Die Ampel ringt um eine gemeinsame Wirtschaftspolitik
Trotz Kritik an den FDP-Parteitagsbeschlüssen wollen die Ampel-Partner auf die Liberalen zugehen. Die unterschiedlichen Standpunkte sind dennoch klar.
Verhandlungen zur Aufstellung des Bundeshaushalts für 2025 laufen – und mit ihnen eine kontroverse Debatte innerhalb der Ampel-Koalition, wie man der schwächelnden Wirtschaft aus dem Tal verhelfen kann. Die FDP hatte am Wochenende bei ihrem Parteitag offensiv eine „Wirtschaftswende“gefordert. Doch diverse Beschlüsse zulasten des Sozialstaats sorgten bereits im Vorfeld für scharfe Kritik vor allem vom Koalitionspartner SPD. Dort zeigt man sich nun aber gesprächsbereit. Fraktionsvize Achim Post sagte: „Ich bin nach dem Parteitag der FDP zuversichtlich, dass wir in der Koalition jetzt konstruktiv weiter vorankommen – auch bei der Debatte über weitere Wachstumsimpulse.“Hier komme es letztlich auf einen vernünftigen Maßnahmenmix an, der unterschiedliche Impulse zusammenbringe.
„Natürlich brauchen wir starke öffentliche Investitionen, das ist auch ein wichtiger Maßstab für den nächsten Bundeshaushalt“, sagte Post. „Wir müssen zugleich noch viel stärker als bisher auch private Investitionen in Wachstum und Transformation anreizen. Zudem geht es um vereinfachte Verfahren und Bürokratieabbau mit einem ambitionierten Bürokratieentlastungsgesetz IV und um zielgerichtete Entlastungen. Bei all diesen Punkten sehe ich Möglichkeiten, zusammenzukommen und gute Lösungen für unser Land zu finden“, sagte er. Zugleich zieht er rote Linien beim Abbau des Sozialstaats. „Wachstumsimpulse und Bürokratieabbau dürfen nicht auf Kosten von guten Löhnen, starken Arbeitnehmerrechten und des sozialen Zusammenhalts gehen“, sagte Post.
Auch die Grünen setzen sich in den Haushaltsverhandlungen nach eigenen Worten für weitere Investitionen ein, wohingegen in der FDP bislang betont wird, dass der Staat bereits auf einem Rekordniveau investiere. Grünen-Chefin Ricarda Lang sagte am Montag dennoch, es sei relativ klar, „dass wir in Deutschland mehr Investitionen brauchen“. Lang sprach von strukturellen Problemen, die über Jahre hinweg angestaut worden seien und jetzt angegangen werden müssten. „Das ist der Fachkräftemangel, das ist Bürokratieabbau, wo es sehr viele konkrete Punkte gibt, von den digitalen Arbeitsverträgen bis hin zu vielem, was wir schon auf den Weg gebracht haben bei der Planungsbeschleunigung, und das ist natürlich drittens auch die Investitionstätigkeit“. Man werde in der Koalition auch darüber sprechen müssen, „wie wir mehr Investitionen anregen können, also attraktiv sind für private Investitionen, und wir gleichzeitig auch als Staat unsere Investitionsverantwortung gerecht werden, in die Infrastruktur und die Industrie“, so die Grünen-Chefin.