Dicke Luft in Völklinger SHG-Kliniken
Verwaltungsdirektor im Clinch mit der Gewerkschaft? Bei Betriebsteilversammlung gab es einen „Rauswurf “, der unterschiedlich bewertet wird.
In zahlreichen Krankenhäusern ist das Geld knapp, daher wird über künftige Strukturen und Personalien sicher nicht nur in den Völklinger SHG-Kliniken auch mal mit harten Bandagen gekämpft. In Völklingen wurden allerdings bei einer Teilbetriebsversammlung vorige Woche die Eisen-Bandagen ausgepackt.
Wie uns berichtet wurde, habe im Zuge der kontroversen Debatte der neue Verwaltungsdirektor der Klinik, Professor Oliver Adolph, die Geschäftsführerin der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Mirofora Aptidou, des Hauses verwiesen. Dies bestätigte auf SZ-Anfrage die Pressesprecherin des Marburger Bundes, Caroline Backes. Die Klinikleitung erklärte schriftlich: „Nachdem die Versammlung, die sich nicht an der vorgesehenen Tagesordnung des Betriebsrats orientierte, sich ausschließlich als Gewerkschaftsveranstaltung entpuppte und Frau Aptidou mehrfach darum bat, sich ohne Anwesenheit des Arbeitgebervertreters mit den Ärzten auszutauschen, erklärte Professor Adolph, dass eine Fortsetzung der
Veranstaltung der Gewerkschaft in dieser Form nicht möglich sei. Er stellte Frau Aptidou frei, außerhalb der Versammlung im kleinen Kreis die Fragen einzelner Ärzte zu beantworten. Die Veranstaltung wurde daraufhin von einem teilnehmenden Mitglied der Gewerkschaft für beendet erklärt.“Grundsätzlich seien aber Marburger Bund und SHG bereit, den Konflikt konstruktiv beizulegen. Der Betriebsrat erklärte
gestern auf Anfrage, mit ihm sei die Klinikleitung bisher nicht in Kontakt getreten. Zudem habe es niemandem zugestanden, andere Personen hinauszukomplimentieren oder den Termin zu beenden. Beide Seiten erklärten, dass es außerhalb des Versammlungsortes noch einige Einzelgespräche gegeben habe.
Bevor Adolph seine Stelle als Verwaltungsdirektor im Januar antrat, war er seit April 2023 für „Vicondo
Healthcare“tätig, ein Berliner Beratungsunternehmen im Kliniksektor. Vicondo hatte auch das Sanierungsgutachten für das angeschlagene Merziger SHG-Klinikum erstellt. Wie berichtet, soll Adolph maßgeblich daran beteiligt gewesen sein. Während allerdings das Völklinger Krankenhaus nicht akut wirtschaftlich bedroht ist, aber künftige Investitionen in Gefahr sieht (wir berichteten), war der Standort
Merzig wegen Zahlungsunfähigkeit massiv von der Schließung bedroht. Die wurde vor gut einem Jahr abgewendet, der Insolvenzplan gebilligt, der Kreis Merzig-Wadern und damit auch seine Kommunen stellen bis zu 27,5 Millionen Euro für vier Jahre zur Unterstützung der Klinik in Aussicht. Und es gab harte Einschnitte: Gynäkologie und Geburtshilfe sind der Sanierung zum Opfer gefallen, von der stationären Psychiatrie wurden 20 Plätze nach Völklingen verlagert.
Bei „Vicondo Healthcare“wird der Völklinger SHG-Verwaltungsdirektor auch heute noch als Manager geführt, er verfüge „über umfangreiche Kenntnisse in der Sanierung und medizinstrategischen Entwicklung von Kliniken.“Das Wirtschaftsanalyse-Portal North Data nennt als eines von mehreren Betätigungsfeldern von Vicondo „Interimsmanagement“, also eine zeitweilige Übernahme des Managements. Die Frage, ob Prof. Adolph noch für einen zweiten Arbeitgeber tätig ist, wird von der SHG nicht konkret beantwortet, stattdessen heißt es: „Gemeinsam mit der Geschäftsführung und der Klinikleitung ist der erfahrene Mediziner und Klinikmanager zuständig für die Unternehmensentwicklung, Medizin und Pflege und insbesondere die weitere Schärfung des medizinischen Profils und den Ausbau von Kooperationen“. Da die Krankenhausstrukturreform des Bundes weiter auf sich warten lasse „und immer noch niemand genau weiß, wohin die Reise geht“, müssten Kliniken entsprechend der besonderen Lage handeln.
Adolph war 2020 Geschäftsführer der angeschlagenen Oberschwabenklinik (OSK) in Ravensburg geworden. Die Schwäbische Zeitung berichtete damals, dass der neue Geschäftsführer und die meisten Chefärzte nicht miteinander „harmonierten“, 18 von 22 Chefärzten und weiteres Personal hätten ihm in Briefen an den OSK-Aufsichtsratsvorsitzenden das Vertrauen entzogen. Im September 2022 entband der OSK-Aufsichtsrat Adolph von seiner Funktion als Geschäftsführer.
Vorsitzender im Aufsichtsrat der SHG-Kliniken ist Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (SPD). Die SHG GmbH gehört zu 40,46 Prozent dem Regionalverband. Müsste der Regionalverband gegebenenfalls für finanzielle Probleme der SHG-Kliniken geradestehen? Das beantwortet die RGV-Pressestelle nicht, sondern erklärt: „Das SHG-Klinikum hatte – wie alle Krankenhäuser – starke Belastungen in der Pandemiezeit. Das Klinikum befindet sich aber auf einem guten Kurs. Derzeit sind keine Probleme in der Liquiditätslage ersichtlich. Anpassungen in den Abläufen gehören zu normalen Vorgängen.“
„Derzeit sind keine Probleme in der Liquiditätslage ersichtlich.“Regionalverband Saarbrücken als Anteilseigner der SHG-Kliniken zu deren Finanzen