Rundgang durch die Bildstocker Historie
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Regionalverbandes führte Wolfgang Willems Interessierte durch Bildstock. Dort gab es viel zu entdecken.
Der Rundgang, den Wolfgang Willems im Auftrag des Vereins „Geographie ohne Grenzen“anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Regionalverbandes in Friedrichsthal anbot, sorgte bei den Beteiligten für Überraschung. Nicht, weil der Gästeführer sich auf den Ortsteil Bildstock konzentrierte, sondern weil es dort für die meisten deutlich mehr als vermutet zu entdecken gab: „Bildstock – in Friedrichsthal ganz oben“.
Willems startete seinen Rundgang auf dem Bildstocker Marktplatz. „Ex silva“, aus dem Wald wurde 1707 erstmals Bildstock mit dem Köhler Remigius Muno als Bewohner erwähnt. „Wege führten schon immer von der Höhe hinunter ins Tal: 1757 wurde die heutige Saarbrücker Straße vom Marktplatz Friedrichsthal zum Markt Bildstock, mit ihren Serpentinen gebaut“, erzählt Willems. Der Name Bildstock ließe sich in das Jahr 1600 zurückverfolgen, als ein Pilger in der Region nach einer Legende ein Madonnen-Bild in einem hohlen Baum aufgestellt haben soll. So werde der Name Bildstock für diesen Friedrichsthaler Stadtteil erklärt. Als Namensgeber der kleinen Siedlung gilt Graf Friedrich Ludwig von Nassau-Ottweiler. 1723 erteilte er mit einer ersten urkundlichen Erwähnung die Genehmigung zum Bau einer Glashütte. Vor der Entdeckung der Steinkohlenlager gab es kaum einen Anreiz, sich im Sulzbachtal anzusiedeln: „Dudweiler am Tal-Ausgang zur Saar wurde 977 erstmals erwähnt, Sulzbach erst 1346 zum ersten Mal genannt und Friedrichsthal an den Sulzbach-Quellen ist erst 1723 um eine Glashütte herum entstanden“, informierte Willems seine Gäste.
Nachdem die Glas-Schmelzen 1747 die heimische Kohle als Energieträger entdeckten, brachte der Bergbau der Siedlung ungeahnten Aufschwung, was sich auch in einer wachsenden Bevölkerungszahl niederschlug. Zwischen 1816 – Bildstock zählte damals gerade einmal 61 Einwohner – und 1866 verzehnfachte sich die Einwohnerzahl auf 4000 Bewohner in ganz Friedrichsthal.
„Mit einer Höhe von etwa zehn Metern unübersehbar lässt sich im Sockel der Marien-Säule die Bildstocker Geschichte entdecken: an
gefangen bei der gräflichen Schäferei bis hin zum Bau des Rechtsschutzsaales“, weiß Willems. Er verwies auch auf eine Gedenktafel an den Bergmann Nikolaus Warken (18511920), der hier am Markt zwei Jahre wohnte. Warken setzte sich im 19. Jahrhundert für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Bergleute ein. Warken, mit Spitznamen symbolisch als wichtiger „Eckstein“der Bergarbeiter-Bewegung bezeichnet, war der Begründer der
Gewerkschaftsbewegung in Bildstock.
„Bildstocks Untergrund ist wegen der früheren Kohlen-Vorkommen ausgehöhlt wie ein Schweizer Käse“, sagte Willems auf dem Weg zur St. Josef-Kirche. Hier warf die Gruppe einen Blick auf „dieses Kleinod künstlerischer Kirchenraum-Gestaltung“. Weiter lief die Gruppe durch den Villinger Park – benannt nach der Partnerstadt im Schwarzwald – bis hin zum 393 Meter hohen Hofer
kopf, auch Glashütter Berg oder einfach Bildstocker Höhe genannt. Ein historisches Denkmal – „allerdings leicht zu übersehen“– ist hier oben der sogenannte Dreibannstein aus dem Jahr 1763. Dann ging es vorbei am Bildstöckel, der Ort an dem der Sage nach ein Pilger zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) eine Marien-Figur als Dank seines Überlebens in einen hohlen Baum gestellt haben soll, bis hoch zum Standort des früheren HoferkopfTurmes.
Ab 1931 gab es hier oben mit dem Hoferkopfturm auf dem Wasserbehälter als Wahrzeichen von Bildstock bereits einen Aussichtspunkt. 1972 musste der Turm jedoch wegen Grubenschäden aufgegeben werden. Bei gutem Wetter konnte man von hier aus bis zu den französischen Vogesen-Bergen schauen. 1994 sollte ein neuer Aussichtspunkt geschaffen werden. Das Technische Hilfswerk errichtete einen 21 Meter hohen hölzernen Hoferkopfturm, der allerdings wegen verfaulenden Holzes 2014 abzureißen war. Willems: „Leider ist es bislang nicht mehr gelungen – derzeit wird über einen Förderverein wieder für einen Neubau gesammelt – etwas Vergleichbares zu errichten.“
Die Höhe verlassend, ging es zur
Marienkapelle aus dem Jahr 1953 und dann vorbei an der 1964 errichteten Josef-Statue mit dem Kreuz und den 1962 aufgestellten Kreuzweg-Stationen wieder hinunter in den Ort. Dort zeigte Wolfgang Willems der Gruppe das Gasthaus Kron. Dessen Wirt Nikolaus Kron war Kassierer des Rechtsschutzvereins. Von diesem Gastwirt kam dann auch das Grundstück in der Hofstraße zum Bau des Rechtsschutzsaales. Das Gebäude ist als „Haus der Solidarität“bezeichnet, da es als ältestes deutsches Gewerkschaftshaus anzusehen ist. Im Mai 1889 versammelten sich 3 000 Bergarbeiter bei Bildstock, um eine Verbesserung ihrer prekären Arbeitsbedingungen zu fordern.
Neben der Geschichte um den von der Bergwerksdirektion „wegen hervorragender agitatorischer Tätigkeit“entlassenen Bergmann Nikolaus Warken ergänzte Willems im Rechtsschutzsaal seinen bisher analogen Stadtrundgang um einen Beamer-Bildvortrag zur denkmalgeschützten Bergarbeitersiedlung in Maybach mit einem Abschlussbild des einst als Schule gebauten Friedrichsthaler Rathauses.