobwechsel
Mehrere saarländische Lehrerverbände reagieren mit Besorgnis auf die Ergebnisse des dieser Tage veröffentlichten „Deutschen Schulbarometers“.
Die saarländischen Lehrerverbände sehen durch die Ergebnisse des jüngsten Schulbarometers der Robert Bosch Stiftung die Politik gefordert. „Wann wacht die Politik endlich auf?“, kommentiert der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) die Ergebnisse der Umfrage unter fast 2000 deutschen Lehrkräften aller Schulformen.
Besonders alarmierend ist, dass ein Viertel der Befragten den Beruf am liebsten wechseln würde. In den Schulleitungen ist es jede fünfte Person. Die SLLV-Vorsitzende Lisa Brausch sieht mit Blick auf das Saarland die Gefahr, „dass immer mehr Lehrkräfte den Beruf verlassen und der Lehrermangel sich verschärft“.
Ein Drittel der befragten Lehrkräfte gibt an, mehrmals in der Woche „emotional erschöpft“zu sein. Burnout-Symptome nehmen insbesondere unter Grundschullehrerinnen und -lehrern zu. Viele Lehrkräfte würden mittlerweile „lieber eine Gehaltsminderung hinnehmen als eine gesundheitliche Schädigung“, kommentiert der GEW-Landesvorsitzende Max Hewer die Befunde der deutschlandweiten Erhebung. Marcus Hahn, Vorsitzender des Saar-Philologenverbandes (SPhV), folgert, immer mehr Unterrichtende seien „frustriert und entnervt von den schlechten Arbeitsbedingungen“. In die gleiche Kerbe haut Karen Claassen, Landesvorsitzende des Verbandes Reale Bildung ( VRB): „Wir benötigen endlich das immer wieder angekündigte, aber nur schleppend eingestellte Unterstützungspersonal.“
Die größte Herausforderung im Schulalltag ist laut der Erhebung der Robert Bosch Stiftung für rund ein Drittel der Pädagogen das Schülerverhalten – insbesondere ihr soziales Verhalten und ihre mangelnde Motivation. Auch von zunehmenden Gewaltproblemen berichtet fast jeder zweite der Befragten. Auch an saarländischen Schulen habe dies „gerade in letzter Zeit zugenommen“, bestätigt GEW-Mann Hewer. Der SPhV-Vorsitzende Hahn vermutet, dass mit der Digitalisierungswelle nach Corona viele „Dämme gebrochen“seien: Tablets und Handys machten manche Jugendliche „zunehmend auch aggressiv“, so Hahn.
Neben der zunehmenden Verhaltensauffälligkeit der Schüler nennen die befragten Pädagogen die Heterogenität der Klassen als größte Herausforderung – für 45 Prozent der Beschäftigten an Grundschulen ist dies sogar das zentrale Problem. Dreiviertel aller befragten Lehrer betrachten Inklusion nicht als angemessene Antwort auf den unterschiedlichen Förderbedarf der Schüler.
Nahezu die Hälfte aller 2000 von Forsa Interviewten fordern als wichtigste Maßnahme mehr Personal. An zweiter Stelle nennt ein Drittel der Lehrkräfte die Schulsanierungen.
„Wir benötigen endlich das immer wieder angekündigte, aber nur schleppend eingestellte Unterstützungspersonal.“Karen Claassen Landesvorsitzende des Verbandes Reale Bildung (VRB)