Saarbruecker Zeitung

Wie Stiring-Wendel zum Treffpunkt für Skater wurde

Direkt hinter der Grenze befindet sich eine der ältesten Skate-Anlagen Frankreich­s. Was sie einzigarti­g macht und warum ihr Bestehen mal infrage stand.

- VON SILVIA BUSS

Am 1. Mai wollen sie es wieder „rollen lassen“und feiern, so wie immer. Seit vielen Jahren treffen sich saarländis­che und lothringis­che Skater auf der Skate-Anlage in Stiring-Wendel und begehen dort gemeinsam den internatio­nalen Tag der Arbeit auf ihre Art: Sie rollen mit ihren Brettern die endlos lange abschüssig­e Betonwanne im Park „La coulée verte“(zu deutsch: Grünzug) hinab und zeigen dabei gern ihre akrobatisc­hen Kunststück­e. Dazu wird gegessen und getrunken.

Vor zwei Jahren, erzählt der Saarbrücke­r Künstler und passionier­te Skater Alexander Karle, habe man ein besonders großes Fest an dem „Snake Run“, wie die Anlage bei Skatern heißt, organisier­t. „Mit Bürgermeis­ter, mit Bierstand, mit Rostwurstb­ude und 200, 300 Bürgern, die zugeschaut haben.“Es gab dafür einen guten Grund. Damals war die Gemeinde nämlich mit den Planungen zur Neugestalt­ung ihres Parks beschäftig­t.

„Im Zuge dessen war die Frage, was mit diesem wundervoll­en Snake Run passieren soll“, erläutert Karle. Den habe die Gemeinde dann zunächst abreißen wollen. Das wollten die Skater und die BMX-FreestyleF­ahrer unbedingt verhindern. Der BMX-Fan Théo Laurent, ein damals 17-jähriger Jugendlich­er, habe die saarländis­chen Skater alarmiert. Mit dem großen Skate-Fest wollten die deutschen und lothringis­chen Skater dann die Gemeindeve­rtreter und die Bürger überzeugen, dass die Anlage, die nur zwei Kilometer von der deutschen Grenze in Höhe der Goldenen Bremm bei Saarbrücke­n liegt, auf jeden Fall erhaltensw­ert ist. Vielen war und ist sie bis heute gar kein Begriff, stellt man fest, wenn man sich unter Forbachern, Stiringern oder Saarbrücke­rn umhört.

Dabei ist sie eine der ältesten Skate-Anlagen in ganz Frankreich, entstanden sei sie schon vor 51 Jahren, betont Insider Karle, der erstmals 2002 durch die „Undergroun­d-Veranstalt­ung“eines Nordsaarlä­nders hierher geführt wurde. Auch ihre Bauart macht die Anlage zu etwas Markantem. Anders als die meisten Skate-Anlagen ist der Snake Run nicht auf einer Ebene gebaut, sondern abschüssig und ohne Geländer oder sonstige Hinderniss­e. Man kann gleichsam wie einen Skihang „downhill“hinuntersa­usen. Karle schätzt ihre Gesamtläng­e auf mindestens 100 Meter. „Das gibt es in dieser Größenordn­ung sonst nur in den USA“, meint Karle.

Dem stimmt Mathieu Folz vom Verein Raw Dogs zu, der sich von Thionville aus um die Entwicklun­g und Förderung des Skateboard-Fahrens im Départemen­t Moselle kümmert. „Ich kenne keine vergleichb­are Anlage in ganz Frankreich“, sagt er. Dass der Gemeinde das Potenzial ihrer Anlage damals nicht bewusst war, mag an deren Zustand gelegen haben. Man hatte den Snake Run nämlich in eine Art Dornrösche­nschlaf fallen lassen.

„Hier war ja alles zugewachse­n“, erinnert sich Karle. „Das heißt, wir haben uns hier zweimal im Jahr mit zehn Leuten getroffen und alles Gras herausgeri­ssen, die Löcher mit Beton zugemacht und immer alles gekehrt, damit wir sie überhaupt benutzen konnten“. Entspreche­nd kam man nur gelegentli­ch zum Skaten hier zusammen, zweimal die Woche, wenn man Lust hatte, war bei so viel nötigen Vorkehrung­en nicht drin.

Doch jetzt ist alles anders. Die Gemeinde hat den Snake Run erhalten und neu betonieren lassen. Leider nicht von einer spezialisi­erten Firma, seufzt Karle und weist auf kleine und größere Probleme hin. Die Außenkurve­n des Snake Run seien leider so viel zu niedrig, meint er. An einigen Stellen platzt zudem die oberste Betonschic­ht schon wieder ab. Aber das lasse sich ja noch irgendwann nachbesser­n, gibt sich Karle zuversicht­lich. Denn so, mit dem neuen glatten Beton ist der Stiring-Wendeler Snake Run auch für größere, überregion­al ausstrahle­nde Events mit Sponsoren und SkateCrews von weither attraktiv, so sind sich Alexander Karle und Mathieu Folz von den Raw Dogs einig.

Auch auf die Menschen in StiringWen­del, Forbach und den umliegende­n Dörfern bis nach Saargemünd werde die renovierte Anlage eine große Wirkung haben. Viele junge Leute, die jetzt noch nicht skaten, werden es bald unbedingt lernen wollen, ist der Saarbrücke­r sicher. Die ersten sind schon da. Zwei junge Väter aus Schoeneck wagen sich bereits mit ihren Boards auf die Piste, ein Sohn kurvt schon gekonnt hinterher.

Im Juli will die Gemeinde StiringWen­del ihren neuen Park offiziell einweihen. Davon unbenommen feiern die Skater am Mittwoch wie immer gemeinsam ihre deutschfra­nzösische 1. Mai-Session.

 ?? FOTO: SILVIA BUSS ?? Der Lothringer Mathieu Folz (links) und der Saarländer Alex Karle (rechts) kommen gerne zum Skaten nach Stiring-Wendel.
FOTO: SILVIA BUSS Der Lothringer Mathieu Folz (links) und der Saarländer Alex Karle (rechts) kommen gerne zum Skaten nach Stiring-Wendel.

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