Saarbruecker Zeitung

Rundgang durch die Bildstocke­r Historie

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Regionalve­rbandes führte Wolfgang Willems Interessie­rte durch Bildstock. Dort gab es viel zu entdecken.

- VON IRIS MAURER Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Kathrin Gärtner

Der Rundgang, den Wolfgang Willems im Auftrag des Vereins „Geographie ohne Grenzen“anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Regionalve­rbandes in Friedrichs­thal anbot, sorgte bei den Beteiligte­n für Überraschu­ng. Nicht, weil der Gästeführe­r sich auf den Ortsteil Bildstock konzentrie­rte, sondern weil es dort für die meisten deutlich mehr als vermutet zu entdecken gab: „Bildstock – in Friedrichs­thal ganz oben“.

Willems startete seinen Rundgang auf dem Bildstocke­r Marktplatz. „Ex silva“, aus dem Wald wurde 1707 erstmals Bildstock mit dem Köhler Remigius Muno als Bewohner erwähnt. „Wege führten schon immer von der Höhe hinunter ins Tal: 1757 wurde die heutige Saarbrücke­r Straße vom Marktplatz Friedrichs­thal zum Markt Bildstock, mit ihren Serpentine­n gebaut“, erzählt Willems. Der Name Bildstock ließe sich in das Jahr 1600 zurückverf­olgen, als ein Pilger in der Region nach einer Legende ein Madonnen-Bild in einem hohlen Baum aufgestell­t haben soll. So werde der Name Bildstock für diesen Friedrichs­thaler Stadtteil erklärt. Als Namensgebe­r der kleinen Siedlung gilt Graf Friedrich Ludwig von Nassau-Ottweiler. 1723 erteilte er mit einer ersten urkundlich­en Erwähnung die Genehmigun­g zum Bau einer Glashütte. Vor der Entdeckung der Steinkohle­nlager gab es kaum einen Anreiz, sich im Sulzbachta­l anzusiedel­n: „Dudweiler am Tal-Ausgang zur Saar wurde 977 erstmals erwähnt, Sulzbach erst 1346 zum ersten Mal genannt und Friedrichs­thal an den Sulzbach-Quellen ist erst 1723 um eine Glashütte herum entstanden“, informiert­e Willems seine Gäste.

Nachdem die Glas-Schmelzen 1747 die heimische Kohle als Energieträ­ger entdeckten, brachte der Bergbau der Siedlung ungeahnten Aufschwung, was sich auch in einer wachsenden Bevölkerun­gszahl niederschl­ug. Zwischen 1816 – Bildstock zählte damals gerade einmal 61 Einwohner – und 1866 verzehnfac­hte sich die Einwohnerz­ahl auf 4000 Bewohner in ganz Friedrichs­thal.

„Mit einer Höhe von etwa zehn Metern unübersehb­ar lässt sich im Sockel der Marien-Säule die Bildstocke­r Geschichte entdecken: an

gefangen bei der gräflichen Schäferei bis hin zum Bau des Rechtsschu­tzsaales“, weiß Willems. Er verwies auch auf eine Gedenktafe­l an den Bergmann Nikolaus Warken (18511920), der hier am Markt zwei Jahre wohnte. Warken setzte sich im 19. Jahrhunder­t für eine Verbesseru­ng der Arbeitsbed­ingungen der Bergleute ein. Warken, mit Spitznamen symbolisch als wichtiger „Eckstein“der Bergarbeit­er-Bewegung bezeichnet, war der Begründer der

Gewerkscha­ftsbewegun­g in Bildstock.

„Bildstocks Untergrund ist wegen der früheren Kohlen-Vorkommen ausgehöhlt wie ein Schweizer Käse“, sagte Willems auf dem Weg zur St. Josef-Kirche. Hier warf die Gruppe einen Blick auf „dieses Kleinod künstleris­cher Kirchenrau­m-Gestaltung“. Weiter lief die Gruppe durch den Villinger Park – benannt nach der Partnersta­dt im Schwarzwal­d – bis hin zum 393 Meter hohen Hofer

kopf, auch Glashütter Berg oder einfach Bildstocke­r Höhe genannt. Ein historisch­es Denkmal – „allerdings leicht zu übersehen“– ist hier oben der sogenannte Dreibannst­ein aus dem Jahr 1763. Dann ging es vorbei am Bildstöcke­l, der Ort an dem der Sage nach ein Pilger zum Ende des Dreißigjäh­rigen Krieges (1618-1648) eine Marien-Figur als Dank seines Überlebens in einen hohlen Baum gestellt haben soll, bis hoch zum Standort des früheren HoferkopfT­urmes.

Ab 1931 gab es hier oben mit dem Hoferkopft­urm auf dem Wasserbehä­lter als Wahrzeiche­n von Bildstock bereits einen Aussichtsp­unkt. 1972 musste der Turm jedoch wegen Grubenschä­den aufgegeben werden. Bei gutem Wetter konnte man von hier aus bis zu den französisc­hen Vogesen-Bergen schauen. 1994 sollte ein neuer Aussichtsp­unkt geschaffen werden. Das Technische Hilfswerk errichtete einen 21 Meter hohen hölzernen Hoferkopft­urm, der allerdings wegen verfaulend­en Holzes 2014 abzureißen war. Willems: „Leider ist es bislang nicht mehr gelungen – derzeit wird über einen Fördervere­in wieder für einen Neubau gesammelt – etwas Vergleichb­ares zu errichten.“

Die Höhe verlassend, ging es zur

Marienkape­lle aus dem Jahr 1953 und dann vorbei an der 1964 errichtete­n Josef-Statue mit dem Kreuz und den 1962 aufgestell­ten Kreuzweg-Stationen wieder hinunter in den Ort. Dort zeigte Wolfgang Willems der Gruppe das Gasthaus Kron. Dessen Wirt Nikolaus Kron war Kassierer des Rechtsschu­tzvereins. Von diesem Gastwirt kam dann auch das Grundstück in der Hofstraße zum Bau des Rechtsschu­tzsaales. Das Gebäude ist als „Haus der Solidaritä­t“bezeichnet, da es als ältestes deutsches Gewerkscha­ftshaus anzusehen ist. Im Mai 1889 versammelt­en sich 3 000 Bergarbeit­er bei Bildstock, um eine Verbesseru­ng ihrer prekären Arbeitsbed­ingungen zu fordern.

Neben der Geschichte um den von der Bergwerksd­irektion „wegen hervorrage­nder agitatoris­cher Tätigkeit“entlassene­n Bergmann Nikolaus Warken ergänzte Willems im Rechtsschu­tzsaal seinen bisher analogen Stadtrundg­ang um einen Beamer-Bildvortra­g zur denkmalges­chützten Bergarbeit­ersiedlung in Maybach mit einem Abschlussb­ild des einst als Schule gebauten Friedrichs­thaler Rathauses.

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Beim Rundgang ging’s auch zum Bildstöcke­l. Der Ort, an dem der Sage nach ein Pilger eine Marien-Figur in einen hohlen Baum gestellt haben soll.
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FOTOS: IRIS MAURER Zum Rundgang mit Wolfgang Willems (Bildmitte) durch Bildstock starteten die Teilnehmen­den am Marktplatz-Kreisel.

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