Saarbruecker Zeitung

Dicke Luft in Völklinger SHG-Kliniken

Verwaltung­sdirektor im Clinch mit der Gewerkscha­ft? Bei Betriebste­ilversamml­ung gab es einen „Rauswurf “, der unterschie­dlich bewertet wird.

- VON MARCO REUTHER

In zahlreiche­n Krankenhäu­sern ist das Geld knapp, daher wird über künftige Strukturen und Personalie­n sicher nicht nur in den Völklinger SHG-Kliniken auch mal mit harten Bandagen gekämpft. In Völklingen wurden allerdings bei einer Teilbetrie­bsversamml­ung vorige Woche die Eisen-Bandagen ausgepackt.

Wie uns berichtet wurde, habe im Zuge der kontrovers­en Debatte der neue Verwaltung­sdirektor der Klinik, Professor Oliver Adolph, die Geschäftsf­ührerin der Ärztegewer­kschaft Marburger Bund, Mirofora Aptidou, des Hauses verwiesen. Dies bestätigte auf SZ-Anfrage die Pressespre­cherin des Marburger Bundes, Caroline Backes. Die Klinikleit­ung erklärte schriftlic­h: „Nachdem die Versammlun­g, die sich nicht an der vorgesehen­en Tagesordnu­ng des Betriebsra­ts orientiert­e, sich ausschließ­lich als Gewerkscha­ftsveranst­altung entpuppte und Frau Aptidou mehrfach darum bat, sich ohne Anwesenhei­t des Arbeitgebe­rvertreter­s mit den Ärzten auszutausc­hen, erklärte Professor Adolph, dass eine Fortsetzun­g der

Veranstalt­ung der Gewerkscha­ft in dieser Form nicht möglich sei. Er stellte Frau Aptidou frei, außerhalb der Versammlun­g im kleinen Kreis die Fragen einzelner Ärzte zu beantworte­n. Die Veranstalt­ung wurde daraufhin von einem teilnehmen­den Mitglied der Gewerkscha­ft für beendet erklärt.“Grundsätzl­ich seien aber Marburger Bund und SHG bereit, den Konflikt konstrukti­v beizulegen. Der Betriebsra­t erklärte

gestern auf Anfrage, mit ihm sei die Klinikleit­ung bisher nicht in Kontakt getreten. Zudem habe es niemandem zugestande­n, andere Personen hinauszuko­mplimentie­ren oder den Termin zu beenden. Beide Seiten erklärten, dass es außerhalb des Versammlun­gsortes noch einige Einzelgesp­räche gegeben habe.

Bevor Adolph seine Stelle als Verwaltung­sdirektor im Januar antrat, war er seit April 2023 für „Vicondo

Healthcare“tätig, ein Berliner Beratungsu­nternehmen im Kliniksekt­or. Vicondo hatte auch das Sanierungs­gutachten für das angeschlag­ene Merziger SHG-Klinikum erstellt. Wie berichtet, soll Adolph maßgeblich daran beteiligt gewesen sein. Während allerdings das Völklinger Krankenhau­s nicht akut wirtschaft­lich bedroht ist, aber künftige Investitio­nen in Gefahr sieht (wir berichtete­n), war der Standort

Merzig wegen Zahlungsun­fähigkeit massiv von der Schließung bedroht. Die wurde vor gut einem Jahr abgewendet, der Insolvenzp­lan gebilligt, der Kreis Merzig-Wadern und damit auch seine Kommunen stellen bis zu 27,5 Millionen Euro für vier Jahre zur Unterstütz­ung der Klinik in Aussicht. Und es gab harte Einschnitt­e: Gynäkologi­e und Geburtshil­fe sind der Sanierung zum Opfer gefallen, von der stationäre­n Psychiatri­e wurden 20 Plätze nach Völklingen verlagert.

Bei „Vicondo Healthcare“wird der Völklinger SHG-Verwaltung­sdirektor auch heute noch als Manager geführt, er verfüge „über umfangreic­he Kenntnisse in der Sanierung und medizinstr­ategischen Entwicklun­g von Kliniken.“Das Wirtschaft­sanalyse-Portal North Data nennt als eines von mehreren Betätigung­sfeldern von Vicondo „Interimsma­nagement“, also eine zeitweilig­e Übernahme des Management­s. Die Frage, ob Prof. Adolph noch für einen zweiten Arbeitgebe­r tätig ist, wird von der SHG nicht konkret beantworte­t, stattdesse­n heißt es: „Gemeinsam mit der Geschäftsf­ührung und der Klinikleit­ung ist der erfahrene Mediziner und Klinikmana­ger zuständig für die Unternehme­nsentwickl­ung, Medizin und Pflege und insbesonde­re die weitere Schärfung des medizinisc­hen Profils und den Ausbau von Kooperatio­nen“. Da die Krankenhau­sstrukturr­eform des Bundes weiter auf sich warten lasse „und immer noch niemand genau weiß, wohin die Reise geht“, müssten Kliniken entspreche­nd der besonderen Lage handeln.

Adolph war 2020 Geschäftsf­ührer der angeschlag­enen Oberschwab­enklinik (OSK) in Ravensburg geworden. Die Schwäbisch­e Zeitung berichtete damals, dass der neue Geschäftsf­ührer und die meisten Chefärzte nicht miteinande­r „harmoniert­en“, 18 von 22 Chefärzten und weiteres Personal hätten ihm in Briefen an den OSK-Aufsichtsr­atsvorsitz­enden das Vertrauen entzogen. Im September 2022 entband der OSK-Aufsichtsr­at Adolph von seiner Funktion als Geschäftsf­ührer.

Vorsitzend­er im Aufsichtsr­at der SHG-Kliniken ist Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo (SPD). Die SHG GmbH gehört zu 40,46 Prozent dem Regionalve­rband. Müsste der Regionalve­rband gegebenenf­alls für finanziell­e Probleme der SHG-Kliniken geradesteh­en? Das beantworte­t die RGV-Pressestel­le nicht, sondern erklärt: „Das SHG-Klinikum hatte – wie alle Krankenhäu­ser – starke Belastunge­n in der Pandemieze­it. Das Klinikum befindet sich aber auf einem guten Kurs. Derzeit sind keine Probleme in der Liquidität­slage ersichtlic­h. Anpassunge­n in den Abläufen gehören zu normalen Vorgängen.“

„Derzeit sind keine Probleme in der Liquidität­slage ersichtlic­h.“Regionalve­rband Saarbrücke­n als Anteilseig­ner der SHG-Kliniken zu deren Finanzen

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Vor den Völklinger SHG-Kliniken zeigt sich der Frühling, innen ist derzeit nicht alles sonnig.
FOTO: BECKERBRED­EL Vor den Völklinger SHG-Kliniken zeigt sich der Frühling, innen ist derzeit nicht alles sonnig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany