Museum zeigt Schmuckstücke von René Lalique
Wer Jugendstil und Art Déco liebt, sollte sich für einen Kulturausflug auf den Weg nach Wingensur-Moder machen: Dort zeigt das Museum Lalique nicht nur die revolutionären Schmuckkreationen des Juweliers und Glasmachers René Lalique.
Von Saarbrücken aus sind es zwar nur knapp 60 Kilometer, aber über die französischen Landstraßen dauert es doch fast 75 Minuten, bis man das kleine elsässische Örtchen Wingensur-Moder erreicht. Dann aber kann man eines der schönsten Museen der Großregion entdecken, das Museum Lalique, das sich dem Juwelier und Glasmacher René Lalique, sowie seinem Sohn und seiner Enkelin widmet.
Das Museum befindet sich in der ehemaligen Glashütte Hochberg, die 1715 gegründet wurde und bis 1868 in Betrieb war. René Lalique gründete im gleichen Ort an anderer Stelle 1921 eine eigene Manufaktur, in der bis heute produziert wird. Das Museumsgebäude stammt von dem französischen Architekten Jean-Michel Wilmotte, dem es gelang, die Topografie des Ortes, die Landschaft und die alten und neuen Gebäude durch Galerien aus Glas elegant miteinander zu verbinden.
An das Museum schließt ein hübscher Garten an, in dem die Pflanzen wachsen, die René Lalique in seinen Entwürfen nutzte. Die Natur war seine Inspiration. Das Museum wurde im Juli 2011 eröffnet und präsentiert rund 650 Ausstellungsstücke, die zum großen Teil aus der eigenen Sammlung stammen oder von der Firma Lalique zur Verfügung gestellt wurden.
Schon im Eingangsbereich begrüßt die Besucher ein monumenta
ler Kronleuchter, der von Sohn Marc Lalique 1951 erschaffen wurde. Dieser über drei Meter hohe Leuchter stimmt auch atmosphärisch auf das Museum ein. Denn in den abgedunkelten Räumen strahlen die beleuchteten Objekte umso mehr. Zunächst aber führt ein moderner Glasgang in den Ausstellungsraum. Hier hat man einen weiten und schönen Blick in die Landschaft der Nordvogesen, die die lange Glasmacher-Tradition der Region erst ermöglichte.
Die Präsentation beginnt mit den Schmuckstücken von René Lalique, der 1860 in der Champagne geboren wurde. Und hier zeigt sich, dass er zu Recht als Erfinder des modernen Schmucks gilt. „René Lalique hat 1886 oder 1887 eine Spange mit sechs Schwalben aus Gold, Diamanten und Rubinen angefertigt, die gleich mehrfach revolutionär
war“, erklärt die Direktorin des Museums, Véronique Brumm. Denn zuerst konnte man diese Spange am Dekolleté oder im Haar tragen, sie war wandelbar. Und dann hatte der damals noch wenig bekannte René Lalique Tiere im Schmuck dargestellt, was noch nicht üblich war.
Zudem nutzte er für seine Schmuckkreationen auch weniger wertvolle Materialien, wie unechtes Elfenbein, denn es ging ihm darum, den Entwurf bestmöglich umzusetzen. Und so wundert es nicht, dass seine Schmuckkreationen in den Vitrinen bezaubern. Sie zeigen, wie meisterhaft der Juwelier Tier-, Pflanzen-, aber auch Frauenmotive in den Formen des Jugendstils umsetzte.
„Die Weltausstellung von 1900 in Paris war ein großer Triumph für René Lalique. Für seinen Stand schuf er Bronzestatuen, die eine Balustrade bildeten. Diese grazilen und anmutigen geflügelten Frauen erinnern an Libellen“, erzählt Véronique Brumm, denn eine dieser Statuen wird als Nächstes gezeigt.
Originale Entwürfe zu seinen filigranen Schmuckstücken sind in einem abgedunkelten Kabinett gleich daneben ausgestellt.
René Lalique blieb nicht Zeit seines Lebens Schmuckdesigner. Er entdeckte ab 1890 das Glas für sich, entwarf ab 1909 Parfümflakons und widmete sich wenig später nur noch Glasentwürfen. Auch hier arbeitete er stilbildend. Lalique verstand es, Duft und Namen des Parfüms in seinen Glasflakons darzustellen.
Während von den 350 ausgestellten Flakons die frühesten noch in Formen des Jugendstils gehalten sind, so vereinfacht und geometrisiert er ab den 1920er Jahren die Formen immer stärker und wird zu einem Meister des Stils Art Déco. Ein großes Foto zeigt dann auch seinen Brunnen auf der Weltausstellung von 1925 in Paris, der in den Formen des Art Déco und den
Materialien Glas und Beton damals der Blickfang war. Drei der originalen, überlangen Glasskulpturen des Brunnens sind im Museum ausgestellt.
Dass René Lalique auch Tischgeschirr, bunte Vasen, Lampen und sogar Kirchenfenster und -ausstattungen entwarf und in seiner Fabrik in Wingen-sur-Moder anfertigte, wird ebenfalls präsentiert.
Auch sein Sohn Marc, der 1945 nach dem Tod seines Vaters die Leitung des Unternehmens Lalique übernahm, wird in dem Museum gewürdigt. Er entdeckte das Kristallglas für die Fabrikation in der Firma. Vasen von dessen Tochter Marie-Claude Lalique zeigen, dass auch sie der Familientradition folgte. Das Museum konzentriert sich auf die wertvollen und exquisiten Exponate, setzt sie mittels des Spiels von Licht und abgedunkelten Räumen perfekt in Szene.
Dazu bieten Tafeln und Bildschirme tiefgehende Informationen, und auch kleine Mitmach-Spiele. Eines der bekanntesten Objekte von René Lalique, die Vase Bacchantes aus dem Jahr 1927, wird in mehreren Herstellungsstufen gezeigt, jeweils mit einem Video erläutert.
Am Ende des Rundgangs informiert ein Film über die Herstellung des Glases in der heutigen Fabrik Lalique. So gehen Museum, Landschaft, die Schönheit der Exponate, Wissensvermittlung und Atmosphäre eine außergewöhnliche Verbindung ein und machen den Besuch im Musée Lalique zu einem ganz besonderen Erlebnis.
Museum Lalique, 40 rue du Hochberg, 67290 Wingen-sur-Moder. Neben der Dauerausstellung wird vom 1. Mai bis zum 3. November die Sonderausstellung „René Lalique, der Erfinder des modernen Schmucks“gezeigt. Die Texte im Museum sind durchgehend auch deutschsprachig. 1. April bis 30. September: täglich von 9.30 bis 18.30 Uhr geöffnet, auch an Feiertagen. Herbst und Winter: Reduzierte Öffnungszeiten. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.musee-lalique.com/de.