Saarbruecker Zeitung

Bundespoli­tik reagiert entsetzt auf Rufe nach einem Kalifat

- VON JAN DREBES UND HAGEN STRAUSS

Nach einer von Islamisten organisier­ten Demonstrat­ion in Hamburg hat Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) Konsequenz­en nicht ausgeschlo­ssen. „Es ist ganz klar: Gegen all das, was an islamistis­chen Aktivitäte­n stattfinde­t, muss mit den Möglichkei­ten und den Handlungso­ptionen unseres Rechtsstaa­tes vorgegange­n werden“, sagte er am Montag bei einer Pressekonf­erenz im Kanzleramt. Man müsse sich genau anschauen, „was jetzt konkret aus den Dingen, die wir dort gesehen hatten, für Konsequenz­en zu ziehen sind“, sagte der Bundeskanz­ler.

Bei der Demonstrat­ion am Samstag in Hamburg waren auf Plakaten Slogans wie „Deutschlan­d = Wertedikta­tur“oder „Kalifat ist die Lösung“zu lesen. Der Anmelder der Kundgebung steht nach Informatio­nen des Hamburger Verfassung­sschutzes der Gruppierun­g Muslim Interaktiv nahe, die als gesichert extremisti­sch eingestuft ist.

Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD) hatte bereits am Sonntag ein hartes Einschreit­en des Staates bei Straftaten auf solchen Veranstalt­ungen gefordert. Scholz sagte, er stehe voll und ganz hinter den Aussagen Faesers. „Alle Straftaten, überall dort, wo gegen Gesetze der Bundesrepu­blik Deutschlan­d verstoßen worden ist, müssen verfolgt werden.“

Der Hamburger Polizeiprä­sident Falk Schnabel verteidigt­e am Montag die Entscheidu­ng der Versammlun­gsbehörde, die Kundgebung im Stadtteil St. Georg am Samstag zuzulassen. „Unser Versammlun­gsrecht ist nicht nur ein hohes Gut, sondern hat auch sehr weite Grenzen, und es war die einhellige Meinung aller Juristen, dass ein Verbot sich nicht rechtferti­gen lässt“, sagte Schnabel im ZDF-„Morgenmaga­zin“. Die Versammlun­g sei mit strengen Auflagen belegt worden. Einzelne Parolen und Transparen­te werde die Staatsanwa­ltschaft im Nachhinein auf strafrecht­liche Relevanz prüfen, sagte Schnabel.

Die Union rief zu einem konsequent­eren Durchgreif­en auf. Fraktionsv­ize Jens Spahn (CDU) sagte: „Auslandsfi­nanzierung von Moscheegem­einden beenden, radikale Vereine verbieten, harter Rechtstaat. Sonst wird es in ein paar Jahren ein böses Erwachen geben.“Spahn ergänzte, es brauche endlich einen Konsens der demokratis­chen Mitte gegen den fundamenta­listischen und reaktionär­en Islam. Der CDU-Politiker betonte weiter: „Der erneute Kalifat-Aufmarsch muss für den letzten Gutgläubig­en ein Weckruf sein.“An der Demonstrat­ion in Hamburg am Samstag hatten mehr als 1000 Personen teilgenomm­en.

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