Lilien zwischen Ernüchterung und Blick in die Zukunft
Nach dem erwarteten und nun besiegelten Abstieg in die 2. Liga ist der Frust beim SV Darmstadt 98 groß. Trainer Torsten Lieberknecht soll bleiben.
(dpa) Im Moment der großen Enttäuschung fand Rüdiger Fritsch klare Worte. Es sei eine „scheiß Saison“gewesen, sagte der 62-jährige Präsident des SV Darmstadt 98 nach dem nun auch rechnerisch feststehenden Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. Dementsprechend „bescheiden oder auch beschissen – je nachdem, welche Wortwahl man treffen möchte“sei auch seine Gemütslage, erklärte Fritsch. Auch Torwart Marcel Schuhen konnte am späten Sonntagabend das berühmte „Sch...“-Wort inmitten der Emotionen nicht vermeiden. „Ja, es ist scheiße, ein Scheißgefühl. Das muss man einfach sagen.“
Überraschend kam der Abstieg für den SV Darmstadt 98 nicht. Die Lilien haben längst den Anschluss an den Relegationsplatz verpasst und dümpeln seit Wochen auf dem letzten Tabellenplatz vor sich hin. Die Bilanz liest sich erschreckend: Nach 31 Spieltagen stehen mickrige 17 Punkte und nur drei Siege auf der Habenseite. Der Club habe in dieser Saison einfach „zu viel Murks“erleben müssen, um den Klassenverbleib zu schaffen, sagte Fritsch.
Die Frage im Laufe der Rückrunde lautete daher weniger, ob Darmstadt absteigen werde, sondern vielmehr wann der Gang in die 2. Liga nach nur einem Jahr im Oberhaus feststehen würde. Mit der 0:1-Heimniederlage gegen den 1. FC Heidenheim wurden nun Fakten geschaffen. „Ich weiß nicht, ob das ein schlauer Vergleich ist jetzt: Aber das ist wie mit der 102-jährigen Oma, wo man weiß, irgendwann ist es so weit – und dann ist es so weit. Dann ist man trotzdem sehr, sehr traurig“, sagte Fritsch niedergeschlagen.
Voreilige Schlüsse werde die Klubführung aber nicht ziehen – das machte der Präsident deutlich. Die Hessen streben eine Zusammenarbeit mit Trainer Torsten Lieberknecht auch über das Saisonende hinaus an. „Wir stellen ihm es frei. Wir wollen hier was aufbauen – längerfristig“, sagte Fritsch.
Zunächst einmal aber will die Mannschaft die enttäuschend verlaufende Saison analysieren. Die Pleite gegen Heidenheim sei ein Spiegelbild der Saison gewesen – da waren sich alle einig. Die Darmstädter zeigten sich bemüht. Am Ende reichte es gegen Heidenheim wie schon so oft in dieser Saison nicht, um Punkte zu holen. Bezeichnenderweise fiel das Gegentor von Nikola Dovedan in der 90. Minute.
„Ich glaube, das Allerwichtigste ist, dass man zueinander ehrlich ist und man auch aufarbeitet, warum man abgestiegen ist“, sagte Torhüter Schuhen. Nun gehe es darum, eine „gute Truppe“für die kommende Saison in der 2. Liga auf den Rasen zu bekommen. Trainer Lieberknecht betonte, dass man mit der Leistung beim jüngsten Heimspiel mit Würde abgestiegen sei. „Momente der Niederlage gehören zum FußballerLeben dazu“, sagte Lieberknecht: „Wichtig ist, dass man Haltung bewahrt. Wir müssen nicht mit Scham durch Darmstadt gehen. Enttäuscht ja, aber nicht verschämt.“