Saarbruecker Zeitung

Lilien zwischen Ernüchteru­ng und Blick in die Zukunft

Nach dem erwarteten und nun besiegelte­n Abstieg in die 2. Liga ist der Frust beim SV Darmstadt 98 groß. Trainer Torsten Lieberknec­ht soll bleiben.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert David Hoffmann

(dpa) Im Moment der großen Enttäuschu­ng fand Rüdiger Fritsch klare Worte. Es sei eine „scheiß Saison“gewesen, sagte der 62-jährige Präsident des SV Darmstadt 98 nach dem nun auch rechnerisc­h feststehen­den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. Dementspre­chend „bescheiden oder auch beschissen – je nachdem, welche Wortwahl man treffen möchte“sei auch seine Gemütslage, erklärte Fritsch. Auch Torwart Marcel Schuhen konnte am späten Sonntagabe­nd das berühmte „Sch...“-Wort inmitten der Emotionen nicht vermeiden. „Ja, es ist scheiße, ein Scheißgefü­hl. Das muss man einfach sagen.“

Überrasche­nd kam der Abstieg für den SV Darmstadt 98 nicht. Die Lilien haben längst den Anschluss an den Relegation­splatz verpasst und dümpeln seit Wochen auf dem letzten Tabellenpl­atz vor sich hin. Die Bilanz liest sich erschrecke­nd: Nach 31 Spieltagen stehen mickrige 17 Punkte und nur drei Siege auf der Habenseite. Der Club habe in dieser Saison einfach „zu viel Murks“erleben müssen, um den Klassenver­bleib zu schaffen, sagte Fritsch.

Die Frage im Laufe der Rückrunde lautete daher weniger, ob Darmstadt absteigen werde, sondern vielmehr wann der Gang in die 2. Liga nach nur einem Jahr im Oberhaus feststehen würde. Mit der 0:1-Heimnieder­lage gegen den 1. FC Heidenheim wurden nun Fakten geschaffen. „Ich weiß nicht, ob das ein schlauer Vergleich ist jetzt: Aber das ist wie mit der 102-jährigen Oma, wo man weiß, irgendwann ist es so weit – und dann ist es so weit. Dann ist man trotzdem sehr, sehr traurig“, sagte Fritsch niedergesc­hlagen.

Voreilige Schlüsse werde die Klubführun­g aber nicht ziehen – das machte der Präsident deutlich. Die Hessen streben eine Zusammenar­beit mit Trainer Torsten Lieberknec­ht auch über das Saisonende hinaus an. „Wir stellen ihm es frei. Wir wollen hier was aufbauen – längerfris­tig“, sagte Fritsch.

Zunächst einmal aber will die Mannschaft die enttäusche­nd verlaufend­e Saison analysiere­n. Die Pleite gegen Heidenheim sei ein Spiegelbil­d der Saison gewesen – da waren sich alle einig. Die Darmstädte­r zeigten sich bemüht. Am Ende reichte es gegen Heidenheim wie schon so oft in dieser Saison nicht, um Punkte zu holen. Bezeichnen­derweise fiel das Gegentor von Nikola Dovedan in der 90. Minute.

„Ich glaube, das Allerwicht­igste ist, dass man zueinander ehrlich ist und man auch aufarbeite­t, warum man abgestiege­n ist“, sagte Torhüter Schuhen. Nun gehe es darum, eine „gute Truppe“für die kommende Saison in der 2. Liga auf den Rasen zu bekommen. Trainer Lieberknec­ht betonte, dass man mit der Leistung beim jüngsten Heimspiel mit Würde abgestiege­n sei. „Momente der Niederlage gehören zum FußballerL­eben dazu“, sagte Lieberknec­ht: „Wichtig ist, dass man Haltung bewahrt. Wir müssen nicht mit Scham durch Darmstadt gehen. Enttäuscht ja, aber nicht verschämt.“

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FOTO: ANSPACH/DPA Mathias Honsak (rechts) und seine Kollegen stehen nach dem Spielende gegen Heidenheim und dem besiegelte­n Abstieg vor der Fankurve.

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