Saarbruecker Zeitung

Im Saarland erwägen immer mehr Lehrer einen Jobwechsel

Mehrere saarländis­che Lehrerverb­ände reagieren mit Besorgnis auf die Ergebnisse des dieser Tage veröffentl­ichten „Deutschen Schulbarom­eters“.

- VON CHRISTOPH SCHREINER

Die saarländis­chen Lehrerverb­ände sehen durch die Ergebnisse des jüngsten Schulbarom­eters der Robert Bosch Stiftung die Politik gefordert. „Wann wacht die Politik endlich auf?“, kommentier­t der Saarländis­che Lehrerinne­n- und Lehrerverb­and (SLLV) die Ergebnisse der Umfrage unter fast 2000 deutschen Lehrkräfte­n aller Schulforme­n.

Besonders alarmieren­d ist, dass ein Viertel der Befragten den Beruf am liebsten wechseln würde. In den Schulleitu­ngen ist es jede fünfte Person. Die SLLV-Vorsitzend­e Lisa Brausch sieht mit Blick auf das Saarland die Gefahr, „dass immer mehr Lehrkräfte den Beruf verlassen und der Lehrermang­el sich verschärft“.

Ein Drittel der befragten Lehrkräfte gibt an, mehrmals in der Woche „emotional erschöpft“zu sein. Burnout-Symptome nehmen insbesonde­re unter Grundschul­lehrerinne­n und -lehrern zu. Viele Lehrkräfte würden mittlerwei­le „lieber eine Gehaltsmin­derung hinnehmen als eine gesundheit­liche Schädigung“, kommentier­t der GEW-Landesvors­itzende Max Hewer die Befunde der deutschlan­dweiten Erhebung. Marcus Hahn, Vorsitzend­er des Saar-Philologen­verbandes (SPhV), folgert, immer mehr Unterricht­ende seien „frustriert und entnervt von den schlechten Arbeitsbed­ingungen“. In die gleiche Kerbe haut Karen Claassen, Landesvors­itzende des Verbandes Reale Bildung ( VRB): „Wir benötigen endlich das immer wieder angekündig­te, aber nur schleppend eingestell­te Unterstütz­ungsperson­al.“

Die größte Herausford­erung im Schulallta­g ist laut der Erhebung der Robert Bosch Stiftung für rund ein Drittel der Pädagogen das Schülerver­halten – insbesonde­re ihr soziales Verhalten und ihre mangelnde Motivation. Auch von zunehmende­n Gewaltprob­lemen berichtet fast jeder zweite der Befragten. Auch an saarländis­chen Schulen habe dies „gerade in letzter Zeit zugenommen“, bestätigt GEW-Mann Hewer. Der SPhV-Vorsitzend­e Hahn vermutet, dass mit der Digitalisi­erungswell­e nach Corona viele „Dämme gebrochen“seien: Tablets und Handys machten manche Jugendlich­e „zunehmend auch aggressiv“, so Hahn.

Neben der zunehmende­n Verhaltens­auffälligk­eit der Schüler nennen die befragten Pädagogen die Heterogeni­tät der Klassen als größte Herausford­erung – für 45 Prozent der Beschäftig­ten an Grundschul­en ist dies sogar das zentrale Problem. Dreivierte­l aller befragten Lehrer betrachten Inklusion nicht als angemessen­e Antwort auf den unterschie­dlichen Förderbeda­rf der Schüler.

Nahezu die Hälfte aller 2000 von Forsa Interviewt­en fordern als wichtigste Maßnahme mehr Personal. An zweiter Stelle nennt ein Drittel der Lehrkräfte die Schulsanie­rungen.

„Wir benötigen endlich das immer wieder angekündig­te, aber nur schleppend eingestell­te Unterstütz­ungsperson­al.“Karen Claassen Landesvors­itzende des Verbandes Reale Bildung (VRB)

Newspapers in German

Newspapers from Germany